Geschichten vom Leben in einer großen Stadt. Und was für einer Stadt! Kiew als Fokus: Minimale Verschiebungen von Realität und Fiktion holen die Leser dieser glänzend geschriebenen Geschichten ganz plötzlich aus dem Alltagsgeschehen heraus, und sie finden sich wieder in einer ungewöhnlichen, irrealen Lage. Teilt doch die Bewohnerin dieser großen Stadt Kiew ihr Leben unversehens mit einer Qualle oder einem Schmetterling, und ganz normale Stadtbewohner wie Hund und Ratte oder der gemeine europäische Hase finden sich ebenfalls ein.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Rezensent Christian Thomas begibt sich virtuell in die Stadt Kiew, die in Tanja Maljartschuks Geschichten, erstmals veröffentlicht 2009, einen eher verschwommenen, verheißungsvollen Hintergrund für ihre Hauptfiguren und deren Traumwelten biete. Von verschiedenen Frauen erzählt Maljartschuk - einer Fischverkäuferin, einer Arbeiterin in einer Zoohandlung, einer ehemaligen Lehrerin -, die während der 1990er und 2000er Jahre in prekären Umständen und Nischen leben und sich Tagträumen und Wunschvorstellungen hingeben: Sei es das Bild eines Traummanns, oder die Einbildung, eine goldene Münze auf der Straße liegen zu sehen. Wie bei Maljartschuk dabei Reales auf einmal unwirklich und Fiktives auf einmal real scheint, fasziniert den Kritiker. Auch Parabelhaftes sieht er immer wieder aufblitzen, nicht zuletzt in den vielen Tiererwähnungen. "Vertrackte", in einem "Schwebezustand" befindliche Erzählungen, die den Leser mit verrückten "Volten" fesseln, lobt Thomas.
© Perlentaucher Medien GmbH
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