Als diese ersten Prosaarbeiten von Gertrud Leutenegger 1975 erschien, schrieb der Generalanzeiger Bonn: »Es gehört zu den hervorragenden Verdiensten dieses Buches, daß es sich gerade der beiläufigen, längst unbemerkten Kleinigkeiten in einer Weise annimmt, deren fremdartige Schönheit den Leser wo nicht gar verstört, so doch gewiß erstaunt. Die ruhige Sicherheit, mit der diese Erzählerin ihre sprachlichen Mittel einsetzt, verblüfft und begeistert immer wieder.«
Ein junges Mädchen schreitet in Zürich jene Straßenab, auf denen am nächsten Tag eine Demonstration stattfinden soll. Dieser äußerliche Gang der Geschichte ist nur Anlaß zu poetischen Gängen, zum Aufkeimen und Aufbrechen von Erinnerungen an Früheres, an Kindliches. Es klingt etwas an vom trauerlos hellen Verlust eines inneren Zentrums. Das Dasein findet sich in anderen Personen wieder, in anderen Zuständen, in Erlebnissen ihrer Jungmädchenzeit auf dem Land, beim Tod des Vaters, bei einem Aufenthalt in England und in Italien.
Durch ihre reiche Phantasie versucht Gertrud Leutenegger, mehr als die Wirklichkeit einer Demonstration zu zeigen, nämlich die Rettung von untergesunkenen geräuschlosen Protesten, von all jenen subtileren Manifestationen, »die unter der flaumig grauen Decke jedes Tages aufzittern«.