"Dass ein solcher Mensch wie Montaigne geschrieben hat, dadurch ist wahrlich die Lust, auf dieser Erde zu leben, vermehrt worden." Friedrich Nietzsche "Er hat die menschliche Natur schlechthin geschildert", sagte einst Voltaire über Montaigne, und: "Er ist ein Mensch, der immer geliebt werden wird". Kaum jemand weiß besser, warum das so ist, als Hans Stilett: 1998 schenkte er uns die erste moderne Gesamtübersetzung der Essais, ein Buch, an dem er vorher schon nahezu 15 Jahre gearbeitet hatte. Seit einem Vierteljahrhundert also beschäftigt Stilett sich fast ausschließlich mit Leben und Werk des lebensfreundlichsten aller Philosophen; für seine immense Arbeit wurde er mit Lob, Preisen und Anerkennungen überschüttet. "Lebendigem soll man lebendig begegnen", in diesem Sinne schreibt Stilett über Montaigne: sachkundig doch unakademisch, lebenszugewandt und mit viel humanistischem Humor. In diesem Buch erzählt er uns vom Leben, Denken und Schreiben Montaignes - von seiner Vielgestalt als Literat, Politiker und Philosoph, als Lebenskünstler, Skeptiker und Stoiker, als Pionier der Pädagogik, Leser und Schalk, als Humanist und christlicher Heide. Er ergründet sein Wesen und legt uns sein Denken in aller Widersprüchlichkeit dar - einer oft tiefernsten, oft spielerisch-heiteren Widersprüchlichkeit, die Montaigne gerade so sympathisch, menschlich und faszinierend macht.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.10.2008Erst die Klugheit macht die Schönheit schön
Hans Stilett schließt seine Montaigne-Arbeiten mit einer biographischen Liebeserklärung ab / Von Andreas Platthaus
Sein wichtigstes Werk veröffentlichte er 1998 unter Pseudonym, und so ist heute der nom de plume Hans Stilett allgemein bekannt, obwohl er erst von 1974 an Verwendung fand, während das sonstige Leben und Schaffen des 1922 geborenen und in Königswinter lebenden Hans Adolf Stiehl weitgehend im Dunkeln liegt. Doch auch als Stilett brauchte Stiehl fast ein Vierteljahrhundert, um den Durchbruch zu schaffen. Der frühere Journalist hatte sich den Kunstnamen zunächst als Poet zugelegt, aber schließlich war es vor zehn Jahren ein Sonderband von Hans Magnus Enzensbergers "Anderer Bibliothek", der ihn berühmt machte.
Dieses Buch enthielt die von Stilett übersetzten Essais des Michel de Montaigne. Das wäre für sich noch keine große Sensation gewesen, denn seit Johann Daniel Tietzes erster Übertragung ins Deutsche aus der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts hatte es bis 1998 bereits nicht weniger als sieben weitere gegeben, darunter die bis dato beste von Herbert Lüthy für den Zürcher Manesse Verlag. Allerdings boten ausgerechnet nur die zwei ältesten Ausgaben sämtliche 107 Essais, die Montaigne von 1572 bis zu seinem Tod 1592 geschrieben hatte, und so konnte Stilett seine Version geschickt, aber berechtigt als "erste moderne Gesamtübersetzung" bezeichnen. Trotzdem hätte wohl niemand damit gerechnet, dass der überformatige und nicht eben preiswerte Band sich mehr als sechzigtausend Mal verkaufen würde.
Das ist selbst (oder gerade) bei einem Werk der philosophischen Weltliteratur bemerkenswert viel. Dieser Erfolg trieb Stilett voran, machte ihn in hohem Alter verspätet noch zum Nestor der deutschen Montaigne-Forschung und begründete im Herbst eines publizistischen Lebens eine zehnjährige Erntezeit, in der erst seine Übersetzung von Montaignes Reisetagebüchern herauskam, dann Auswahlbände mit thematisch verwandten Essais erschienen (unter anderem für Lehrer, Mediziner und Juristen) und schließlich in diesem Herbst eine eigene Deutung folgt: "Von der Lust, auf dieser Erde zu leben".
