Emotionen erscheinen uns wie Objekte, die wir in unserem Inneren erkennen. Tatsächlich aber können wir sie weder direkt beobachten noch benennen, wie wir es bei äußeren Gegenständen gewohnt sind. Wittgenstein hat dies mit seinem berühmten »Privatsprachenargument« gezeigt. Wie ist es dennoch möglich, dass wir über Emotionen sprechen können? Die Wendung, die die vorliegende Untersuchung diesem Problem gibt, besteht darin, die Entwicklung und soziale Formung des Sprechens über Emotionen zu analysieren: Auf welcher biologischen Grundlage entwickeln Menschen diese Fähigkeit? Wie erkennt ein kleines Kind im Sprechenlernen seine Emotionen, sodass es weiß, welche Wörter ihnen entsprechen? Welche sozialen Voraussetzungen müssen für den Erwerb dieser Fähigkeit erfüllt sein und wie werden sie in gesellschaftlichen Prozessen verändert und weiterentwickelt? Diese Fragen werden aus der Perspektive der Philosophie, Psychologie und Entwicklungspsychologie, der Neurobiologie und Soziologie beantwortet. Der Weg führt von der Innensicht (Ich-Perspektive) des Kindes über die empathische Teilhabe seiner Bezugspersonen (Du-Perspektive) zu alltäglichen sozialen Interaktionen, in denen das emotionale Geschehen fortlaufend geformt wird (Er-Perspektive). Die Autoren zeigen dergestalt, wie die zunächst biologisch gegebene Emotion (das Emotionsperzept) in der Sphäre der symbolisch und sprachlich vermittelten Kommunikation re-konfiguriert wird.