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In der katholischen Wochenzeitschrift "Deutscher Hausschatz" begann im siebten Jahrgang 1880/1881 unter dem Titel "Giölgeda padishanün. Reise-Erinnerungen aus dem Türkenreiche von Karl May" Karl Mays großer Orientroman zu erscheinen, der seinen Erfolg als Abenteuerschriftsteller begründete. Fasziniert von Mays Romanen kontaktierte 1891 der junge Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld den Autor. Gemeinsam schufen sie die Reihe "Carl Mays gesammelte Reiseromane", die wenig später in "Karl May's gesammelte Reiseerzählungen" umbenannt wurde. "Von Bagdad nach Stambul" war der dritte Band dieser Reihe,…mehr

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Produktbeschreibung
In der katholischen Wochenzeitschrift "Deutscher Hausschatz" begann im siebten Jahrgang 1880/1881 unter dem Titel "Giölgeda padishanün. Reise-Erinnerungen aus dem Türkenreiche von Karl May" Karl Mays großer Orientroman zu erscheinen, der seinen Erfolg als Abenteuerschriftsteller begründete. Fasziniert von Mays Romanen kontaktierte 1891 der junge Verleger Friedrich Ernst Fehsenfeld den Autor. Gemeinsam schufen sie die Reihe "Carl Mays gesammelte Reiseromane", die wenig später in "Karl May's gesammelte Reiseerzählungen" umbenannt wurde. "Von Bagdad nach Stambul" war der dritte Band dieser Reihe, die Karl May berühmt machte und finanziell absicherte. Als nach der Jahrhundertwende - auch aufgrund von Querelen in der Öffentlichkeit um Karl May - der Absatz der Bücher zurückging, versuchten Autor und Verleger u.a. mit dem Start einer illustrierten Ausgabe dem entgegenzuwirken. Erstmals liegt nun ein Reprint dieses illustrierten Bandes vor.
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Autorenporträt
Karl May (25.02.1842 - 30.03.1912) stammt aus einer armen Weberfamilie im sächsischen Erzgebirge, absolvierte eine Ausbildung zum Volksschullehrer, geriet mit mehreren Hochstapeleien und Betrügereien auf die "schiefe Bahn", wurde dabei hart mit insgesamt sieben Jahren Arbeits- und Zuchthaus bestraft, schaffte es anschließend, seine überbordende Fantasie in Schriftstellerei umzumünzen, schrieb zunächst erzgebirgische Dorfgeschichten, erste exotische Erzählungen und fünf umfangreiche Fortsetzungsromane, bis er mit Jugend- und vor allem in der Ich-Form verfassten Reiseerzählungen, die im "Wilden Westen" oder im Orient spielen und deren Helden Old Shatterhand und Winnetou oder Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar heißen, seine geradezu klassischen Meisterwerke schuf, mit diesen im Alter von fünfzig Jahren durch die Herausgabe einer Buchausgabe von "Gesammelten Reiseromanen" den Durchbruch erzielte, fortan keine finanziellen Sorgen mehr litt, dafür aber unter anderem wegen seiner Vorstrafen in der deutschen Presse angefeindet wurde und daneben als seine letzten mehrere künstlerisch ambitionierte, unterschiedliche Leseebenen umfassende, philosophische Themen behandelnde und vor allem für den Gedanken der Völkerverständigung und des Friedens eintretende Romane schrieb. Die geschätzte Gesamtauflage der Werke Karl Mays liegt bei weit über 100 Millionen Bänden.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.04.2003

Bei den Trümmern von Babylon
Wie Karl May schon vor hundert Jahren die jüngsten Kriegsschauplätze bekannt machte

Karl May: Von Bagdad nach Stambul, Durchs wilde Kurdistan, Der Löwe der Blutrache, Bei den Trümmern von Babylon, Karl-May-Verlag Bamberg, Bde. 2, 3, 26, 27. Jeweils 13, 90 Euro.

Bagdad und Basra, Kerbela und Nadschaf, Hilla und Babylon, Ninive und Mossul - diese in den vergangenen vier, fünf Wochen täglich oftmals genannten Namen aus dem Irak kennen viele Deutsche schon aus ihrer Jugend - durch die Lektüre der Orient-Romane Karl Mays. Seitdem Arno Schmidt und Hans Wollschläger den "sächsischen Eskapisten" literarisch aufgewertet haben - Schmidt nannte ihn, bezogen auf das Spätwerk, den "vorläufig letzten Großmystiker unserer Literatur" -, darf man sich zu diesem Autor wieder bekennen, den einstmals sogar Ernst Bloch, Carl Zuckmayer, Hermann Hesse und andere durchaus zu schätzen wußten. Man rümpft bei Nennung seines Namens nur noch verhalten die Nase.

