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Als die DDR gegründet wurde, lagen das Land und seine Wirtschaft in Trümmern. Kriegsschäden, Demontage, Enteignung und ein jahrelanger Verlust hochqualifizierter Arbeitskräfte: Die Startbedingungen waren denkbar ungünstig, die Ziele hoch gesteckt, denn die Konkurrenz der beiden deutschen Staaten war in erster Linie ein Wettkampf ihrer Wirtschaftssysteme, der sozialistischen Planwirtschaft und der sozialen Marktwirtschaft.
Bemerkenswerten Erfolgen der ostdeutschen Wirtschaft und einer deutlichen Steigerung des Lebensstandards in den sechziger und siebziger Jahren folgte der permanent
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Produktbeschreibung
Als die DDR gegründet wurde, lagen das Land und seine Wirtschaft in Trümmern. Kriegsschäden, Demontage, Enteignung und ein jahrelanger Verlust hochqualifizierter Arbeitskräfte: Die Startbedingungen waren denkbar ungünstig, die Ziele hoch gesteckt, denn die Konkurrenz der beiden deutschen Staaten war in erster Linie ein Wettkampf ihrer Wirtschaftssysteme, der sozialistischen Planwirtschaft und der sozialen Marktwirtschaft.

Bemerkenswerten Erfolgen der ostdeutschen Wirtschaft und einer deutlichen Steigerung des Lebensstandards in den sechziger und siebziger Jahren folgte der permanent drohende Kollaps des letzten Jahrzehnts, in dem die DDR, Ironie der Geschichte, durch bundesdeutsche Devisen aus Besuchsgeldern und Milliardenkredit künstlich am Leben gehalten wurde. Und am Ende standen doch wieder die Ruinen einer zusammengebrochenen Volkswirtschaft und eine zweite Stunde Null.
Autorenporträt
André Steiner, geboren 1959, ist Privatdozent an der Universität Potsdam und Leiter einer Forschungsgruppe am Zentrum für zeithistorische Forschung Potsdam.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 03.04.2004

Wirtschaftsbuch
Die Ruinenbaumeister
Aus heutiger Sicht war der Zusammenbruch der DDR folgerichtig. Das ist aber nicht alles. Um die Geschichte begreifen zu können, müssen die Nachgeborenen auch die Perspektive der seinerzeit Handelnden nachvollziehen können. Warum glaubten die deutschen Kommunisten allen Ernstes, sie könnten mittels Plan den Westen „überholen ohne ihn einzuholen”, wie dies einst SED-Chef Walter Ulbricht formulierte? Die neue DDR-Wirtschaftsgeschichte von André Steiner ermöglicht diesen Perspektivenwechsel. Steiner erzählt die Geschichte aus der Sicht und mithilfe der offiziellen DDR-Statistik. Dies ist von doppeltem Erkenntnisinteresse: Man erfährt, was die DDR-Führung damals wissen konnte. Und man erkennt, dass auch die offiziellen Zahlen den ökonomischen Niedergang des Landes belegten.
Das Buch von André Steiner, einem Dozenten von der Universität Potsdam, ist wegen dieser Orientierung auf die Statistik nicht leicht zu lesen, etwa wenn er Begriffe wie „volkswirtschaftliche Bruttowertschöpfung” einführt, ohne sie zu heute gebräuchlichen Begriffen in Relation zu setzen. Die Einordnung der Wirtschaftsgeschichte in die Gesamtpolitik in Ost und West fällt sehr spärlich aus. Doch diese Einschränkungen mindern den Wert des Buches nicht, methodisch und konzeptionell ist es konsistent.
Steiner unterscheidet grob drei Phasen der Planwirtschaft in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR: Es begann mit einer Art Kriegskommunismus nach 1945. Damals führten ökonomische Zwänge infolge der sowjetischen Reparationen und der beginnenden deutsche Spaltung und politische Widersprüche zu einer erratischen und willkürlichen Verstaatlichungspolitik. Die deutschen Kommunisten wollten möglichst schnell den Sozialismus aufbauen, die Besatzungsbehörden bremsten eher, weil Stalin noch darauf hoffte, Westdeutschland dem amerikanischen Einfluss entziehen zu können. Nach dem Beschluss der SED zum Aufbau des Sozialismus 1953 begann Ulbrichts Wachstumsstrategie, die mal mehr, mal weniger erfolgreich war, insgesamt aber nicht verhindern konnte, dass die DDR gegenüber der Bundesrepublik weiter zurückfiel. Eine Zäsur markiert dabei der Mauerbau 1961. Als das letzte Schlupfloch in den Westen geschlossen war, versuchte Ulbricht, die DDR-Wirtschaft „störfrei” zu machen, das Wachstumstempo zu erhöhen und das Plansystem zu reformieren. Das Ergebnis war eine schwere Wachstumskrise Ende der sechziger Jahre.
In der Ära Honecker, die daran anschloss, verzichtete die DDR implizit darauf, den Westen einzuholen. Unter der Parole „Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik” versuchten die Herrschenden, das Volk durch einen begrenzten Lebensstandard ruhig zu stellen, unabhängig davon, ob man sich das leisten konnte oder nicht. Die Ära endete im beschleunigten wirtschaftlichen Niedergang, in Verschuldung und schließlich im Zusammenbruch des Systems. Lehrreich für jeden, der sich heute nach der relativen Sicherheit der späten Honecker-Jahre sehnen sollte: Selbst der bescheidene Lebensstandard war gepumpt und ging zu Lasten der Substanz.
Nikolaus Piper
André Steiner:
Von Plan zu Plan.
Eine Wirtschaftsgeschichte der DDR. DVA München 2004,
275 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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