"Spatzen", "Frösch" und "Krabbe" gibt es ja einige in Karlsruhe und Umgebung. Aber warum? Und woher kommen die "Brigande" und die "Woogletsche"? Sicher hat jeder zugezogene, aber auch jeder alteingesessene Bewohner der Region in und um Karlsruhe schon einmal Spekulationen über die Necknamen der Städte und Dörfer angestellt. In den meisten anderen Gegenden Deutschlands sind solche Ortsneckereien in dieser Form nicht bekannt. Unsere südwestdeutschen Vorfahren dagegen bedachten sich schon seit vielen Jahrhunderten aufgrund besonderer Begebenheiten gegenseitig mit 'Uznamen', die mit der Zeit zu festen Beinamen für die Orte und ihre Bewohner wurden. Diesen alten, für unsere Region so typischen Brauch vor dem Vergessen zu bewahren, ist Anliegen des soeben im Verlag Regionalkultur erschienenen Buches "Von Dohlenaze, Holzlumpe und Milchsäule - Die Necknamen in Stadt und Landkreis Karlsruhe". Auf 112 Seiten hat David Depenau in dem humorvoll illustrierten, fest gebundenen und liebevoll gestalteten Band alles zusammengetragen, was ältere Einwohner und Literatur heute noch hergaben, um möglichst viele - auch bereits vergessene - Varianten der Ortsneckereien festzuhalten. Darin sind endlich für alle interessierten Freunde der Alltagsgeschichte unserer Region die heute noch gebräuchlichen und verschollenen Necknamen mitsamt ihrer Bedeutung nachzulesen. Dass dieses Thema auf enormes Interesse trifft, zeigen schon der Erfolg der Vorauflage, die sich den Uznamen der Stadt Karlsruhe widmete, sowie die große Spannung, mit der David Depenaus "Necknamen"-Buch nun in Karlsruhe selbst wie auch im gesamten Landkreis erwartet wird. Ein schönes Nachschlage- und Lesebuch ist dabei entstanden, das bei allem Fleiß und aller Genauigkeit die Freude an den Geschichten und Geschichtchen nicht zu kurz kommen lässt, die sich um die "Linsebaich", "Klemmbaidel" und "Mondspritzer" ranken.Dass die Generationen vor uns ihr Leben - trotz ihres oft sehr mühseligen Alltags und ohne Unterhaltungsmedien - mit den damals zur Verfügung stehenden Mitteln kräftig würzten, ist die Botschaft hinter den gesammelten Necknamen, ihren historischen Hintergünden und den damit verbundenen Anekdoten.