Im Jahr 2022 wählte Italien Giorgia Meloni an die Macht. Der große Erfolg der neuen extrem rechten Regierungschefin, die nie ein böses Wort über Mussolini verlor und einen neuen »italienischen Stolz« propagiert, kam keineswegs aus dem Nichts. Der windige Medientycoon und Politiker Silvio Berlusconi bereitete Italien über 30 Jahre einen konsequenten Weg in den Postfaschismus. Die Popularität harter rechter Politiker:innen wuchs und ist bis heute ungebrochen. Wie lässt sich das erklären? Was heißt das für Italiens Demokratie? Wie wirkt sich das auf die Zukunft Europas aus?Als »Underdog« habe sie den Aufstieg geschafft, erklärte Meloni und spielte damit auf ihre radikal rechten Wurzeln an. Doch ein Underdog war sie nie. Allerdings ließ sich ein Großteil der italienischen Wählerinnen und Wähler früher als in anderen westeuropäischen Ländern davon überzeugen, dass das »Establishment« der wahre Gegner sei. In der zweitgrößten Industrienation der EU stagnieren seit Jahren Wirtschaft undProduktivität, die Realeinkommen sinken, junge Menschen verlieren die Perspektive. Bekommt Italien sie mit dem Motto »Gott, Vaterland, Familie!« zurück?
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Ein insgesamt starkes Buch, das an einigen Stellen nicht genau genug argumentiert, hat Michael Braun laut Rezensent Thomas Jansen geschrieben. Es beschäftigt sich, lesen wir, mit einem hierzulande wenig bearbeiteten Thema: der jüngeren italienischen Politik, genauer gesagt, dem Aufstieg Giorgia Melonis, der während der Regierungszeit Silvio Berlusconis begann. Mit Braun rekapituliert Jansen die Stationen dieses Aufstiegs, der möglich wurde, da Berlusconi die Brandmauer zu den Postfaschisten, denen Meloni angehört, niederriss. Braun stellt die ersten Regierungsjahre Melonis angemessen differenziert dar, findet Jansen, allzu weit geht Meloni bislang noch nicht bei ihren Versuchen, die liberale Demokratie einzuschränken. Braun zufolge hat sie aber durchaus entsprechende Ziele, referiert Jansen, der an dieser Stelle kritisch anmerkt, dass der Autor nicht klar genug die Grenzen der Macht Melonis benennt. Auch fehlt eine Definition des Begriffs Postfaschismus, moniert er, was die Reichweite der Analyse einschränkt. Insgesamt jedoch fällt das Fazit über dieses keineswegs alarmistisch geschriebene Buch positiv aus.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH