Die vorliegende Arbeit untersucht das Verhaltnis von interkultureller Literatur und gesellschaftspolitischem Diskurs in Deutschland. Wie setzt sich speziell die deutsch-türkische Literatur mit dem Integrationsdiskurs und seiner sich seit der deutschen Wiedervereinigung radikalisierenden Sichtweise auf Migration auseinander? Gerade auf der Grundlage diskurstheoretischer Uberlegungen erscheint diese Frage überaus spannend. Wahrend der Diskurs verbindliche Positionen und Deutungen setzt - im politischen Diskurs wird Migration in ein politisch zu bewaltigendes kulturelles Problem verwandelt -, besitzt die Literatur die Eigenschaft, sich dazu in ein freies Verhaltnis zu begeben: Die asthetische Reflexion ist in der Lage, die Grenzen des Diskurses wahrnehmbar zu machen, seine Hinsichten zu relativieren und damit die Gültigkeit seiner verbindlichen Ansichten zu hinterfragen. Die Arbeit zeigt auf, ob und inwiefern die deutsch-türkische Literatur mit ihren asthetischen Verfahren kritischeoder gar diskursfremde Standpunkte bezieht. Untersucht wurden dafür sieben Romane deutsch-türkischer Autoren, die zwischen 1991 und 2006 erschienen sind.