An der Westküste Schottlands, nördlich von Fort William, liegt zwischen Loch Hourn und Loch Nevis die Halbinsel Knoydart. Es ist eine einsame und raue Gegend, durch die der Pfad führt, während der Wind die salzige Luft vom Meer her weht. "The Last Wilderness" nennt man den Knoydart-Trail auch, und wild ist die Landschaft tatsächlich, genau wie die Geschichten, die man sich abends am Kamin erzählt.Was macht nun eine Frau, wenn sie bei strömendem Regen aus dem Taxi steigt, das sie in diese Wildnis brachte, und schon nach den ersten paar Metern bis zum Hintern im Wasser steht? Was tut sie, alleine in diesem fast menschenleeren, teils weglosen Gebiet, wenn sie an einer Hütte auf vier Whisky trinkende Schotten in Unterhosen trifft? Und wie reagiert sie, wenn in der Nacht der Kamin explodiert und der Nachbar mit der Axt in der Hand ins Zimmer stürmt?Mit Rucksack, Karte und Kompass zog ich, eine 50jährige Bäuerin aus Oberbayern, durch die Einsamkeit der schottischen Bergwelt. Vom Loch Hourn aus führte mich der Pfad, sofern denn einer zu finden war, innerhalb zwei Tagen nach Inverie, einem kleinen Dorf mit 70 Einwohnern am Ufer des Loch Nevis. Dort, wohin man nur zu Fuß oder mit dem Schiff gelangt, traf ich auf eine Gruppe englischer "Arbeits-Touristen", die zusammen mit Ranger Tommy von der Knoydart-Foundation den Strand säuberten und diverse Reparaturen ausführten. Workshop zur Verbesserung der Teamfähigkeit, nennt man das wohl in Neu-Deutsch. Doch der Teamgeist der Engländer endete abends in der Küche, wenn sich 20 Personen um drei Wasserkocher stritten.Nach meinem sogenannten Ruhetag in Inverie, bei dem ich mich auf einer Tageswanderung im Moor verirrte, zog ich weiter Richtung Glenfinnan, wo ein Teil der Außenaufnahmen zu den Harry-Potter-Filmen entstand. Doch statt auf einen Zauberlehrling traf ich dort auf einen Prinzen, nämlich auf Bonnie Prince Charlie.