Welche neuen Erzähl- und Sichtweisen findet die Fotografie, um für sich eine Fortführung des Dokumentarischen Paradigmas zu reklamieren? Und wie bewusst geht eine solche Haltung damit um, dass sie nicht nur visuelle Fakten schafft, sondern auch deren Bedeutung produziert? Denn die Fotografie ist keine schlichte Repräsentation von Wirklichkeit, sie ist ein Bild.
Der Katalog "Vor aller Augen" präsentiert fünfzehn 15 Positionen aus der Meisterklasse von Timm Rautert an der Leipziger Kunsthochschule, die vorwiegend fotografische Arbeiten sowie auch Videokunst und Skulptur umfassen.
Der Katalog "Vor aller Augen" präsentiert fünfzehn 15 Positionen aus der Meisterklasse von Timm Rautert an der Leipziger Kunsthochschule, die vorwiegend fotografische Arbeiten sowie auch Videokunst und Skulptur umfassen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.12.2005Der kalte Widerschein der Wirklichkeit
Es war ein Symbol pathetischer Hilflosigkeit, als New York im Jahr eins nach seiner Katastrophe zum ersten Mal die Silhouette des zerstörten World Trade Centers mit Laserstrahlen nachmodellierte - viel größer als die Originale, zwei kalte, blaue Säulen im Nachthimmel, megalomanischer Trotz, Licht als Abglanz, als fahler Widerschein der Wirklichkeit (unsere Abbildung). Genau solche Brechungen sind die Lieblingsmotive des Fotografen Ralf Kaspers, der auf seinen großformatigen Aufnahmen die Welt zeigt, wie sie sich der Mensch erschaffen oder wie er sie zerstört hat - selten aber den Menschen selbst. Man blickt auf die Kulissen des Daseins, auf Häuserschluchten und Rinnsteinstilleben, ist erschreckt und gefesselt zugleich vom Januskopf der Zivilisation und sehnt sich nur nach einem: nach Wärme.
str.
"Ralf Kaspers - Fotografie", herausgegeben von der Galerie Ralf Kaspers (Fürstenwall 74, 40219 Düsseldorf, Tel.: 0211/397875, www.galerie-kaspers.de). Das Buch ist nicht im Handel erhältlich.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Es war ein Symbol pathetischer Hilflosigkeit, als New York im Jahr eins nach seiner Katastrophe zum ersten Mal die Silhouette des zerstörten World Trade Centers mit Laserstrahlen nachmodellierte - viel größer als die Originale, zwei kalte, blaue Säulen im Nachthimmel, megalomanischer Trotz, Licht als Abglanz, als fahler Widerschein der Wirklichkeit (unsere Abbildung). Genau solche Brechungen sind die Lieblingsmotive des Fotografen Ralf Kaspers, der auf seinen großformatigen Aufnahmen die Welt zeigt, wie sie sich der Mensch erschaffen oder wie er sie zerstört hat - selten aber den Menschen selbst. Man blickt auf die Kulissen des Daseins, auf Häuserschluchten und Rinnsteinstilleben, ist erschreckt und gefesselt zugleich vom Januskopf der Zivilisation und sehnt sich nur nach einem: nach Wärme.
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"Ralf Kaspers - Fotografie", herausgegeben von der Galerie Ralf Kaspers (Fürstenwall 74, 40219 Düsseldorf, Tel.: 0211/397875, www.galerie-kaspers.de). Das Buch ist nicht im Handel erhältlich.
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