Allen Zumutungen des Alterns und der 'Endlichkait' zum Trotz, plötzlich erscheint erneut fast alles möglich: Liebesbriefe, Selbstgespräche, Eifersuchtsdramen, Schwanengesänge, Gesellschaftssatiren und Augenblicke des Glücks drängen aufs Papier. Plötzlich findet rhythmisierte Kurzprosa ein vielstimmiges Echo in episch wuchernden oder pointiert zugespitzten Gedichten. Plötzlich entstehen sinnenfrohe Doppelstücke, die vom Zeichner ins Bild gesetzt, weitererzählt oder auf den Doppelpunkt gebracht werden.So traurig und gewitzt, so lebensklug und doch kämpferisch kann nur ein in die Jahre gekommener Künstler ans Werk gehen, der dem Tod wiederholt von der Schippe gesprungen ist. Zahlreiche berührende Geschichten bringt er hervor, verdichtet sie zu kunstvollen Miniaturen, die hier und jetzt spielen.In 'Vonne Endlichkait' schafft der Literaturnobelpreisträger in einem beeindruckenden Wechselspiel aus Lyrik, Prosa und Illustration sein letztes Gesamtkunstwerk.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.09.2015Was mecht nu los sain inne Polletik
Günter Grass ist sich bis zuletzt treu geblieben: Sein postum publiziertes Werk "Vonne Endlichkait" versammelt Gedichte, Prosa und Zeichnungen. Es geht um Celan, die Kanzlerin und den Tod.
Der abstoßende Text gegen Israel "Was gesagt werden muss" war also doch nicht "mit letzter Tinte" geschrieben. In prächtiger Ausstattung ist nun postum noch ein letztes Werk mit Gedichten, Prosatexten und Zeichnungen von Günter Grass erschienen, der am 13. April mit 87 Jahren gestorben ist. Gleich zu Beginn imaginiert sich der Dichter als "vogelfrei" und lässt wissen, dass er nicht vorhat, Altersmilde walten zu lassen. "Schamlos das Tier von der Leine lassen" will er und "zielstrebig in die Irre gehen".
Darauf muss der Leser nicht lange warten. In "Sepia nature" berichtet der Dichter und Graphiker von seinem Traum, er habe unter Wasser Tintenfische gemolken. "Seitdem lagert schwarze Milch als geliehene Metapher in verschraubbaren Gläsern. Ein suppiger Extrakt, tauglich als Tusche für Pinsel- und spröde Federzeichnungen. Laviert verraten Schlieren schleimige Substanz."
Das ist eine Betrachtung über die Sinnlichkeit des (stinkenden) Materials, mit dem der Künstler umgeht, doch erinnert die Metapher der schwarzen Milch als geliehene unweigerlich an Paul Celans "Todesfuge" und damit an das Desaster seiner Lesung 1952 vor der bekanntlich unvollständig entnazifizierten Gruppe 47. Er habe im "Tonfall von Goebbels" gelesen, hieß es danach, und die Wendung "schwarze Milch der Frühe" wurde höhnisch rezitiert. Grass war zwar nicht dabei, sekundierte aber später, Celan habe seine Gedichte "miserabel" gelesen. Diese Vorgänge waren eine Verletzung für den Dichter, die er nie vergaß. So erscheint die Metapher bei Grass, auch wenn er das alles vergessen haben sollte, nicht als geliehen, sondern als enteignet, indem sie aus dem Zusammenhang der Ermordung der Juden gerissen wird. Nicht viel anders hatte 1964 der SS-Kamerad Egon Holthusen versucht, die poetische Erinnerung an die Konzentrationslager zu vereiteln, indem er Celan Beliebigkeit von Metaphern wie "Mühlen des Todes" vorwarf.
Grass geht, wie man es von ihm gelegentlich gewohnt ist, ungeniert mit abgebrauchten Bildern und allerlei Floskeln um. In einem peinlichen Gedicht über Angela Merkel, banal "Mutti" betitelt, leiht sich der Dichter ebenfalls eine Metapher: Unter ihr habe sich auf alles, was geschieht, "Mehltau" gelegt. Das Bild hat der charismatische Verächter der Demokratie Stefan George in seinem letzten Gedichtband für die Situation der Weimarer Republik geprägt. Davon abgesehen, folgt Grass den Klischees: "Was stören könnte, wird beredt beschwiegen; / sie jedenfalls sagt wortreich nichts. / Wer ihr zu nah kommt, der wird weggebissen." Ihre "Büttel" seien "besorgt um Ruhe und bewachten Schlaf". Schon wieder kommt die Metapher des Melkens ins Spiel, diesmal schlüpfrig: "Sie kanns mit jedem, bis er leergemolken." Auch die "Sozis" sind "ihr ins Bett gekrochen", wofür sie wie alte Gäule "mit trockenem Gnadenbrot" entlohnt werden. Am Ende betätigt sich Grass als Prophet und sagt die Rückkehr des Größenwahns Kaiser Wilhelms II. voraus, der die Deutschen als "Salz der Erde" sah.
Das ist der politische, der bockige Grass, wie er je schon war. Mögen alle untreu werden, er aber bleibt treu, und zwar sich selbst. Entsprechend bekommt der Kollege Hans Magnus Enzensberger ein vergiftetes Lob verpasst. Der schreibe die allerschönsten Gedichte über Wolken. "Zusehends ändern sie sich, was ihm gefällt. Auch daß sie mal diesem, mal jenem Wind hörig sind." So demonstriert Günter Grass auch im letzten Werk, dass er unverbesserlich ist. Zu Griechenland, Afghanistan und der Finanzkrise hinterlässt er auch noch eine Meinung. Und schließlich bekommen noch einmal die Medien, auch diese Zeitung, metaphorische Seitenhiebe ab. Sie sind "im Lügengarn versponnen". Dabei behauptet Grass, ihm sei der Elan zur Polemik abhandengekommen: "mir fehlts an Kraft, mit groben Keil / den groben Klotz zu spalten". Da dementiert dann die beigegebene Zeichnung, die einen gespaltenen Baumstamm zeigt, den Text.
Die Hälfte des Buchs besteht aus Zeichnungen, die sich dem Thema der Vergänglichkeit widmen. Sie zeigen verfaultes Laub oder Obst, vertrocknete Froschleichen, modrige Pilze, verbogene Nägel, den Dichter selbst mit seinem letzten Zahn oder seine auf ärztlichen Rat außer Betrieb gesetzten Pfeifen. Grass ist als Zeichner nie über die Fähigkeiten eines Liebhabers hinausgekommen, gelegentlich erscheint der Strich geradezu rührend ungelenk, beinahe kindlich.
Zeichnen, er nennt es selbst "kritzeln", erscheint als eine Praxis der Hinwendung zum Sichtbaren, das allerdings in dem Band durch scheinbar unmotiviertes Schattieren durchgängig verdüstert erscheint. So sollen die Zeichnungen vielleicht jenseits des Gegenständlichen auf die Melancholie verweisen, die Grass sich zuschreibt. "Der ihr nachgesagte Trübsinn verdunkelt zwar, macht aber auch einsichtig, erhellt Abgründe."
Anrührend sind die Texte des Bandes, in denen Grass die Dinge mit einem melancholischen Blick betrachtet, der ein barockes Genügen an der Vergängnis findet. Eine Betrachtung zum Herbst, in der fallende Blätter an Eichendorff und Trakl erinnern, endet allerdings mit einer Metapher, in der sich Grass in etwas grobschlächtigem Humor von etwa aufgekommener Sentimentalität distanziert: "und über allem wabert des Herbstes Mundgeruch". Die Metapher mag Geschmackssache sein, im Ganzen aber ist der Freimut bewunderungswürdig, mit dem Grass auch seinen eigenen Verfall betrachtet. Die Lakonik kommt in der ostpreußischen Mundart besonders schön zur Geltung: "Nu hat sech jenuch jehabt."
Immer wieder schließlich wird auch der Leser, der über verrutschte Metaphorik und Polemik den Kopf geschüttelt hat, plötzlich durch schöne, klare Verse gefangen genommen. "Nur Er, der Tod ist immer da, / ihm ist die eine Silbe vorbehalten, / die jederzeit auf Abruf wartet, / uns trifft inmitten langer Sätze, / auch Schläfers Traum verknappt."
FRIEDMAR APEL
Günter Grass: "Vonne Endlichkait".
Steidl Verlag, Göttingen 2015. 184 S., geb., 28,- [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Günter Grass ist sich bis zuletzt treu geblieben: Sein postum publiziertes Werk "Vonne Endlichkait" versammelt Gedichte, Prosa und Zeichnungen. Es geht um Celan, die Kanzlerin und den Tod.
Der abstoßende Text gegen Israel "Was gesagt werden muss" war also doch nicht "mit letzter Tinte" geschrieben. In prächtiger Ausstattung ist nun postum noch ein letztes Werk mit Gedichten, Prosatexten und Zeichnungen von Günter Grass erschienen, der am 13. April mit 87 Jahren gestorben ist. Gleich zu Beginn imaginiert sich der Dichter als "vogelfrei" und lässt wissen, dass er nicht vorhat, Altersmilde walten zu lassen. "Schamlos das Tier von der Leine lassen" will er und "zielstrebig in die Irre gehen".
Darauf muss der Leser nicht lange warten. In "Sepia nature" berichtet der Dichter und Graphiker von seinem Traum, er habe unter Wasser Tintenfische gemolken. "Seitdem lagert schwarze Milch als geliehene Metapher in verschraubbaren Gläsern. Ein suppiger Extrakt, tauglich als Tusche für Pinsel- und spröde Federzeichnungen. Laviert verraten Schlieren schleimige Substanz."
Das ist eine Betrachtung über die Sinnlichkeit des (stinkenden) Materials, mit dem der Künstler umgeht, doch erinnert die Metapher der schwarzen Milch als geliehene unweigerlich an Paul Celans "Todesfuge" und damit an das Desaster seiner Lesung 1952 vor der bekanntlich unvollständig entnazifizierten Gruppe 47. Er habe im "Tonfall von Goebbels" gelesen, hieß es danach, und die Wendung "schwarze Milch der Frühe" wurde höhnisch rezitiert. Grass war zwar nicht dabei, sekundierte aber später, Celan habe seine Gedichte "miserabel" gelesen. Diese Vorgänge waren eine Verletzung für den Dichter, die er nie vergaß. So erscheint die Metapher bei Grass, auch wenn er das alles vergessen haben sollte, nicht als geliehen, sondern als enteignet, indem sie aus dem Zusammenhang der Ermordung der Juden gerissen wird. Nicht viel anders hatte 1964 der SS-Kamerad Egon Holthusen versucht, die poetische Erinnerung an die Konzentrationslager zu vereiteln, indem er Celan Beliebigkeit von Metaphern wie "Mühlen des Todes" vorwarf.
Grass geht, wie man es von ihm gelegentlich gewohnt ist, ungeniert mit abgebrauchten Bildern und allerlei Floskeln um. In einem peinlichen Gedicht über Angela Merkel, banal "Mutti" betitelt, leiht sich der Dichter ebenfalls eine Metapher: Unter ihr habe sich auf alles, was geschieht, "Mehltau" gelegt. Das Bild hat der charismatische Verächter der Demokratie Stefan George in seinem letzten Gedichtband für die Situation der Weimarer Republik geprägt. Davon abgesehen, folgt Grass den Klischees: "Was stören könnte, wird beredt beschwiegen; / sie jedenfalls sagt wortreich nichts. / Wer ihr zu nah kommt, der wird weggebissen." Ihre "Büttel" seien "besorgt um Ruhe und bewachten Schlaf". Schon wieder kommt die Metapher des Melkens ins Spiel, diesmal schlüpfrig: "Sie kanns mit jedem, bis er leergemolken." Auch die "Sozis" sind "ihr ins Bett gekrochen", wofür sie wie alte Gäule "mit trockenem Gnadenbrot" entlohnt werden. Am Ende betätigt sich Grass als Prophet und sagt die Rückkehr des Größenwahns Kaiser Wilhelms II. voraus, der die Deutschen als "Salz der Erde" sah.
Das ist der politische, der bockige Grass, wie er je schon war. Mögen alle untreu werden, er aber bleibt treu, und zwar sich selbst. Entsprechend bekommt der Kollege Hans Magnus Enzensberger ein vergiftetes Lob verpasst. Der schreibe die allerschönsten Gedichte über Wolken. "Zusehends ändern sie sich, was ihm gefällt. Auch daß sie mal diesem, mal jenem Wind hörig sind." So demonstriert Günter Grass auch im letzten Werk, dass er unverbesserlich ist. Zu Griechenland, Afghanistan und der Finanzkrise hinterlässt er auch noch eine Meinung. Und schließlich bekommen noch einmal die Medien, auch diese Zeitung, metaphorische Seitenhiebe ab. Sie sind "im Lügengarn versponnen". Dabei behauptet Grass, ihm sei der Elan zur Polemik abhandengekommen: "mir fehlts an Kraft, mit groben Keil / den groben Klotz zu spalten". Da dementiert dann die beigegebene Zeichnung, die einen gespaltenen Baumstamm zeigt, den Text.
Die Hälfte des Buchs besteht aus Zeichnungen, die sich dem Thema der Vergänglichkeit widmen. Sie zeigen verfaultes Laub oder Obst, vertrocknete Froschleichen, modrige Pilze, verbogene Nägel, den Dichter selbst mit seinem letzten Zahn oder seine auf ärztlichen Rat außer Betrieb gesetzten Pfeifen. Grass ist als Zeichner nie über die Fähigkeiten eines Liebhabers hinausgekommen, gelegentlich erscheint der Strich geradezu rührend ungelenk, beinahe kindlich.
Zeichnen, er nennt es selbst "kritzeln", erscheint als eine Praxis der Hinwendung zum Sichtbaren, das allerdings in dem Band durch scheinbar unmotiviertes Schattieren durchgängig verdüstert erscheint. So sollen die Zeichnungen vielleicht jenseits des Gegenständlichen auf die Melancholie verweisen, die Grass sich zuschreibt. "Der ihr nachgesagte Trübsinn verdunkelt zwar, macht aber auch einsichtig, erhellt Abgründe."
Anrührend sind die Texte des Bandes, in denen Grass die Dinge mit einem melancholischen Blick betrachtet, der ein barockes Genügen an der Vergängnis findet. Eine Betrachtung zum Herbst, in der fallende Blätter an Eichendorff und Trakl erinnern, endet allerdings mit einer Metapher, in der sich Grass in etwas grobschlächtigem Humor von etwa aufgekommener Sentimentalität distanziert: "und über allem wabert des Herbstes Mundgeruch". Die Metapher mag Geschmackssache sein, im Ganzen aber ist der Freimut bewunderungswürdig, mit dem Grass auch seinen eigenen Verfall betrachtet. Die Lakonik kommt in der ostpreußischen Mundart besonders schön zur Geltung: "Nu hat sech jenuch jehabt."
Immer wieder schließlich wird auch der Leser, der über verrutschte Metaphorik und Polemik den Kopf geschüttelt hat, plötzlich durch schöne, klare Verse gefangen genommen. "Nur Er, der Tod ist immer da, / ihm ist die eine Silbe vorbehalten, / die jederzeit auf Abruf wartet, / uns trifft inmitten langer Sätze, / auch Schläfers Traum verknappt."
FRIEDMAR APEL
Günter Grass: "Vonne Endlichkait".
Steidl Verlag, Göttingen 2015. 184 S., geb., 28,- [Euro].
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.05.2017NEUE TASCHENBÜCHER
Subtile
Endlichkeit
Im Oktober würde der große Günter Grass neunzig Jahre alt. Stattdessen gilt: „Nu hat sech jenuch jehabt / Nu is futsch un vorbai …“ So kurz angebunden und selbstironisch hallen die paar Zeilen durchs letzte Gedicht in seinem letzten Buch. „Meisterwerklein“ nannte eine Rezensentin das schmucke Miniatur-Gesamtkunstwerk
„Vonne Endlichkait“, dies launige, listige, kurz vor seinem Tod am 13. April 2015 abgeschlossene Kolloquium von Gedichten, Kurzprosa und Bleistift-Zeichnungen. Knorrige Abschiedstexte, Selbstgespräche, Skrupel- und Glücksmomente, Lamentos. „Immer mehr Wörter verbraucht. Immerzu stirbt jemand voreilig weg. Schon ist, was wirklich zu sein behauptet, aus zweiter Hand geliefert. Schon stehe ich abseits am Spielfeldrand … Schon zögere ich, jetzt zu sagen …“ Der alte Dichter Grass gibt sich freimütig den allerletzten Dingen hin, raffiniert betroffen, niemals larmoyant oder dünkelhaft sentimental – und zeigt dabei noch einmal seine subtile und fragile schwere Seite, auch in den pingelig schraffierten Zeichnungen. Lauter ebenso wunderliche wie beherzte Schwanengesänge.
WOLFGANG SCHREIBER
Günter Grass: Vonne Endlichkait. dtv, München 2017. 176 Seiten, 16,90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Subtile
Endlichkeit
Im Oktober würde der große Günter Grass neunzig Jahre alt. Stattdessen gilt: „Nu hat sech jenuch jehabt / Nu is futsch un vorbai …“ So kurz angebunden und selbstironisch hallen die paar Zeilen durchs letzte Gedicht in seinem letzten Buch. „Meisterwerklein“ nannte eine Rezensentin das schmucke Miniatur-Gesamtkunstwerk
„Vonne Endlichkait“, dies launige, listige, kurz vor seinem Tod am 13. April 2015 abgeschlossene Kolloquium von Gedichten, Kurzprosa und Bleistift-Zeichnungen. Knorrige Abschiedstexte, Selbstgespräche, Skrupel- und Glücksmomente, Lamentos. „Immer mehr Wörter verbraucht. Immerzu stirbt jemand voreilig weg. Schon ist, was wirklich zu sein behauptet, aus zweiter Hand geliefert. Schon stehe ich abseits am Spielfeldrand … Schon zögere ich, jetzt zu sagen …“ Der alte Dichter Grass gibt sich freimütig den allerletzten Dingen hin, raffiniert betroffen, niemals larmoyant oder dünkelhaft sentimental – und zeigt dabei noch einmal seine subtile und fragile schwere Seite, auch in den pingelig schraffierten Zeichnungen. Lauter ebenso wunderliche wie beherzte Schwanengesänge.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Mit Günter Grass' letztem, erst kurz vor seinem Tod fertiggestellten Buch schließt sich ein Lebenskreis, so Rezensentin Iris Radisch, es sei "beinahe ein Vermächtnis". Die Rezensentin entdeckt in den Gedichten, Prosatexten und Zeichnungen altbekannte Motive wie Erdverbundenheit und ein "Knapp-über-dem-Boden-Gefühl". Die Erzählung von einem Birkensarg sei in ihrer Heiterkeit und Tragikomik, ihrer Bildgewalt und Expressivität gar ein Meisterstück des alten Grass, befindet Radisch. Natürlich findet man im Buch auch die vertraut nervenden Unterweisungen, doch überwiegen die stillen Abschiedstexte, resümiert die Kritikerin, bis hin zu den allerletzten, laut Radisch von Larmoyanz gänzlich freien Worten des Nobelpreisträgers. Sie ist von diesem "tränenlosen Abschied" merklich gerührt.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Lauter ebenso wunderliche wie beherzte Schwanengesänge. Wolfgang Schreiber Süddeutsche Zeitung 20170509