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Ausgehend von den revolutionären Theaterbewegungen Lateinamerikas in den 1960er- und 1970er-Jahren, deren Ziel ein politischer Bewusstwerdungsprozess zur Mobilisierung der Volksmassen zur Demokratisierung der Länder war, hat sich das von Augusto Boal begründete Theater der Unterdrückten seit seiner Entstehung gewandelt, auch und gerade mit Blick auf sich verändernde Weltbilder und die seither eingetretenen Änderungen im sozialen Bereich und in den Produktionsbedingungen. 2003 wurde in der Grundsatzerklärung des Theaters der Unterdrückten als dessen Ziel die Humanisierung der Menschheit an sich…mehr

Produktbeschreibung
Ausgehend von den revolutionären Theaterbewegungen Lateinamerikas in den 1960er- und 1970er-Jahren, deren Ziel ein politischer Bewusstwerdungsprozess zur Mobilisierung der Volksmassen zur Demokratisierung der Länder war, hat sich das von Augusto Boal begründete Theater der Unterdrückten seit seiner Entstehung gewandelt, auch und gerade mit Blick auf sich verändernde Weltbilder und die seither eingetretenen Änderungen im sozialen Bereich und in den Produktionsbedingungen. 2003 wurde in der Grundsatzerklärung des Theaters der Unterdrückten als dessen Ziel die Humanisierung der Menschheit an sich deklariert. Birgit Fritz untersucht die Entwicklung des Theaters der Unterdrückten, insbesondere die Zusammenhänge zwischen seinen Intentionen und einer Ästhetik der Wahrnehmung. Sie belegt überzeugend ihre Hauptthese, dass das Theater Augusto Boals auch jenseits seines ursprünglichen historischen und gesellschaftlichen Kontexts im 21. Jahrhundert zur nachhaltigen Entwicklung von heilendenund lernenden Gesellschaften beitragen kann. Das als autopoietisch verstandene Theater Boals bietet einerseits Raum für Selbstschöpfung, Wahrnehmungsschulung und Kommunikation, andererseits stellt es auch einen sensiblen künstlerischen Weg dar im Prozess für dynamischen, sich als transrational verstehenden Frieden. Wer auch immer unter Nutzung der Methoden Augusto Boals und verwandter Mittel der emanzipatorischen Bildung mit künstlerischen Mitteln einen Beitrag zu gesellschaftlicher Transformation leisten möchte - gleich, ob im Bereich der Friedensarbeit, Sozialarbeit oder als Künstler_in oder Theatermacher_in -, für den ist das vorliegende Buch ein unverzichtbarer Ratgeber sowohl in praktischer Hinsicht als auch mit Blick auf den theoretischen Hintergrund, die Entstehungsgeschichte des lateinamerikanischen Volkstheaters und seine Bedeutung in einem aktuellen gesellschaftlichen Kontext.
Autorenporträt
Dr. Birgit Fritz ist Theaterwissenschaftlerin, Übersetzerin und Autorin. Sie lehrt als externe Lektorin u.a. am Institut für Internationale Entwicklung der Universität Wien, dem interdisziplinären Lehrgang für Lateinamerikastudien und dem Universitätslehrgang für Friedensstudien der Universität Innsbruck. Darüber hinaus leitet sie den Grundlehrgang Theater nach Augusto Boal in Wien, der im Herbst 2013 zum zwölften Mal stattfindet. Ihre berufliche Praxis der autopoietischen Theaterarbeit nach Augusto Boal führte sie von Brasilien über Indien nach Kirgisien, sie lebt und arbeitet in unterschiedlichsten Kontexten. Arbeitsschwerpunkte sind autopoietisches Theater, forschendes, somatisches Lernen und sensorisches Denken in transkulturellen Räumen.
Rezensionen
Die Autorin hat sich als ausgewiesene Kennerin und Expertin der lateinamerikanischen Theatergeschichte, der Methodik und Anwendungsbereiche des Theaters der Unterdrückten (TdU) Augusto Boals einen internationalen Stellenwert erarbeitet, der seinesgleichen sucht. Ihre Workshoperfahrungen im In- und Ausland, ihre Übersetzungs- und Herausgeberinnentätigkeit trugen wesentlich zu einer Relektüre und zu einer Rekonzeption der Schriften Boals und seiner Methodik bei. [...] Die vorliegende Forschungsarbeit ist von hoher wissenschaftlicher Qualität, arbeitet erkenntnis- und prozessorientiert und kann als Grundlagenwerk verstanden werden. Prof. Brigitte Marschall (Universität Wien)