»Je höher man steigt, umso tiefer der Fall« - auf wohl kein Phänomen trifft dieser Ausspruch so gut zu wie auf Finanzkrisen. Steigen die Preise für ein Spekulationsobjekt in immer größere Höhen und erhitzt sich der Markt immer mehr, ist die Folge meist ein abrupter Fall: Die Blase platzt!Von Tulpen zu Bitcoins erzählt von den spektakulärsten Ereignissen auf den Rohstoff- und Kryptomärkten, von der Tulpenmanie im 17. Jahrhundert bis zu Bitcoins heute. Der Autor verknüpft Marktbewegungen mit individuellen Schicksalen berühmter Händler, die während einer Blase ein Vermögen anhäuften oder verloren. Beispiele sind die Silberspekulation der Brüder Hunt, das Schicksal von Amaranth Advisors und Brian Hunter, Kupfer und der Kongo, Gold, Seltene Erden, Energiemetalle und Bitcoins. Die Rohstoff- und Kryptomärkte stehen am Schnittpunkt von Megatrends wie Demografie, Klimawandel, Elektrifizierung und Digitalisierung. Lassen Sie sich mitnehmen auf eine Zeitreise der größten Spekulationsblasen der letzten vier Jahrhunderte ...
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.08.2019Die nächste Blase kommt bestimmt
Seit 400 Jahren übertreiben es die Anleger immer wieder. Offenbar werden sie nicht aus Schaden klug. Ein neues Buch verschafft einen Überblick über die schlimmsten Abstürze von Tulpen bis Bitcoin.
Von Thomas Klemm
Wer sich sein Lieblingseis schmecken lässt, denkt wohl kaum an den Preis für den Rohstoff. Andernfalls könnte man jede Kugel Vanilleeis so zur Schau stellen wie der Fußballstar Franck Ribéry sein vergoldetes Steak. Vanille ist in den vergangenen Jahren nämlich kostbar geworden und das zweitteuerste Gewürz nach Safran. 2011 kostete ein Kilogramm bester Bourbon-Vanille gerade einmal 15 Dollar, vier Jahre später war der Preis mit 90 Dollar immer noch moderat. Aber seit 2015 schoss er in die Höhe, aktuell kostet ein Kilogramm des Gewürzes mehr als 600 Dollar und damit mehr als dieselbe Menge des Edelmetalls Silber. Bei einer Preissteigerung von mehr als 500 Prozent in nur vier Jahren darf man schon mal fragen: Haben wir vielleicht eine Vanille-Blase?
Von Blase wird immer schnell gesprochen, wenn die Preise unheimlich in die Höhe geschossen sind - wie bei Immobilien in den vergangenen Jahren. So ein Phänomen lässt sich zwar im Einzelnen gut nachvollziehen, aber eine wissenschaftliche Definition einer Blase, auf die sich alle einigen können, steht aus. Alan Greenspan, seinerzeit Chef der amerikanischen Notenbank, erfand 1996 den Begriff des "irrationalen Überschwangs", den der Ökonom Robert Shiller aufgriff und darüber ein Buch schrieb. Es erschien kurz vor dem Platzen der Internetblase. In der überarbeiteten Fassung 2005 warnte Shiller vor einer amerikanischen Immobilienblase und bewies damit geradezu seherische Fähigkeiten. Dennoch würde sich der Wirtschaftsnobelpreisträger nie vorherzusagen trauen, was eine Blase zum Platzen bringt. Schlauer ist man immer hinterher. Oder nicht?
Blasen entstehen eigentümlicherweise immer wieder aufs Neue und wiederholen sich nach demselben Prinzip. Laut Shiller verbreiten sich mutmaßlich heiße Storys von einem neuen Zeitalter durch Mundpropaganda oder durch Medien, so dass sich massenhaft Menschen für eine bestimmte Anlageklasse begeistern. Enthusiasmus und Gier schlagen früher oder später aber um in Panik und Kapitulation. Bestes Beispiel ist Gold.
