Produktdetails
- Walter Eucken Institut, Beiträge zur Ordnungstheorie und Ordnungspolitik 155
- Verlag: Mohr Siebeck
- 1998.
- Seitenzahl: 43
- Deutsch
- Abmessung: 225mm
- Gewicht: 67g
- ISBN-13: 9783161469213
- Artikelnr.: 24324404
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Die Auswirkungen des Euro auf das Weltwährungssystem
Otmar Issing: Von der D-Mark zum Euro. Verlag J. C. B. Mohr, Tübingen 1998, 48 Seiten, 48 DM.
Der Kauf dieses schmalen Bandes will wohlüberlegt sein. Immerhin kostet die Lektüre einer Seite dieser kleinen Schrift - ein Vortrag Otmar Issings, des Chefvolkswirts der Europäischen Zentralbank, vor dem Walter-Eucken-Institut in Freiburg - eine Mark. Aber es ist eine rentable Investition: Was hier auf achtundvierzig Seiten gut lesbar und nüchtern präsentiert wird, gibt weit mehr her, als andere Autoren auf hundert Seiten auswalzen.
Issing widmet sich pointiert einem besonderen Aspekt der Währungsunion: den Auswirkungen des Euros auf das Weltwährungssystem. Aus ihnen zieht er Schlüsse für die deutsche Wirtschaft. Mikroökonomische Fragen oder die Theorie des optimalen Währungsraums bleiben außen vor. Es geht dem Autor vielmehr um die internationale Dimension der Währungsunion - um eine Frage, die in Deutschland bisher nur wenig diskutiert worden ist. Unter englischsprachigen Autoren ist aber unbestritten, daß die Schaffung einer einheitlichen europäischen Währung die wichtigste Veränderung im internationalen Währungssystem seit der Einführung flexibler Wechselkurse in den frühen siebziger Jahren ist. Issing beschäftigt sich mit den folgenden Fragen: "Wie werden sich die Gewichte zwischen den Währungen verschieben? Welche Folgen für die Wechselkurse sind zu erwarten? Welche (währungs-)politischen Auswirkungen könnte die Währungsverschmelzung in Europa nach sich ziehen?"
Am Anfang des Aufsatzes steht eine Bestandsaufnahme. Issings Fazit lautet: Der Dollar werde unter den internationalen Währungen dominieren. Die europäischen Währungen und der Yen nähmen eine untergeordnete Position ein. Ob die zukünftige Rolle des Euros als internationale Währung eine andere sei als die Summe der einzelnen europäischen Währungen, darüber entscheide die Nachfrage privater und öffentlicher Institutionen. Natürlich sind Prognosen immer unsicher, aber Issing wagt über die Analyse der Determinanten internationaler Währungen einen "informed guess". Ohne den Leser mit vielen Zahlen aus diversen ökonometrischen Studien zu belasten, erfaßt Issing die Essenz dieser Schätzungen.
Die sich aus der Analyse ergebenden Folgen der Einführung des Euros für die deutsche Wirtschaft seien ebenfalls widersprüchlich, schreibt Issing. Einerseits werde die deutsche Wirtschaft in geringerem Maße Störungen von außen ausgesetzt sein, andererseits werde das bedeutendere Wechselkursrisiko zum Dollar durch den Euro nicht ausgeschaltet. Als Antwort auf die vielen offenen Fragen kann auch Issing nur die für Ökonomen typische Aussage "Es kommt darauf an" geben. Worauf es allerdings ankommt, das weiß der Leser nach der Lektüre. CHRISTIANE NICKEL
(Wissenschaftliche Hochschule für Unternehmensführung, Koblenz/Vallendar)
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Angesichts dessen Memoiren wirft Rezensent Gerald Braunberger einen Blick auf das Leben des Ökonomen Otmar Issing, der aus einer Bauernfamilie kam, früh Professor für Volkswirtschaftslehre wurde und später im Vorstand der Deutschen Bundesbank arbeitete. Bekannt ist er Braunberger zufolge wohl am meisten für seine kritische Position zum Euro, und trotzdem saß er im Direktorium der EZB - eine spannende Position, wie der Kritiker meint, der in den Memoiren auch den Menschen Otmar Issing liest. Einige Kürzungen zu einer Anhörung im Europäischen Parlament hätten dem Buch aber ebenso gut getan wie etwas mehr Bescheidenheit des Autors, befindet er.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH