Zu Recht betonten moderne Herausgeber wie B. Balzer die herausragende Bedeutung dieses Romans, den schon Wolfskehl in seiner Ästhetik maßlos bewunderte. Noch stark von romantischen Strömungen beeinflusst, ist er zugleich eine Spiegelbild sowohl individueller wie auch gesellschaftlicher Beziehungen. Damit steht der Roman auf der Grenzscheide zwischen psychologischer Seelenkunde und realistischer Systemkritik. Mit unvergleichlicher Spachgewalt führt Ricarda Huch die einzelnen Charaktere dem Leser in ihren Zwängen und Nöten dramatisch vor Augen. Geübt, in historischen Zusammenhängen zu denken,…mehr
Zu Recht betonten moderne Herausgeber wie B. Balzer die herausragende Bedeutung dieses Romans, den schon Wolfskehl in seiner Ästhetik maßlos bewunderte. Noch stark von romantischen Strömungen beeinflusst, ist er zugleich eine Spiegelbild sowohl individueller wie auch gesellschaftlicher Beziehungen. Damit steht der Roman auf der Grenzscheide zwischen psychologischer Seelenkunde und realistischer Systemkritik. Mit unvergleichlicher Spachgewalt führt Ricarda Huch die einzelnen Charaktere dem Leser in ihren Zwängen und Nöten dramatisch vor Augen. Geübt, in historischen Zusammenhängen zu denken, benutzt sie dazu die Metaphern einer versunkenen Vergangenheit, die in ihren moralischen Ansprüchen das Traditionsbewußtsein der Zeitgenossen zu überfordern scheint. Noch nie war Ricarda Huch so aktuell wie heute in Zeiten der Neubestimmung traditioneller Werte.Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Ricarda Huch (1864-1947) entstammte einer Kaufmannsfamilie und wuchs in Braunschweig auf. 1886 ging sie nach Zürich, wo sie das Abitur nachholte und Geschichte, Philologie sowie Philosophie studierte. 1892 wurde sie als eine der ersten deutschen Frauen überhaupt an der philosophischen Fakultät der Universität Zürich promoviert. Huch arbeitete zunächst als Bibliothekarin und als Lehrerin in Zürich und Bremen. Ab 1897 lebte sie in Wien, wo sie 1898 den Zahnarzt Ermanno Ceconi heiratete. Ihm folgte sie 1898-1900 in seine Heimatstadt Triest, die damals zu Österreich-Ungarn gehörte. In dieser Zeit erarbeitete sie die Geschichte der italienischen Einigung (Risorgimento) unter der Führung von Giuseppe Garibaldi. Lange lebte sie (1912-1916, 1918-1927) in München , wo viele wichtige Bücher entstanden, wie etwa die Biographie »Michael Bakunin« und die Anarchie (1923). Die Zeit von 1935 bis 1947, in der sie mit ihrer Tochter und ihrem zweiten Ehemann Franz Böhm in Jena lebte, lässt sich bis zum Kriegsende als innere Emigration beschreiben. Ricarda Huch widmete sich seit den 1910er Jahren der italienischen, deutschen und russischen Geschichte. Ihre monumentale deutsche Geschichte entstand zwischen 1934 und 1947 und umfasst sowohl das Mittelalter als auch die Frühe Neuzeit. Huch nahm an den vielfältigen Reformbewegungen der Weimarer Republik Anteil und publizierte unter anderem in der Zeitschrift »Die Neue Generation«. 1924 wurde sie Ehrenbürgerin Münchens; 1931 erhielt sie den Goethepreis der Stadt Frankfurt, 1944 den Wilhelm-Raabe-Preis und 1946 die Ehrendoktorwürde der Universität Jena.
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