Josef Rheinberger (1839-1901) ist für viele der Komponist wohlklingender Orgelstücke und Messen für die gottesdienstliche Praxis. Kaum bekannt sind seine Sinfonien, Oratorien, Kammermusik und Lieder; ganz zu schweigen von den Bühnenwerken und dem umfangreichen Oeuvre für Klavier. Zwischen 1860 und 1890 hatte Rheinberger mit seiner Musik durchschlagende, oft geradezu sensationelle Erfolge. Die Rezeption seiner Werke versiegte jedoch nach seinem Tod und nahm erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts wieder einen Aufschwung. Im ersten Teil seines Buches behandelt der Autor die künstlerische Entwicklung Rheinbergers, in der eine ausgeprägt klassizistische Musikanschauung sichtbar wird. Daneben wird die große Irritation im Leben des Komponisten, die Auseinandersetzung mit der Musik Wagners analysiert. Im zweiten Teil wird die Musikanschauung anhand ausgewählter Klavierwerke untersucht. Vielfältige melodische, formale und klangliche Gestalten beschreiben den Schaffensprozeß eines Künstlers, der die stilistischen Einflüsse verschiedendster Komponisten zwischen J.S. Bach und F. Liszt in sich aufnahm und gerade dadurch zu originellen schöpferischen Leistungen gelangte. Es wird gezeigt, wie Rheinberger durch die Verknüpfung von Sonaten- und Fugenform, die Entwicklung opernhafter Instrumentalmelodien, durch Ansätze kollektiver Improvisation und die Vorwegnahme impressionistischer Klangregionen einen unverwechselbaren persönlichen Stil ausbildete.