Hierbei handele es sich eigentlich um "ein merkwürdig aussehendes Metall", wie Shiller in einem Interview sagte, es lebe seit Jahrtausenden nur von seiner aufregenden Geschichte. Weil es schön glänzt, ist es zur Schmuckherstellung beliebt, und weil Gold als stabile Wertanlage gilt, verleiht es Anlegern Sicherheit in unruhigen Zeiten. Kein Wunder also, dass das Edelmetall derzeit inmitten von Handelskonflikt, Brexit, Konjunkturabkühlung und anderen Risiken mit rund 1500 Dollar je Feinunze so teuer ist wie seit sechs Jahren nicht. In Euro gerechnet, liegt der Goldpreis sogar nur wenig unter seinem Rekordhoch. Aufgrund der niedrigen Zinsen erscheint das zinslose Edelmetall relativ attraktiv.
Gold hat schon eine Reihe schier unglaublicher Preissteigerungen hinter sich. Allein in den zehn Jahren bis zu seinem Höchststand von 1900 Dollar je Feinunze im Sommer 2011 stieg der Wert um das Siebenfache. Gibt es also eine Art wiederkehrende Gold-Blase beziehungsweise "Spekulationsepidemie", von der Shiller spricht? Gut möglich, denn eine Finanzblase platzt nicht unwiederbringlich wie eine Seifenblase, sondern kann sich eine ganze Weile später wieder aufblähen.
So etwas lässt sich auch bei der Digitalwährung Bitcoin beobachten, die auf der Blockchain-Technologie basiert. Nach der Rally zum Jahreswechsel 2017/18 stürzte der Bitcoin binnen Monaten von rund 20 000 Dollar auf 3500 Dollar ab und wurde von einigen schon totgesagt; aktuell steht er, nach gewohnt starken Schwankungen, wieder auf 10 000 Dollar. "Bitcoins haben sich zur größten Finanzblase in der Geschichte entwickelt", behauptet Torsten Dennin in seinem gerade erschienenen Buch "Von Tulpen zu Bitcoins", das sich wie eine Art "Best of Bubbles" auf dem Rohstoffmarkt liest. Superzyklus hin oder her: "Ein Investment in Rohstoffe und in die Anwendung der Blockchain wird ein aufregender Ritt werden."
Einen Parforceritt legt Dennin, der den Vermögensverwalter Asset Management Switzerland AG leitet und als Volkswirtschaftsprofessor in Düsseldorf lehrt, auch in seinem Buch hin. Über die Definition einer Blase geht er locker hinweg, beschreibt stattdessen anhand von 42 Kapiteln, wie Gold, Öl, Weizen und andere Rohstoffe die Menschheit immer wieder verrücktspielen ließen. Herausgekommen ist ein historischer Überblick, der erwartungsgemäß beim niederländischen Tulpenwahn von 1637 beginnt und mit dem Bitcoin-Boom dieser Tage endet. Dazwischen geht es viel um clevere Spekulanten, die im rechten Moment auf den richtigen Rohstoff gesetzt haben, um windige Scharlatane, die mit ungeheuerlichen Wetten Märkte zu steuern suchten, und um Anlegerhoffnungen, die platzten.
Viele Hasardeure, die zu ihrer Zeit Beinamen wie "Gott der Märkte", "Reis-Orakel" oder "Schokoladenfinger" trugen, sind heute nur noch Insidern bekannt. Zum Beispiel der japanische Rohstoffhändler Yasuo Hamanaka, der 1996 auf einen steigenden Kupferpreis setzte, sich aber gewaltig verzockte und dem Mischkonzern Sumitomo einen Verlust von 2,6 Milliarden Dollar bescherte. Damals stürzte der Kupferpreis an einem Tag um 27 Prozent ab - so etwas kennt man heute nur noch von Bitcoin. Der amerikanische Händler Evan Dooley lag 2008 mit seiner Eine-Milliarde-Dollar-Wette auf fallende Weizenpreise völlig daneben, brockte seinem Arbeitgeber MF Global binnen Stunden einen Verlust von 140 Millionen Dollar ein und musste für fünf Jahre ins Gefängnis. Den Diamantenmarkt erwischte es kurzzeitig noch schlimmer. Als 1979 die Nachfrage nach Diamanten stark stieg, der marktbeherrschende Konzern De Beers aber das Angebot kaum ausweitete, verzehnfachte sich der Preis von Einkarätern. Als Diamanten von Banken nicht mehr als Sicherheit akzeptiert wurden und Anleger massenhaft verkauften, stürzte der Preis innerhalb eines Jahres um 90 Prozent ab.