In seinen Orient-Büchern zeichnet May ein nach wissenschaftlichen Maßstäben häufig angreifbares Bild vom Islam. Dies beginnt mit dem Propheten Mohammed, den er als Beduinen bezeichnet - was dieser aber niemals war. Sein Urteil bleibt - wie bei anderen Autoren auch - der Zeit verhaftet. Sind heutige Urteile treffender? Was überhaupt ist ein zutreffendes Urteil über den Islam? Doch viele Fakten, die er anführt, historische, geographische, kulturgeschichtliche, bleiben gültig, mögen viele Interpretationen und Auffassungen des Autors auch vordergründig sein.

Über den Irak informiert May vor allem in dem Band "Von Bagdad nach Stambul", dem dritten Band jenes umfangreichen Werkes, das ursprünglich "Im Schatten des Padischah" hieß und heute die Bände eins bis sechs der Gesamtausgabe umfaßt. Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah, dessen Figur vielleicht dem Daudetschen Tartarin de Tarascon nachgeformt wurde, begegnen in diesem Band der Todeskarawane auf dem Weg nach Kerbela. Dabei erfährt der Leser vieles über Hintergrund und Ritus der schiitischen Konfession im Islam, die dieser Tage verstärkt von sich reden macht.

Bagdad, der Tigris, Babylon und die Region der Schiiten sind auch Schauplatz jener Tetralogie, die unter dem Sammeltitel "Im Reiche des Silbernen Löwen" zusammengefaßt wurde. Während die Handlung der beiden letzten Bände in Basra beginnt und dann hinüber nach Iran weist (May bedient sich hier, nach Schmidt, schon der symbolischen Schreibweise und verwendet seitenweise iambische Prosa), spielen die beiden ersten Bände noch im Gewande der traditionellen "Reiseerzählungen" Mays, bei den "Trümmern von Babylon". Der Held besucht da auch einen Ort namens Tekrit am Tigris, der heute als Takrit oder Tikrit als Saddam Husseins Heimat in den Nachrichten erscheint. Die Schiiten und ihre heiligen Schreine sind auch gegenwärtig in dem Band "Am Jenseits", der mit seiner esoterisch-spiritistischen Stimmung schon Mays Spätwerk zugerechnet werden kann.

In dem Band "Durchs wilde Kurdistan" (Band zwei der Orient-Romane) begegnen wir dem Pascha von Mossul ebenso wie den - noch heute vom Untergang bedrohten - kurdischen Yezidi im Nordirak, läßt May außerdem jene Berglandschaft am Großen und Kleinen Zab sowie den Dschebel Sindschar als Bühne der Handlung erscheinen, die bildungsbürgerliche Leser auch in den Schilderungen britischer Diplomaten und Archäologen des neunzehnten Jahrhunderts wiederfanden.

Sie bilden denn auch die wichtigsten Quellen für Mays Darstellung der Verhältnisse im Irak und in Kurdistan zu jener Zeit. Die Bibliothek des Phantasten aus Hohenstein-Ernsttal, der sich vom "Sohn armer Webersleute" und Häftling zum Villenbesitzer in Radebeul bei Dresden hochschrieb, ist heute weitgehend bekannt. Gerd Ueding und Reinhard Tschapke haben in ihrem Karl-May-Handbuch (Stuttgart 1987) jene Werke auflisten lassen, die der Autor zu Rate zog. Am wichtigsten sind Austen Henry Layards "Niniveh and its remains", das schon 1850 in Leipzig auf deutsch erschienen war: "Niniveh und seine Überreste, nebst einem Berichte über einen Besuch bei den chaldäischen Christen in Kurdistan und den Jezidi oder Teufelsanbetern". Auch den englischen Klassiker von Claudius James Rich "Reise nach Kurdistan und dem alten Niniveh", schon 1837 übersetzt, benutzte May. Der 13. Jahrgang der Zeitschrift "Globus" von 1868 diente May als Vorlage für die Beschreibung Babylons und für seine Schilderung einer Fahrt auf dem Tigris. Etliche Jahrgänge dieses Periodikums sind in Mays Besitz gewesen.

Erst im Jahre 1900 unternahm er selbst eine umfangreiche Orient-Reise, deren Eindrücke May in überraschend lakonischen Notizen festhielt. Nach dem jüngsten Krieg werden Kurden wie Schiiten mehr mitzureden haben als früher. Die von May bekannt gemachten Schauplätze werden so rasch nicht aus den Nachrichten verschwinden.

WOLFGANG GÜNTER LERCH

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