Das originelle Reisebuch zweier Großstädter, die kaum Ahnung von Trek king und Outdoor hatten und sich trotzdem 3000 Kilometer Wanderung zutrauten. Und ein außergewöhnliches Dokument Osteuropas im Auf bruch in eine neue Zeit.
"Auf unserer Wanderung haben Kate und ich jeden Tag miteinander geredet, undefinierbare Mahlzeiten geteilt und uns wochenlang nicht die Haare gewaschen. Wir sind gelaufen, bis unsere Schuhe auseinanderfielen. Und am Ende haben wir geheiratet." Jason Goodwin und seine zukünftige Frau gingen nach dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs von Danzig bis zum Goldenen Horn. Sie kamen durch Polen und die Tschechoslowakei, zogen über die Hohe Tatra nach Ungarn, Siebenbürgen, Rumänien und Bulgarien. Sie durchquerten endlose Sonnenblumenfelder, Flussauen und die Karpaten. Sie gingen mit Mönchen schwimmen, begegneten neugierigen Kindern, verblüfften Dorfbewohnern und müden Bauern. Sie wanderten untrainiert, aber voller Ambitionen und folgten einer Landkarte, die es heute schon nicht mehr gibt.
"Auf unserer Wanderung haben Kate und ich jeden Tag miteinander geredet, undefinierbare Mahlzeiten geteilt und uns wochenlang nicht die Haare gewaschen. Wir sind gelaufen, bis unsere Schuhe auseinanderfielen. Und am Ende haben wir geheiratet." Jason Goodwin und seine zukünftige Frau gingen nach dem Fall der Mauer und des Eisernen Vorhangs von Danzig bis zum Goldenen Horn. Sie kamen durch Polen und die Tschechoslowakei, zogen über die Hohe Tatra nach Ungarn, Siebenbürgen, Rumänien und Bulgarien. Sie durchquerten endlose Sonnenblumenfelder, Flussauen und die Karpaten. Sie gingen mit Mönchen schwimmen, begegneten neugierigen Kindern, verblüfften Dorfbewohnern und müden Bauern. Sie wanderten untrainiert, aber voller Ambitionen und folgten einer Landkarte, die es heute schon nicht mehr gibt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.10.2008Schritt für Schritt
Es wird wieder mehr gelaufen. Das ist gut so, denn es gibt wohl keine bessere Möglichkeit, die Welt - und sich selbst - zu erkennen, als dies Schritt für Schritt zu tun. Das soll allerdings nicht heißen, dass es notwendig ist, jeden längeren Fußmarsch gleich in Prosa zu gießen, denn unter den vielen Wandererlebnisberichten, die in jüngster Zeit veröffentlicht wurden, war viel Spreu und wenig so guter Weizen wie die sensationell erfolgreiche Schilderung einer Pilgerreise auf dem Jakobsweg von Hape Kerkeling. Anders gesagt, es bedarf nicht nur einer gewissen Wortgewandtheit, sondern auch einer großen Souveränität im Umgang mit den eigenen Erfahrungen, wenn aus einer Wegbeschreibung mehr werden soll als ein schlichtes Tagebuch. Jason Goodwin hat Eigenschaften, die ihn befähigen, Überdurchschnittliches zu schaffen. Ausgestattet mit einem scharfen Blick für Situationen, mit einer guten Portion britischen Humors, in den sich reichlich Selbstironie mischt, und - für einen Historiker selbstverständlich - mit genug Hintergrund, um politische Zusammenhänge schlüssig darzustellen, wird sein Weg durch das alte Osteuropa zu einem fesselnden Vorgang. Er wäre allerdings noch erhellender geworden, wenn sich der Autor weniger mit den Widrigkeiten des Alltags unterwegs - schlechtes Essen, schlechte Unterkunft und gelegentlich auch schlechte Menschen - beschäftigt hätte, denn es hätte ihm bekannt sein müssen, dass kurz nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Herrschaft der "Ostblock" nicht aus Schlaraffenländern bestand. Hier aber wird Jason Goodwin höchst ungerecht, indem er vor allem Rumänien - wo er nicht zuletzt an den "Zigeunern" kein gutes Haar lässt - als das Schlimmste auf Erden schildert. Deutlich ist gewissermaßen als Nebeneffekt zu erkennen, wie alt seine Beschreibung aus heutiger Sicht ist, denn seit sie vor fünfzehn Jahren in Großbritannien veröffentlicht wurde, hat sich in dieser Weltgegend so viel so rasch verändert, dass die Wirklichkeit heute eine andere ist.
