Die Existenz usbekischer Gemeinden in der Türkei ist das Resultat von Flucht- und Emigrationsbewegungen aus der als Türkistan bezeichneten Region Zentralasiens. Aus ihrer Herkunftsregion leitet sich die von den in die Türkei emigrierten Usbeken favorisierte Eigenbezeichnung Türkistanli (Türkistaner) ab. Charakteristisch für viele von ihnen ist, dass ihre Familien nach dem Verlassen der Heimat zwischen 1917 und den 1930er Jahren nicht direkt, sondern erst nach mehrjährigen Aufenthalten in anderen Staaten Anfang der 1950er und 1980er Jahre in die Türkische Republik kamen. Ziel der Forschung war es, die persönlichen bzw. tradierten Erfahrungen und Erinnerungen der usbekischen Emigranten im Zusammenhang mit dem komplexen Prozess ihrer Flucht und Emigration freizulegen und zu ermitteln, inwieweit diese ihr Selbstbild auch gegenwärtig noch beeinflussen. Als Ergebnis der Analyse von Interviewaussagen und Veröffentlichungen usbekischer Emigranten in der Türkei wurden drei zentrale, einander nicht ausschließende, sondern koexistierende und einander komplementierende Identitätsdiskurse herausgearbeitet: der türkische, türkistanische und usbekische.