Wann Spekulanten kriminell werden und den Markt manipulieren, lässt sich schwerlich vorhersagen. Rechnen muss man auf den Rohstoffmärkten aber stets mit politischen Krisen in den Förderländern sowie Naturgewalten, die Ernten zunichte- oder Lagerstätten unzugänglich machen können. So zerstörten die schweren Hurrikans in den Jahren 2004 und 2005 nicht nur amerikanische Ölförderanlagen und Orangenplantagen, was zu akuten Engpässen bei Öl und Orangensaftkonzentrat führte, sondern trieben auch den Preis für Zink in die Höhe. Ein Viertel der globalen Zinkvorräte lagerte nämlich im überschwemmten New Orleans und war deshalb unerreichbar. Die daraus resultierende Knappheit führte dazu, dass sich der Preis binnen 15 Monaten vervierfachte.
Wohl dem Investor, der ein glückliches Händchen hat und von einem Boom profitiert. Zum Beispiel der Tuchhändler Levi Strauss, der im Goldrausch von Kalifornien 1849 reich wurde, indem er den Goldgräbern Hosen aus Zeltbahnen schneiderte - die Vorläufer der Jeans eben. Oder der schillernde Reeder Aristoteles Onassis, der auf Supertanker setzte und während der Suez-Krise 1956 und den Ölkrisen der siebziger Jahre ein Vermögen machte. Oder die großen Männer, die auf ein Edelmetall setzten, das oft abschätzig als "Gold des kleinen Mannes" bezeichnet wird: George Soros, Warren Buffett und Microsoft-Gründer Bill Gates setzten in den neunziger Jahren mit einigem Erfolg auf Silber und Silberminen, weshalb Dennin sie "Die drei Weisen aus dem Abendland" nennt.
Rückschläge sind stets einzukalkulieren. Zwischen Sommer 2011 und Anfang 2016 haben Rohstoff-Anleger vier Fünftel ihrer Vermögenswerte verloren. Nun stehe die Welt vor einem Zyklus steigender Preise, behauptet Dennin. Gold ist schon deutlich teurer geworden, diverse Industriemetalle und seltene Erden sind auch gesucht. "Wenn zwischen 2030 und 2040 tatsächlich die Hälfte aller weltweit neu zugelassenen Fahrzeuge elektrisch ist, dann stehen wir heute am Beginn eines neuen Rohstoffzyklus", schreibt Dennin. Übertreibungen sind wie immer nicht ausgeschlossen, aber kaum vorhersehbar.
Torsten Dennin: Von Tulpen zu Bitcoins. Eine Geschichte der größten Finanzblasen und wie man sie erkennt Finanzbuch Verlag, 2019, 352 Seiten, 24,99 Euro.
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Seit 400 Jahren übertreiben es die Anleger immer wieder. Offenbar werden sie nicht aus Schaden klug. Ein neues Buch verschafft einen Überblick über die schlimmsten Abstürze von Tulpen bis Bitcoin.
Von Thomas Klemm
Wer sich sein Lieblingseis schmecken lässt, denkt wohl kaum an den Preis für den Rohstoff. Andernfalls könnte man jede Kugel Vanilleeis so zur Schau stellen wie der Fußballstar Franck Ribéry sein vergoldetes Steak. Vanille ist in den vergangenen Jahren nämlich kostbar geworden und das zweitteuerste Gewürz nach Safran. 2011 kostete ein Kilogramm bester Bourbon-Vanille gerade einmal 15 Dollar, vier Jahre später war der Preis mit 90 Dollar immer noch moderat. Aber seit 2015 schoss er in die Höhe, aktuell kostet ein Kilogramm des Gewürzes mehr als 600 Dollar und damit mehr als dieselbe Menge des Edelmetalls Silber. Bei einer Preissteigerung von mehr als 500 Prozent in nur vier Jahren darf man schon mal fragen: Haben wir vielleicht eine Vanille-Blase?
Von Blase wird immer schnell gesprochen, wenn die Preise unheimlich in die Höhe geschossen sind - wie bei Immobilien in den vergangenen Jahren. So ein Phänomen lässt sich zwar im Einzelnen gut nachvollziehen, aber eine wissenschaftliche Definition einer Blase, auf die sich alle einigen können, steht aus. Alan Greenspan, seinerzeit Chef der amerikanischen Notenbank, erfand 1996 den Begriff des "irrationalen Überschwangs", den der Ökonom Robert Shiller aufgriff und darüber ein Buch schrieb. Es erschien kurz vor dem Platzen der Internetblase. In der überarbeiteten Fassung 2005 warnte Shiller vor einer amerikanischen Immobilienblase und bewies damit geradezu seherische Fähigkeiten. Dennoch würde sich der Wirtschaftsnobelpreisträger nie vorherzusagen trauen, was eine Blase zum Platzen bringt. Schlauer ist man immer hinterher. Oder nicht?
Blasen entstehen eigentümlicherweise immer wieder aufs Neue und wiederholen sich nach demselben Prinzip. Laut Shiller verbreiten sich mutmaßlich heiße Storys von einem neuen Zeitalter durch Mundpropaganda oder durch Medien, so dass sich massenhaft Menschen für eine bestimmte Anlageklasse begeistern. Enthusiasmus und Gier schlagen früher oder später aber um in Panik und Kapitulation. Bestes Beispiel ist Gold.
Hierbei handele es sich eigentlich um "ein merkwürdig aussehendes Metall", wie Shiller in einem Interview sagte, es lebe seit Jahrtausenden nur von seiner aufregenden Geschichte. Weil es schön glänzt, ist es zur Schmuckherstellung beliebt, und weil Gold als stabile Wertanlage gilt, verleiht es Anlegern Sicherheit in unruhigen Zeiten. Kein Wunder also, dass das Edelmetall derzeit inmitten von Handelskonflikt, Brexit, Konjunkturabkühlung und anderen Risiken mit rund 1500 Dollar je Feinunze so teuer ist wie seit sechs Jahren nicht. In Euro gerechnet, liegt der Goldpreis sogar nur wenig unter seinem Rekordhoch. Aufgrund der niedrigen Zinsen erscheint das zinslose Edelmetall relativ attraktiv.
Gold hat schon eine Reihe schier unglaublicher Preissteigerungen hinter sich. Allein in den zehn Jahren bis zu seinem Höchststand von 1900 Dollar je Feinunze im Sommer 2011 stieg der Wert um das Siebenfache. Gibt es also eine Art wiederkehrende Gold-Blase beziehungsweise "Spekulationsepidemie", von der Shiller spricht? Gut möglich, denn eine Finanzblase platzt nicht unwiederbringlich wie eine Seifenblase, sondern kann sich eine ganze Weile später wieder aufblähen.
So etwas lässt sich auch bei der Digitalwährung Bitcoin beobachten, die auf der Blockchain-Technologie basiert. Nach der Rally zum Jahreswechsel 2017/18 stürzte der Bitcoin binnen Monaten von rund 20 000 Dollar auf 3500 Dollar ab und wurde von einigen schon totgesagt; aktuell steht er, nach gewohnt starken Schwankungen, wieder auf 10 000 Dollar. "Bitcoins haben sich zur größten Finanzblase in der Geschichte entwickelt", behauptet Torsten Dennin in seinem gerade erschienenen Buch "Von Tulpen zu Bitcoins", das sich wie eine Art "Best of Bubbles" auf dem Rohstoffmarkt liest. Superzyklus hin oder her: "Ein Investment in Rohstoffe und in die Anwendung der Blockchain wird ein aufregender Ritt werden."
Einen Parforceritt legt Dennin, der den Vermögensverwalter Asset Management Switzerland AG leitet und als Volkswirtschaftsprofessor in Düsseldorf lehrt, auch in seinem Buch hin. Über die Definition einer Blase geht er locker hinweg, beschreibt stattdessen anhand von 42 Kapiteln, wie Gold, Öl, Weizen und andere Rohstoffe die Menschheit immer wieder verrücktspielen ließen. Herausgekommen ist ein historischer Überblick, der erwartungsgemäß beim niederländischen Tulpenwahn von 1637 beginnt und mit dem Bitcoin-Boom dieser Tage endet. Dazwischen geht es viel um clevere Spekulanten, die im rechten Moment auf den richtigen Rohstoff gesetzt haben, um windige Scharlatane, die mit ungeheuerlichen Wetten Märkte zu steuern suchten, und um Anlegerhoffnungen, die platzten.
Viele Hasardeure, die zu ihrer Zeit Beinamen wie "Gott der Märkte", "Reis-Orakel" oder "Schokoladenfinger" trugen, sind heute nur noch Insidern bekannt. Zum Beispiel der japanische Rohstoffhändler Yasuo Hamanaka, der 1996 auf einen steigenden Kupferpreis setzte, sich aber gewaltig verzockte und dem Mischkonzern Sumitomo einen Verlust von 2,6 Milliarden Dollar bescherte. Damals stürzte der Kupferpreis an einem Tag um 27 Prozent ab - so etwas kennt man heute nur noch von Bitcoin. Der amerikanische Händler Evan Dooley lag 2008 mit seiner Eine-Milliarde-Dollar-Wette auf fallende Weizenpreise völlig daneben, brockte seinem Arbeitgeber MF Global binnen Stunden einen Verlust von 140 Millionen Dollar ein und musste für fünf Jahre ins Gefängnis. Den Diamantenmarkt erwischte es kurzzeitig noch schlimmer. Als 1979 die Nachfrage nach Diamanten stark stieg, der marktbeherrschende Konzern De Beers aber das Angebot kaum ausweitete, verzehnfachte sich der Preis von Einkarätern. Als Diamanten von Banken nicht mehr als Sicherheit akzeptiert wurden und Anleger massenhaft verkauften, stürzte der Preis innerhalb eines Jahres um 90 Prozent ab.
Wann Spekulanten kriminell werden und den Markt manipulieren, lässt sich schwerlich vorhersagen. Rechnen muss man auf den Rohstoffmärkten aber stets mit politischen Krisen in den Förderländern sowie Naturgewalten, die Ernten zunichte- oder Lagerstätten unzugänglich machen können. So zerstörten die schweren Hurrikans in den Jahren 2004 und 2005 nicht nur amerikanische Ölförderanlagen und Orangenplantagen, was zu akuten Engpässen bei Öl und Orangensaftkonzentrat führte, sondern trieben auch den Preis für Zink in die Höhe. Ein Viertel der globalen Zinkvorräte lagerte nämlich im überschwemmten New Orleans und war deshalb unerreichbar. Die daraus resultierende Knappheit führte dazu, dass sich der Preis binnen 15 Monaten vervierfachte.
Wohl dem Investor, der ein glückliches Händchen hat und von einem Boom profitiert. Zum Beispiel der Tuchhändler Levi Strauss, der im Goldrausch von Kalifornien 1849 reich wurde, indem er den Goldgräbern Hosen aus Zeltbahnen schneiderte - die Vorläufer der Jeans eben. Oder der schillernde Reeder Aristoteles Onassis, der auf Supertanker setzte und während der Suez-Krise 1956 und den Ölkrisen der siebziger Jahre ein Vermögen machte. Oder die großen Männer, die auf ein Edelmetall setzten, das oft abschätzig als "Gold des kleinen Mannes" bezeichnet wird: George Soros, Warren Buffett und Microsoft-Gründer Bill Gates setzten in den neunziger Jahren mit einigem Erfolg auf Silber und Silberminen, weshalb Dennin sie "Die drei Weisen aus dem Abendland" nennt.
Rückschläge sind stets einzukalkulieren. Zwischen Sommer 2011 und Anfang 2016 haben Rohstoff-Anleger vier Fünftel ihrer Vermögenswerte verloren. Nun stehe die Welt vor einem Zyklus steigender Preise, behauptet Dennin. Gold ist schon deutlich teurer geworden, diverse Industriemetalle und seltene Erden sind auch gesucht. "Wenn zwischen 2030 und 2040 tatsächlich die Hälfte aller weltweit neu zugelassenen Fahrzeuge elektrisch ist, dann stehen wir heute am Beginn eines neuen Rohstoffzyklus", schreibt Dennin. Übertreibungen sind wie immer nicht ausgeschlossen, aber kaum vorhersehbar.
Torsten Dennin: Von Tulpen zu Bitcoins. Eine Geschichte der größten Finanzblasen und wie man sie erkennt Finanzbuch Verlag, 2019, 352 Seiten, 24,99 Euro.
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