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Die Musikerbiographie erlebte im 18. Jahrhundert einen enormen Aufschwung. Als erster publizistischer Markstein gilt bis heute Johann Matthesons Sammelbiographie Grundlage einer Ehrenpforte (Hamburg 1740). Sie ist das späte Ergebnis eines langjährigen Entstehungsprozesses (nämlich seit 1713), der grundlegende Fragen und Probleme der damaligen Musikerbiographik erkennen lässt. Die in dieser Studie kommentierten Quellen aus dem Zeitraum 1702 bis ca. 1740 zeigen vor allem, dass es auch für Musiker oft „noch eines apologetischen Anlasses [bedurfte], um seine Lebensgeschichte, gar im Hinblick auf…mehr

Produktbeschreibung
Die Musikerbiographie erlebte im 18. Jahrhundert einen enormen Aufschwung. Als erster publizistischer Markstein gilt bis heute Johann Matthesons Sammelbiographie Grundlage einer Ehrenpforte (Hamburg 1740). Sie ist das späte Ergebnis eines langjährigen Entstehungsprozesses (nämlich seit 1713), der grundlegende Fragen und Probleme der damaligen Musikerbiographik erkennen lässt. Die in dieser Studie kommentierten Quellen aus dem Zeitraum 1702 bis ca. 1740 zeigen vor allem, dass es auch für Musiker oft „noch eines apologetischen Anlasses [bedurfte], um seine Lebensgeschichte, gar im Hinblick auf ihre Veröffentlichung, zu schreiben.“ (Günter Niggl) Das wirft die Frage nach Motiven und Rechtfertigungsstrategien der damals neuen Gattung auf. Theologische Argumente, „modestie“, öffentliches Ansehen und wirtschaftliche Aspekte bis hin zur Einkommenslage wurden dabei bemüht, auch unter Bezugnahme auf andere biographische Konzepte des 17. und frühen 18. Jahrhunderts (z. B. von André Félibien). Zunehmend galten Biographie und „Lebensart“ auch als Schlüssel zum Verständnis der Autoren und ihrer Werke: „Ihre Reden werde ich nicht nach des redenden Sinn verstehen, wenn ich den Urheber derselben nicht kenne. Ihre Schrifften werde ich nicht auslegen können, wenn nicht eine hinlängliche Lebens=Beschreibung mir den Weg dazu bähnet“ (J. H. Zedler 1735). Damit wird das zentrale Thema des Buches erkennbar: der in der schriftlich fixierten Biographie erkennbare Zusammenhang zwischen individueller Vita und den Bedingungen, unter denen Musiker lebten und handelten. Erst der Blick auf beides macht die Biographien zu aussagekräftigen Dokumenten, die in enger Beziehung zu sozialen, konfessionellen und kompositorischen Umbrüchen stehen. Aus dem Inhalt: Von Vasari über Karel von Mander und Félibien zu Mattheson • Mémoires, Musikerroman, Anekdoten • Biographik und moderne Musik um 1715 • Selbstmord des Stuttgarter Hofmusikers Weydner (1702) • Frömmigkeitsgeschichtliche Kontexte: Musik als ‚Teufelszeug’ • Gelehrsamkeit der Kantoren und die „charlataneria eruditorum“ • „Lebens=Art“ • Johann Lorenz Bach auf der Suche nach einer Anstellung • Johann Christian und Johann Georg Bach in Hohenlohe • Der Parnasse françois (1732) Titon du Tillets • Ausblick: Haydns autobiographische Skizze (1776). Joachim Kremer, Jg. 1958, ist seit 2001 Professor für Musikwissenschaft an der Musikhochschule Stuttgart. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in der Frühen Neuzeit, insbesondere widmen sich seine kulturgeschichtlich ausgerichteten Arbeiten den Bereichen Sozial- und Berufsgeschichte sowie der Biographik.