tg
"Von Danzig bis nach Istanbul - Zu Fuß durch das alte Europa" von Jason Goodwin. Malik Verlag, München 2008. 388 Seiten. Gebunden, 22,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es wird wieder mehr gelaufen. Das ist gut so, denn es gibt wohl keine bessere Möglichkeit, die Welt - und sich selbst - zu erkennen, als dies Schritt für Schritt zu tun. Das soll allerdings nicht heißen, dass es notwendig ist, jeden längeren Fußmarsch gleich in Prosa zu gießen, denn unter den vielen Wandererlebnisberichten, die in jüngster Zeit veröffentlicht wurden, war viel Spreu und wenig so guter Weizen wie die sensationell erfolgreiche Schilderung einer Pilgerreise auf dem Jakobsweg von Hape Kerkeling. Anders gesagt, es bedarf nicht nur einer gewissen Wortgewandtheit, sondern auch einer großen Souveränität im Umgang mit den eigenen Erfahrungen, wenn aus einer Wegbeschreibung mehr werden soll als ein schlichtes Tagebuch. Jason Goodwin hat Eigenschaften, die ihn befähigen, Überdurchschnittliches zu schaffen. Ausgestattet mit einem scharfen Blick für Situationen, mit einer guten Portion britischen Humors, in den sich reichlich Selbstironie mischt, und - für einen Historiker selbstverständlich - mit genug Hintergrund, um politische Zusammenhänge schlüssig darzustellen, wird sein Weg durch das alte Osteuropa zu einem fesselnden Vorgang. Er wäre allerdings noch erhellender geworden, wenn sich der Autor weniger mit den Widrigkeiten des Alltags unterwegs - schlechtes Essen, schlechte Unterkunft und gelegentlich auch schlechte Menschen - beschäftigt hätte, denn es hätte ihm bekannt sein müssen, dass kurz nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Herrschaft der "Ostblock" nicht aus Schlaraffenländern bestand. Hier aber wird Jason Goodwin höchst ungerecht, indem er vor allem Rumänien - wo er nicht zuletzt an den "Zigeunern" kein gutes Haar lässt - als das Schlimmste auf Erden schildert. Deutlich ist gewissermaßen als Nebeneffekt zu erkennen, wie alt seine Beschreibung aus heutiger Sicht ist, denn seit sie vor fünfzehn Jahren in Großbritannien veröffentlicht wurde, hat sich in dieser Weltgegend so viel so rasch verändert, dass die Wirklichkeit heute eine andere ist.
tg
"Von Danzig bis nach Istanbul - Zu Fuß durch das alte Europa" von Jason Goodwin. Malik Verlag, München 2008. 388 Seiten. Gebunden, 22,90 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Bereits 1990 hat Jason Goodwin seine Wanderung von Polen in die Türkei angetreten, und den erstmals 1993 publizierten Reisebericht für diese Ausgabe überarbeitet, teilt ein enttäuschter Thomas Medicus mit. Zwar möchte der Rezensent keinen Zweifel an den schriftstellerischen Qualitäten des durch historische Kriminalromane hervorgetretenen britischen Autors aufkommen lassen und hebt viele mitunter anrührende und häufig sehr eindrucksvolle Schilderungen hervor. Dennoch kommt Medicus nicht umhin festzustellen, dass es das Ost- und Mitteleuropa, wie Goodwin es beschreibt, heute so gar nicht mehr gibt, ohne dass der Autor dies in seiner Überarbeitung des ursprünglichen Buches ernsthaft reflektiere, weshalb diesen Schilderungen auch etwas hoffnungslos Veraltetes anhaftet, wie er moniert. Reizvoll wäre es zum Beispiel gewesen, hätte Goodwin seiner Reise von 1990 eine aktuelle Wanderung zur Seite gestellt, meint Medicus, dem so manches Fehlurteil über historisch-politische Hintergründe der Reiseländer aufgefallen ist. Lediglich in Siebenbürgen gelinge es dem Autor, so etwas wie einen spannenden "roten Faden" zu spinnen und sich zu einer Größe aufzuschwingen, die dem Buch ansonsten abgeht, so der insgesamt unzufriedene Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH