Im 19. Jahrhundert war das Spektrum potentieller Zahnbehandler groß: Es reichte von Wundärzten und Medizinalchirurgen über Wander- und Hofzahnärzten bis hin zu Barbieren und Goldschmieden mit Behandlungskonzession. Zugleich erfolgte der Übergang vom handwerklichen Medizinalchirurgen zum akademisch ausgebildeten Zahnarzt, eingebettet in ein seit 1789 im Ansatz geordnetes Medizinalsystem. Am Beispiel mehrerer Lebensläufe aus Lippe wird dieser Prozess dargestellt, einschließlich des ersten akademisch ausgebildeten Zahnarztes in Detmold. Der Leser erfährt, welche Zahnerkrankungen überhaupt und wie behandelt wurden und in welchem Ausmaß zahntechnischer Fortschritt in Lippe Einzug. Die Zahnpflege wurde mit ersten Zahnpasten, Tinkturen und diversen Pülverchen in der Tagespresse intensiv beworben. Und schließlich: Wer weiß schon, dass der Leibzahnarzt des deutschen Kaisers Wilhelm I. aus Detmold kam? Und dass ein „Hofzahnkünstler“ seine Ausbildung nicht an einer Kunstakademie absolvierte? Der Band präsentiert auf informative und zugleich kurzweilige Art ein Stück Medizinalgeschichte im Wandel und gibt aufschlussreiche Einblicke in das Sitten- und Lebensbild eines Fürstentums der Biedermeierzeit und der frühen Gründerjahre.