Wir leben nicht in Zeiten, die sich von großen Fragen tragen lassen. Die Fragen, die gestellt werden, beschränkenihre Reichweite auf das »Machbare«. Dafür, dass existenzielle Fragen an Gewicht und Präsenz im Alltagverloren haben, gibt es Gründe. Ein aufgeklärtes technisches Verständnis braucht keine Religion mehr. Eingesellschaftliches Grundverständnis, das in der Individualität nicht nur den Anfangs-, sondern Ziel-und Endpunktjeden gesellschaftlichen Verhältnisses sieht, braucht keine tragenden Begriffe. Ihm genügt die Behauptung einer »Individualität«, die im Grunde wenig mehr hat von dem, was sich als emanzipatorischeVerbindung und Verbindlichkeit unter den Menschen verstehen ließe, als Suche nach kulturellen, sozialen odermoralischen geteilten Überzeugungen. Was lässt sich der Rede vom »Ende« der Geschichte, derVernunft, der Hoffnung, der Fantasie entgegensetzen?Es ist die Besinnung auf das, was nicht untergeht: die Schönheit der Welt und des Lebens, die Erfahrung mit ihr unddie Sehnsucht nach ihr. Von den Möglichkeiten und Bedingungen, unter denen Freiheit und Moral in der Welt möglich sind, von den Gegengründen und Gefahren, vom Gebrauch des Lebensin der gegebenen und einer vorgestellten Welt, von der Orientierung in ihr, kurz: vom Verhältnis des Lebens zurWelt handelt dieses Buch. Eine kritische, scharfsinnige Analyse, die nur Bruchstücke,Fragmente liefern kann - deshalb die vom Autor gewählte essayistische, aphoristische Form. Aber: es istein Versuch am Notwendigen.
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