Der Titel verdankt sich Nietzsches "Unzeitgemäßen Betrachtungen", einer der zahlreichen Liebeserklärungen aus deutscher Feder an Montaigne. Doch wo der Philosoph dem Kollegen lediglich ein paar begeisterte Zeilen widmete, sind es beim Übersetzer mehr als 270 Seiten. Herausgekommen ist dabei eine bemerkenswerte Mischung aus Biographie und - ja - aus Essay, auch wenn Stilett dieses Wort fürs eigene Schreiben geradezu impertinent vermeidet und seine neunzehn jeweils selbständigen Kapitel als "Wanderungen" bezeichnet. Und um den Unterschied zur durch Montaigne erst begründeten Gattung des Essays noch deutlicher zu machen, beginnt jede dieser Wanderungen nicht mit einem schlichten Zitat, sondern mit einem "Treffpunkt" - dem Ort im Werk nämlich, von dem der Interpret seinen Ausgang in die weite Denklandschaft des französischen Edelmannes nimmt.
Als deren Grundzug erkennt Stilett "ein vorbehaltloses Ja zum Leben". Montaigne, der immer wieder betont hat, dass die Essais allein der Augenblicksaufnahme seines Ichs dienten, wird vom Übersetzer mit den eigenen Worten korrigiert - hin zu einem Analytiker des allgemein Menschlichen, der gerade aus der akribischen Selbstbeobachtung eine Suchbewegung beginnen lässt, die in jeder Hinsicht des Wortes aufs Ganze geht.
Dafür ist paradoxerweise die essayistische Form entscheidend, denn sie bildet gerade in ihrer thematischen Spezialisierung dieses Verfahren genau ab: "Kein Gegenstand ist so geringfügig, dass er nicht mit Fug und Recht in diese bunte Folge aufgenommen würde", heißt es bescheiden und herausfordernd zugleich im dreizehnten Essai, der sich allerdings nichts Kleinem, sondern "Förmlichkeiten bei der Begegnung von Königen" widmet (Montaigne wusste genau, wovon er sprach; er diente drei französischen Monarchen als Berater und Unterhändler). Doch man muss diesen Beginn des Textes als bösen Spott aufs Hofzeremoniell lesen, denn später spricht Montaigne von der "Sklaverei", der er dort zu glücklich entkommen sei, als dass man etwas davon "bis in den eigenen Schlupfwinkel mitschleppen" sollte.
Er pflegte in der Tat ein eigentümliches Verhältnis zu den wichtigsten Parametern seines Lebens. Mit seiner Einstellung zu Büchern verhält es sich genauso. Im Essai "Über die Einsamkeit" erläutert er: "Gewiss sind Bücher unterhaltsam; wenn wir aber durch allzu häufigen Umgang mit ihnen schließlich Frohsinn und Gesundheit verlieren, unsern größten Besitz, dann weg damit! Ich gehöre zu denen, die der Meinung sind, dass ihr Gewinn einen solchen Verlust nie aufwiegen kann." Montaigne trieb es ungeachtet seines Rufs als schreibender Eremit im eigenen Schlossturm so lange noch aufs Pferd, wie sein Nierenleiden ihm das gestattete, und er liebte das Gespräch viel mehr als die Lektüre. In seinen Essais aber führt er es mit sich selbst und meist auf vergleichsweise kurzer Strecke, deshalb wird das eigene bewusst fragmentierte Werk nicht vom harschen Urteil über das Lesen erfasst.
Ähnlich dazu lässt sich auch Stiletts Studie als Sammlung kleiner Preziosen ansehen, deren Glanz gemeinsam betrachtet zwar noch heller strahlt, bisweilen jedoch das Risiko der Übersättigung birgt. Gelegentliche Redundanzen werden aber einem Leser, der seine Lektüre über Tage streckt, nicht unangenehm auffallen, sondern als willkommene Leitmotive gelten und damit als Gewähr von Kontinuität - ganz nach Montaignes Ideal einer Ästhetik des reibungslosen Übergangs, die er am Beispiel einer Ruderbootfahrt im Gegensatz zur Schiffstour am Schleppseil erläutert: "Es ist also nur eine mit kurzen Abständen unterbrochne Bewegung, die mir Pein bereitet, wenn sie sich langsam und lange hinzieht."
Des eingedenk ist Stilett ein versierter Arbeiter am Schlepptau; er reißt uns mit, ohne dass wir jemals einen Widerstand spürten. Selbst die insgesamt acht kurzen "Abstecher", mit denen er einzelne Wanderungen noch fortsetzt, sind, obwohl sie sich sämtlich Übersetzungsfragen widmen, keine Wallfahrten zum Altar des gerühmten Übersetzers (nur eine Fußnote mit Kritikerlob wirkt ein bisschen selbstverliebt). Stilett macht vielmehr klar, dass er in seiner Funktion auf den Schultern von Riesen ruht: Manche seiner deutschen Vorgänger, aber auch die Übersetzungen ins Englische und Neufranzösische haben gute Tipps parat gehalten, und im Kapitel "Heiße Spur zu Hamlet" gelingt Stilett mit der Beschreibung des Einflusses von Montaignes Essais auf Shakespeares Drama sogar ein schönes Stück englischer Literaturgeschichtsschreibung, von dem sogar die "Arden"-Kommentierung noch profitieren könnte.
"Von der Lust, auf dieser Erde zu leben" ist also eine Liebeserklärung an Montaigne auf neunzehnfache Weise. Dabei wurde das Buch begonnen als der schon 1998 in der Essais-Übersetzung angekündigte Kommentarband. Doch die Leidenschaft führte dem Autor so sehr die Feder, dass eine trockene Philologie nicht entstehen wollte. Dennoch sorgt die Belesenheit Stiletts dafür, dass er - damit ganz Montaignes Ideal gemäß - abweichend vom Urteil des Paris nicht der Liebesgöttin Venus, sondern der klugen Pallas Athene den Vorzug gibt. Im Zweifelsfalle ist es doch Stiletts Intellekt und nicht die Faszination allein, der sein Buch befeuert.
Hans Stilett: "Von der Lust, auf dieser Erde zu leben". Wanderungen durch Montaignes Welten. Ein Kommentarband anderer Art. Eichborn Berlin Verlag, Berlin 2008. 272 S., 19 Abb., geb., 24,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Hans Stilett schließt seine Montaigne-Arbeiten mit einer biographischen Liebeserklärung ab / Von Andreas Platthaus
Sein wichtigstes Werk veröffentlichte er 1998 unter Pseudonym, und so ist heute der nom de plume Hans Stilett allgemein bekannt, obwohl er erst von 1974 an Verwendung fand, während das sonstige Leben und Schaffen des 1922 geborenen und in Königswinter lebenden Hans Adolf Stiehl weitgehend im Dunkeln liegt. Doch auch als Stilett brauchte Stiehl fast ein Vierteljahrhundert, um den Durchbruch zu schaffen. Der frühere Journalist hatte sich den Kunstnamen zunächst als Poet zugelegt, aber schließlich war es vor zehn Jahren ein Sonderband von Hans Magnus Enzensbergers "Anderer Bibliothek", der ihn berühmt machte.
Dieses Buch enthielt die von Stilett übersetzten Essais des Michel de Montaigne. Das wäre für sich noch keine große Sensation gewesen, denn seit Johann Daniel Tietzes erster Übertragung ins Deutsche aus der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts hatte es bis 1998 bereits nicht weniger als sieben weitere gegeben, darunter die bis dato beste von Herbert Lüthy für den Zürcher Manesse Verlag. Allerdings boten ausgerechnet nur die zwei ältesten Ausgaben sämtliche 107 Essais, die Montaigne von 1572 bis zu seinem Tod 1592 geschrieben hatte, und so konnte Stilett seine Version geschickt, aber berechtigt als "erste moderne Gesamtübersetzung" bezeichnen. Trotzdem hätte wohl niemand damit gerechnet, dass der überformatige und nicht eben preiswerte Band sich mehr als sechzigtausend Mal verkaufen würde.
Das ist selbst (oder gerade) bei einem Werk der philosophischen Weltliteratur bemerkenswert viel. Dieser Erfolg trieb Stilett voran, machte ihn in hohem Alter verspätet noch zum Nestor der deutschen Montaigne-Forschung und begründete im Herbst eines publizistischen Lebens eine zehnjährige Erntezeit, in der erst seine Übersetzung von Montaignes Reisetagebüchern herauskam, dann Auswahlbände mit thematisch verwandten Essais erschienen (unter anderem für Lehrer, Mediziner und Juristen) und schließlich in diesem Herbst eine eigene Deutung folgt: "Von der Lust, auf dieser Erde zu leben".
Der Titel verdankt sich Nietzsches "Unzeitgemäßen Betrachtungen", einer der zahlreichen Liebeserklärungen aus deutscher Feder an Montaigne. Doch wo der Philosoph dem Kollegen lediglich ein paar begeisterte Zeilen widmete, sind es beim Übersetzer mehr als 270 Seiten. Herausgekommen ist dabei eine bemerkenswerte Mischung aus Biographie und - ja - aus Essay, auch wenn Stilett dieses Wort fürs eigene Schreiben geradezu impertinent vermeidet und seine neunzehn jeweils selbständigen Kapitel als "Wanderungen" bezeichnet. Und um den Unterschied zur durch Montaigne erst begründeten Gattung des Essays noch deutlicher zu machen, beginnt jede dieser Wanderungen nicht mit einem schlichten Zitat, sondern mit einem "Treffpunkt" - dem Ort im Werk nämlich, von dem der Interpret seinen Ausgang in die weite Denklandschaft des französischen Edelmannes nimmt.
Als deren Grundzug erkennt Stilett "ein vorbehaltloses Ja zum Leben". Montaigne, der immer wieder betont hat, dass die Essais allein der Augenblicksaufnahme seines Ichs dienten, wird vom Übersetzer mit den eigenen Worten korrigiert - hin zu einem Analytiker des allgemein Menschlichen, der gerade aus der akribischen Selbstbeobachtung eine Suchbewegung beginnen lässt, die in jeder Hinsicht des Wortes aufs Ganze geht.
Dafür ist paradoxerweise die essayistische Form entscheidend, denn sie bildet gerade in ihrer thematischen Spezialisierung dieses Verfahren genau ab: "Kein Gegenstand ist so geringfügig, dass er nicht mit Fug und Recht in diese bunte Folge aufgenommen würde", heißt es bescheiden und herausfordernd zugleich im dreizehnten Essai, der sich allerdings nichts Kleinem, sondern "Förmlichkeiten bei der Begegnung von Königen" widmet (Montaigne wusste genau, wovon er sprach; er diente drei französischen Monarchen als Berater und Unterhändler). Doch man muss diesen Beginn des Textes als bösen Spott aufs Hofzeremoniell lesen, denn später spricht Montaigne von der "Sklaverei", der er dort zu glücklich entkommen sei, als dass man etwas davon "bis in den eigenen Schlupfwinkel mitschleppen" sollte.
Er pflegte in der Tat ein eigentümliches Verhältnis zu den wichtigsten Parametern seines Lebens. Mit seiner Einstellung zu Büchern verhält es sich genauso. Im Essai "Über die Einsamkeit" erläutert er: "Gewiss sind Bücher unterhaltsam; wenn wir aber durch allzu häufigen Umgang mit ihnen schließlich Frohsinn und Gesundheit verlieren, unsern größten Besitz, dann weg damit! Ich gehöre zu denen, die der Meinung sind, dass ihr Gewinn einen solchen Verlust nie aufwiegen kann." Montaigne trieb es ungeachtet seines Rufs als schreibender Eremit im eigenen Schlossturm so lange noch aufs Pferd, wie sein Nierenleiden ihm das gestattete, und er liebte das Gespräch viel mehr als die Lektüre. In seinen Essais aber führt er es mit sich selbst und meist auf vergleichsweise kurzer Strecke, deshalb wird das eigene bewusst fragmentierte Werk nicht vom harschen Urteil über das Lesen erfasst.
