Wenn man das Glück hat, einen Wal im offenen Meer beobachten zu können, ist das ein erhabener Moment und es macht sich ein unheimliches Glücksgefühl breit. Leider wurden die Wale aber nicht von allen Menschen so wohlwollend betrachtet und sie waren nicht nur Fleischlieferanten für Inuits, sondern
auch eine willkommene Einkommensquelle für norwegische Walfänger und später auch andere Nationen. Die…mehrWenn man das Glück hat, einen Wal im offenen Meer beobachten zu können, ist das ein erhabener Moment und es macht sich ein unheimliches Glücksgefühl breit. Leider wurden die Wale aber nicht von allen Menschen so wohlwollend betrachtet und sie waren nicht nur Fleischlieferanten für Inuits, sondern auch eine willkommene Einkommensquelle für norwegische Walfänger und später auch andere Nationen. Die Wale wurden anfangs noch Mann gegen Wal bekämpft, doch mit der Zeit gab es Fangmethoden und große Walverarbeitungsschiffe, die den Bestand von Blauwalen auf der Nordhalbkugel dezimiert haben.
Andreas Tjernshaugen ist ein Meister der Recherche und eröffnet seinen Lesern einen umfassenden Blick über die mächtigsten Tiere der Welt. Geschickt verknüpft er wissenschaftliche Erkenntnisse über Lebensgewohnheiten, Fressverhalten und Sozialverhalten von Blauwalen mit den historischen Zusammenhängen des Walfangs. Er zeigt die gesamte Entwicklung im Walfang von den Anfängen bis zur industriellen Verfolgung mit großen Walfangschiffen. Anfangs mussten sich die Menschen noch mit kleinen Booten dem Wal in einem gefährlichen Nahkampf stellen. Aber mit der Zeit wurden die Schiffe größer und machinenbetrieben, die Reichweite verlagerte sich vom Atlantik in den Nordpazifik. Die kleinen Harpunen wurden vom Norweger Svend Foyn weiterentwickelt zu Granatharpunen, welche eine größere Reichweite und Durchschlagskraft besaßen. Die Industrialisierung des Walfangs ermöglichte es später, den gefangenen Wal bereits auf See zu verarbeiten. Das Walschlachten hatte damit seinen Höhepunkt erreicht und erst als der Blauwal auf der Nordhalbkugel schon fast ganz ausgerottet war, konnten Schutzabkommen diese Schlachterei eindämmen. Erst 1982 gelang es, den Blauwal unter Schutz zu stellen. Japan, Norwegen, die Sowjetunion, USA und Island betrieben jedoch den Walfang weiter. Heute gibt es weitere Beschränkungen.
Was ich bisher über den Walfang wusste, konnte durch dieses Buch sehr ausführlich erweitert werden. Aus dem anfänglichen lebensgefährlichen Kampf einzelner Ureinwohner als Fleischbeschaffung und Überlebensmittel in der arktischen Kälte wurde in den letzten gut 100 Jahren eine Walschlacht-Maschinerie, die weltweit über 370.000 Blauwalen das Leben kostete und fast zu ihrer Ausrottung führte.
Inzwischen gibt es wissenschaftliche Erkenntnisse, dass Wale mit ihrer Düngung des Oberflächenwassers zu einer Aufrechterhaltung der Planktonproduktion beitragen, die eine Grundlage für einen reichen Fischbestand bietet.
Dieses Buch liest sich sehr spannend, ziemlich aufwühlend und ist unglaublich informativ. Und ich bin mir sicher, das nach der Lektüre der weltweite Schutz von Walen jedem Leser ein ganz besonderes Anliegen sein wird.