Die Untersuchung menschlicher Skelettreste sollte zum Standardrepertoire der wissenschaftlichen Bearbeitung von Gräberfeldern gehören. In der Realität sieht es zumeist anders aus. Wenn überhaupt erfolgt die anthropologische Bearbeitung im Rahmen von Examensarbeiten. Der erforderliche Kenntnisstand der Bearbeiter, gewonnen durch langjährige Erfahrung mit der Materie und ¿ optimalerweise ¿ auch unterstützt durch einen versierten Knochenkundler, ist so zumeist nicht gegeben. Noch finsterer sieht es bei der naturwissenschaftlichen Begutachtung von Leichenbränden aus. Eine engere Verknüpfung von Archäologie und Anthropologie ¿ im Sinne der Osteoarchäologie (CASELITZ 1981; s.a. BOESSNECK 1985) ¿ stellt eher eine rare Ausnahme dar. Von der oftmals beschworenen Interdisziplinarität ist in der Praxis zumeist nichts zu finden. Beide Disziplinen arbeiten mehr oder weniger nebeneinander her. Abweichende Ergebnisse der Geschlechtsdiagnosen werden kaum reflektiert und gar synchronisiert. Dem soll mit der vorliegenden Arbeit einmal Abhilfe geschaffen werden, wenngleich sie wohl auch noch für lange Zeit nur ein Lichtblick bleiben wird. In der vorliegenden Arbeit werden nicht nur die anthropologischen Diagnosen von Alter und Geschlecht vorgelegt. Im Sinne eines osteoarchäologischen Ansatzes gilt es, die Ergebnisse im Umfeld zeitgleicher Bevölkerungen zu diskutieren und die diachrone Entwicklung der Parameter aufzuzeigen. Mit der Einbeziehung der Form der Leichenbrandbehältnisse wird zudem erstmalig ein Weg beschritten, Urnen jenseits der traditionell-archäologischer Sichtweise zu betrachten.
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