Die Kategorie 'Zigeuner' der deutschsprachigen Enzyklopädien vor 1780 war vorwiegend eine Sammelbezeichnung. Sie diente dazu, unterschiedliche Gruppen von sogenannten «freiwilligen Vaganten», die man als besonders kriminell und die Sicherheit gefährdend etikettierte, zu erfassen. Vor dem Hintergrund des humanwissenschaftlichen Paradigmenwechsels um 1800 wurde in der «Sattelzeit» aus der primär sozialen eine ethnische Kategorie. Im Ergebnis wurden 'Zigeuner', in Rekurs auf die vergleichende Sprachwissenschaft und die Berichte englischer Missionsgesellschaften, als der 'innere Orient' des 'zivilisierten Europas' konstituiert. Diese diskursanalytische Arbeit leistet eine Re- und Dekonstruktion enzyklopädischer Wissensproduktion zu 'Zigeunern' zwischen 1700 und 1850. Sie sieht sich damit als Beitrag zu den gegenwärtigen Debatten in den Geschichts- und Kulturwissenschaften um Gedächtnis und Erinnerung, die auf eine kritische Reflexion von Entwicklungen «langer Dauer» zielen.
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