Die Auffassung, daß das Groteske im theoretischen Diskurs der Renaissance negativ besetzt war und nicht weiter reflektiert wurde (Bachtin) oder daß die Reflexion über das Groteske erst im 19. Jahrhundert weltanschaulichen Charakter annimmt (Kayser), wird in dieser Arbeit relativiert. In einem ersten Schritt wird die - kunsttheoretisch, poetologisch, philosophisch, theologisch und weltanschaulich geprägte - Diskussion des Grotesken in der Renaissance auf der Grundlage ihrer historischen und kulturellen Voraussetzungen präsentiert und interpretiert. In einem nächsten Schritt wird untersucht, welche Auswirkungen sich auf diesem Hintergrund für die Deutung literarischer Texte ergeben. Dabei werden exemplarisch einzelne Autoren und schriftstellerisch tätige Künstler (Colonna, Leonardo da Vinci, Michelangelo, Vasari, Cellini und Lomazzo) im Lichte der Entwicklung von den "Grottesken" in der Kunst zum Grotesken in der Literatur interpretiert.