Die Machtstrukturen der Mafia
Louis Ferrante begann mit zwölf Jahren zu stehlen. Später überfiel er Transporter und mit Anfang zwanzig gehörte er zur sog. Gambino- Familie. Seine Familie bezeichnet er als sein Unternehmen, für das er viele Millionen Dollar Gewinn erzielte. Er war innerhalb der
Mafia ein Gruppenführer, was hierarchisch gesehen mit einem Vorarbeiter oder Abteilungsleiter in einem…mehrDie Machtstrukturen der Mafia
Louis Ferrante begann mit zwölf Jahren zu stehlen. Später überfiel er Transporter und mit Anfang zwanzig gehörte er zur sog. Gambino- Familie. Seine Familie bezeichnet er als sein Unternehmen, für das er viele Millionen Dollar Gewinn erzielte. Er war innerhalb der Mafia ein Gruppenführer, was hierarchisch gesehen mit einem Vorarbeiter oder Abteilungsleiter in einem Unternehmen vergleichbar ist. Ferrante zieht bewusst Parallelen zu Unternehmen, weil er der Meinung ist, dass die Strukturen - von den Gewaltaktionen der Mafia abgesehen - vergleichbar sind. Er wurde verpfiffen und landete für achteinhalb Jahren im Gefängnis. Dort interessierte er sich für Literatur und entwickelte sich zu einem Menschen, der die Gesetze achtet. Den Ehrenkodex der Mafia hat er auch nach seiner Festnahme nicht verletzt. Dies ist notwendig, um am Leben zu bleiben.
Das Buch gliedert sich in achtundachtzig Lektionen. Auf jeweils wenigen Seiten erläutert Ferrante Prinzipien und untermauert diese mit Begebenheiten aus der Geschichte der Mafia und aus der Antike. In seinen Ausführungen wird deutlich, dass er sich mit den Lebensläufen vieler Führer der Menschheitsgeschichte beschäftigt hat.
Der Autor gibt zahlreiche Hinweise, die man auch in üblichen Ratgebern finden kann (Lektion 5: Trainieren Sie Ihr Gedächtnis, Lektion 7: Vertrauen aufbauen, Lektion 11: Chancen wittern und nutzen, Lektion 20: Verschwiegenheit, Lektion 32: Mitarbeiter motivieren, Lektion 50: Körpersprache beachten, Lektion 54: Auszeit nehmen u.v.a.m.). Interessant ist, wie er diese Lektionen mit Erfahrungen untermauert und aus dem Blickwinkel der Mafia begründet.
Das Geheimnis der Mafia liegt woanders. Den Unterschied machen die Konsequenzen bei Fehlverhalten. Auch diese erläutert Ferrante. Wenn der Mitarbeiter einer Firma interne Geheimnisse ausplaudert, wird er entlassen. Wenn ein Mafiosi plaudert, wird er erschossen. Einen Ausweg gibt es nicht. Prinzipientreue hat oberste Priorität.
Ferrante stellt einige positive Eigenschaften der Mafiosi (Spendenbereitschaft etc.) besonders heraus. Diese können nicht verschleiern, dass es bei der Mafia um organisierte Kriminalität geht. Daran ändern auch hohe Spenden für karitative Zwecke nichts. Woher kommt denn das Geld? Opfer der Gewalt könnten das als puren Zynismus auffassen.
Positiv bleibt festzuhalten, dass hier ein Insider die Strukturen der Mafia erläutert. Die Ausführungen wirken authentisch. Aus diesem Grund halte ich das Buch für lesenswert. Lernen sollten wir nicht von der Mafia, sondern von den Unternehmen, die auf rechtsstaatliche Weise erfolgreich am Markt agieren.