Er hat seine Schäfchen durchschaut: Der Berner Pfarrer Albert Bitzius schrieb als Jeremias Gotthelf über die Menschen und über deren Schwierigkeit, miteinander auszukommen. Die Bauerngeschichten aus dem Emmental zählen zum Bedeutendsten, was die Schweizer Literatur hervorgebracht hat. Sie haben schon zu Bitzius' Lebzeiten die Leserschaft begeistert - ernst genommen wurden sie allerdings vor allem jenseits der Schweizer Grenze, in Deutschland. In seiner Heimat hingegen wurde Gotthelf oft verkannt, wenn nicht sogar systematisch verharmlost. Eher wie ein sprudelnder Bergbach denn wie ein durchdachtes ästhetisches Werk wurde sein Erzählen empfunden. In dieser Studie wird Gotthelfs satirischer Roman Die Käserei in der Vehfreude nach strukturalistischen Grundsätzen analysiert. Damit soll nicht nur das Interpretationsfeld erweitert werden, das die bisherigen wenigen monografischen Studien zur Käserei um den Roman gesteckt haben, sondern auch die gesamte Gotthelfforschung um die Analyse eines der grossen Romane bereichert werden. Durch die detaillierte Betrachtung der räumlichen und zeitlichen Strukturen im Roman sowie durch die Analyse des Erzählprogramms der quête gelingt es der Autorin, die abgewogene ästhetische Struktur des Romans darzulegen: Erzählkunst, so stellt sich dabei heraus, ist wie Käsen.