In Die Logik der Sorge beschrieb Bernard Stiegler den epochalen Wandel des Erziehungssystems: Werte und Wissen werden nicht länger von einer Generation zur nächsten, sondern von den Medien vermittelt. Diese bringen jedoch keine mündigen Bürger hervor, sondern Konsumenten, die die Fähigkeit verlieren, Verantwortung zu übernehmen. Der Diagnose folgt nun die Auseinandersetzung mit Foucaults Konzept der Biopolitik. Nur wenn es uns gelingt, so folgert Stiegler, Bildung neu zu denken, wahren wir die Chance, daß die »Programmindustrien« wegen ihrer verheerenden psychischen Folgen eines Tages genauso geächtet werden wie heute z. B. die Tabakkonzerne.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Joseph Hanimann schätzt diesen zweiten Band von Bernard Stieglers "Logik der Sorge", auch wenn er einiges kritisch betrachtet. Er rekapituliert Stieglers Auseinandersetzung mit Foucault und seine Kritik an der Kulturindustrie. Diese führt in seinen Augen indes nicht weiter als Adornos Kritik der Kulturindustrie. Anregend findet er Stieglers Überlegungen allerdings dort, wo er seine Diagnose in eine Theorie der Sorge einbindet. Hier wird das Buch für ihn geradezu zu einem "Manifest gegen die Fahrlässigkeit". Allerdings kommt er nicht umhin, Stieglers Projekt über die Logik der Sorge vorzuhalten, es mangle ihm an einem "stringenten Gesamtkonzept". So scheinen ihm ganze Kapitel über Marcuse oder Agamben für die Analyse "unerheblich". Zudem moniert er eine Tendenz zum "philosophischen Jargon", der die Lektüre erschwert. Umso lobt er die klare und prägnante Übersetzung von Susanne Baghestani.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH