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In einem weißen Alfa Romeo Spider fährt Petra Reski von Deutschland nach Italien. Ihre erste Italienreise führte von ihrem Heimatort Kamen bis nach Corleone. Heute nimmt sie denselben Weg - auf den Spuren der Mafia. Die Reise ist voller Begegnungen: mit Ermittlern, Kellnern, Mafiosi und ihren Frauen. Der Leser erfährt, wie viele Duisburger Pizzerien wegen mafioser Verstrickungen in Berichten des BKA auftauchen, wie die Ndrangheta in Stuttgart italienische Wahlzettel fälschte, warum die Bosse die deutsche Angst vor dem großen Lauschangriff teilen, welche Clans in Mailand die Stadträte bestimmen und wie Journalisten mundtot gemacht werden.…mehr

Produktbeschreibung
In einem weißen Alfa Romeo Spider fährt Petra Reski von Deutschland nach Italien. Ihre erste Italienreise führte von ihrem Heimatort Kamen bis nach Corleone. Heute nimmt sie denselben Weg - auf den Spuren der Mafia. Die Reise ist voller Begegnungen: mit Ermittlern, Kellnern, Mafiosi und ihren Frauen. Der Leser erfährt, wie viele Duisburger Pizzerien wegen mafioser Verstrickungen in Berichten des BKA auftauchen, wie die Ndrangheta in Stuttgart italienische Wahlzettel fälschte, warum die Bosse die deutsche Angst vor dem großen Lauschangriff teilen, welche Clans in Mailand die Stadträte bestimmen und wie Journalisten mundtot gemacht werden.
Autorenporträt
Reski, Petra§Petra Reski wurde im Ruhrgebiet geboren und lebt in Venedig. Seit 1989 schreibt sie über Italien und immer wieder über das Phänomen Mafia. Für ihre Reportagen und Bücher wurde sie mehrfach ausgezeichnet, in Deutschland zuletzt mit dem Journalistinnenpreis und als »Reporterin des Jahres«. Petra Reski hat mehrere Romane und Sachbücher veröffentlicht, zuletzt bei Hoffmann und Campe Von Kamen nach Corleone. Die Mafia in Deutschland (2010) und die Trilogie um Serena Vitale.
www.petrareski.com
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.11.2010

Mafia-Hochburg Deutschland?

Englisch- und Katalanischkurs, Seniorenkurs Russisch, Tanz-Projekt, Square-Dance-Gruppe, Schmuckwerkstatt - es ist ein vielseitiges Programm, das die Kölner Caritas an diesem trüben Herbsttag im Angebot hat. Aber seinen Höhepunkt erreicht es erst mit einer "Buchpräsentation und Podiumsdiskussion" am Abend: "Mafia-Hochburg Deutschland?" Klingt nach Panikmache, ist aber mehr als nur ein Schreckgespenst und, da von der Terrorismus- und der Integrationsdebatte überlagert, doch kein großes öffentliches Thema. Noch der Ort der Veranstaltung bestätigt es: Wird sie doch am Rande der Innenstadt, in einem kleinen, im Hinterhof gelegenen Saal abgehalten, in dem erst mal die Technik versagt. Der in Köln für organisierte Kriminalität zuständige Oberstaatsanwalt ist immerhin unter den Zuhörern.

Die in Venedig lebende Journalistin Petra Reski recherchiert seit mehr als zwanzig Jahren zum Thema und wird nicht müde, vor den Gefahren der Mafia zu warnen. Gerade hat sie ein neues Buch dazu veröffentlicht (Petra Reski: "Von Kamen nach Corleone. Die Mafia in Deutschland". Verlag Hoffmann und Campe, Hamburg 2010. 352 S., geb., 20,- [Euro]). Auf der Reise, die sie darin beschreibt, fährt sie das Land wie ein Arzt den Körper eines Patienten ab, um die bösartigen Geschwüre zu explorieren.

Mehrere der Stationen steuert die Autorin auf ihrer Lesetour noch einmal an. In Köln aber ist die Buchpräsentation auch Anstoß für ein Podium, auf dem sie den Grünen-Politiker Volker Beck, den Kriminalbeamten Rüdiger Thust und Vertreter der italienischen Gemeinschaft trifft. Die Diskussion beißt sich erwartungsgemäß an den Gründen dafür fest, warum sich Ermittlungen in Deutschland so mühsam gestalten: Anders als in Italien gibt es keinen Mafia-Paragraphen, der schon die Zugehörigkeit zu einer kriminellen Vereinigung unter Strafe stellt, die Möglichkeiten des Lauschangriffs sind beschränkter, und beim Verdacht auf mit Schwarzgeld erworbenen Vermögen gilt die umgekehrte Beweislast. Während in Italien der Verdächtigte belegen muss, dass seine Einkünfte aus sauberen Quellen stammen, muss ihm hierzulande nachgewiesen werden, dass es nicht so ist.

Auch drei Jahre nach den Morden von Duisburg, die der frühere Innenminister von Nordrhein-Westfalen als exterritoriales Problem ("Italiener töten Italiener") abtat, scheinen die Forderungen der Polizei, die deutschen den italienischen Gesetzen anzugleichen, wenig aussichtsreich. Noch wird Geldwäsche im großen Stil, zu welcher der "Ruheraum Deutschland" die Mafia-Clans einlädt, nicht so weit als Gefahr für Demokratie und Wettbewerb angesehen, dass die Debatte die Frage nach der Verhältnismäßigkeit zulässt: Sollen, um die Wirksamkeit der Gegenmaßnahmen zu erhöhen, im Verdachtsfall tradierte Rechtsgüter wie Unschuldsvermutung oder Wahrung der Privatsphäre eingeschränkt werden dürfen? Auch Volker Beck wagt sich da nicht aus der Deckung und spricht eher wie ein versierter Rechtsanwalt als ein Volksvertreter, der das Wohl des Gemeinwesens im Blick hat. Die Mafia muss offenbar in Deutschland noch mächtiger werden, ehe sie ernst genommen und in größeren Sälen diskutiert wird.

ANDREAS ROSSMANN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.10.2018

NEUE TASCHENBÜCHER
572 Kilo um 17.56 Uhr:
Petra Reski liefert Fakten zur Mafia
Die Bombe explodierte am 23. Mai 1992, um 17.56 und 48 Sekunden, in einem Abflussrohr unter der Autobahn vor Capaci. Der Richter Giovanni Falcone, der gegen die Mafia ermittelte, seine Frau und drei Leibwächter wurden getötet. Die Bombe war 572 Kilo schwer, von Seismografen wurde die Explosion als ein kleines Erdbeben registriert. 57 Tage später, am 19. Juli 1992, wurde Falcones Mitstreiter Paolo Borsellino in die Luft gejagt, vor dem Haus seiner Mutter in Palermo, mit seinen fünf Leibwächtern.
Die beiden brutalen Aktionen machten den Italienern die Macht der Mafia bewusst, ihre enge Kollaboration mit der Politikern, das Gemenge von Korruption, Geldwäsche, Drogenhandel, Stimmenverkauf.
Im Reclam-100-Seiten-Buch zur Mafia von Petra Reski ist der Borsellino-Mord wie ein Naturereignis. „Wir saßen stumm da und sahen den Krater, die aufgeworfene Erde, die Autowracks, Polizisten, Sanitäter. Wir hörten das Heulen der Sirenen, die stammelnden Reporter, das Geschrei und das Geräusch rotierender Hubschrauberblätter. Es war ein Gefühl, als wäre aus den Tiefen des Ozeans plötzlich eine Bestie aufgetaucht, hätte alles verschlungen und wäre wieder abgetaucht. Zurück blieb ein Meer, das wieder still war, nur auf der Oberfläche trieben noch Trümmer und Holzplanken.“
Petra Reski lebt seit Langem in Italien, sie blickt gleichzeitig von innen und immer noch von außen auf die Mafia, ihre Geschichte, ihren Mythos von Filmen, Büchern und TV, „The Godfather“ oder „Gomorrha“, die touristische Folklore. Der Mythos wird abgeblättert in diesem Buch, der Kodex, der Familiensinn, Schutzgeld und Entführungen, die enge Verbindung zur Kirche, der unbesiegbare Krake, ein Staat im Staate. Reski rückt alles zurecht, zeigt die neue Mafia, die seit der Globalisierung in höchsten Finanzkreisen operiert. Auch in Deutschland, das mehr ist als ein „Rückzugsraum“. Deutsche Firmen kooperieren längst, Bauunternehmer oder Banken. „Kurz: Deutschland ignoriert die Mafia bewusst, weil Deutschland von der Mafia profitiert.“ FRITZ GÖTTLER
Petra Reski: Mafia. 100 Seiten. Reclam Verlag, Ditzingen 2018. 102 Seiten, 10 Euro.
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»In meinen Augen das Sachbuch des Herbstes!« Denis Scheck ARD-Fernsehbühne auf der Frankfurter Buchmesse, 07.10.2010