Ähnlich dazu lässt sich auch Stiletts Studie als Sammlung kleiner Preziosen ansehen, deren Glanz gemeinsam betrachtet zwar noch heller strahlt, bisweilen jedoch das Risiko der Übersättigung birgt. Gelegentliche Redundanzen werden aber einem Leser, der seine Lektüre über Tage streckt, nicht unangenehm auffallen, sondern als willkommene Leitmotive gelten und damit als Gewähr von Kontinuität - ganz nach Montaignes Ideal einer Ästhetik des reibungslosen Übergangs, die er am Beispiel einer Ruderbootfahrt im Gegensatz zur Schiffstour am Schleppseil erläutert: "Es ist also nur eine mit kurzen Abständen unterbrochne Bewegung, die mir Pein bereitet, wenn sie sich langsam und lange hinzieht."
Des eingedenk ist Stilett ein versierter Arbeiter am Schlepptau; er reißt uns mit, ohne dass wir jemals einen Widerstand spürten. Selbst die insgesamt acht kurzen "Abstecher", mit denen er einzelne Wanderungen noch fortsetzt, sind, obwohl sie sich sämtlich Übersetzungsfragen widmen, keine Wallfahrten zum Altar des gerühmten Übersetzers (nur eine Fußnote mit Kritikerlob wirkt ein bisschen selbstverliebt). Stilett macht vielmehr klar, dass er in seiner Funktion auf den Schultern von Riesen ruht: Manche seiner deutschen Vorgänger, aber auch die Übersetzungen ins Englische und Neufranzösische haben gute Tipps parat gehalten, und im Kapitel "Heiße Spur zu Hamlet" gelingt Stilett mit der Beschreibung des Einflusses von Montaignes Essais auf Shakespeares Drama sogar ein schönes Stück englischer Literaturgeschichtsschreibung, von dem sogar die "Arden"-Kommentierung noch profitieren könnte.
"Von der Lust, auf dieser Erde zu leben" ist also eine Liebeserklärung an Montaigne auf neunzehnfache Weise. Dabei wurde das Buch begonnen als der schon 1998 in der Essais-Übersetzung angekündigte Kommentarband. Doch die Leidenschaft führte dem Autor so sehr die Feder, dass eine trockene Philologie nicht entstehen wollte. Dennoch sorgt die Belesenheit Stiletts dafür, dass er - damit ganz Montaignes Ideal gemäß - abweichend vom Urteil des Paris nicht der Liebesgöttin Venus, sondern der klugen Pallas Athene den Vorzug gibt. Im Zweifelsfalle ist es doch Stiletts Intellekt und nicht die Faszination allein, der sein Buch befeuert.
Hans Stilett: "Von der Lust, auf dieser Erde zu leben". Wanderungen durch Montaignes Welten. Ein Kommentarband anderer Art. Eichborn Berlin Verlag, Berlin 2008. 272 S., 19 Abb., geb., 24,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Nein, "Essais" sind das ausdrücklich nicht, was Hans Stilett - das Pseudonym von Hans Adolf Stiehl - hier vorlegt. Mit dem von ihm übersetzten Meister Montaigne will sich der Autor in diesen "Wanderungen" durch dessen Werk schlicht und einfach nicht messen. Der Rezensent Andreas Platthaus sieht sich durch diese Vorsicht freilich nicht gehindert, die vorliegenden Annäherungen an Montaignes Werk halb biografisch und halb eben doch essayistisch zu finden. Und, wenn auch nicht ganz und gar, gelungen. Mindestens voller "kleiner Preziosen", wenngleich von Dopplungen nicht frei. Das aber ist, so Platthaus, schlimmstenfalls halb so schlimm, wenn einer so belesen und klug und mitreißend schreibt, wie Hans Stilett es in diesem Band neunzehnmal tut.
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH