In einem Züricher Vortrag unternahm ich 1969 einen ersten Anlauf, um Fragen in den Griff zu bekommen, die sich bei der Beschäftigung mit der Geschichte des politischen Protestantismus stellen. Von der damaligen Kon zeption ist nur wenig übriggeblieben. Mit dem vorliegenden Vortrag, der in gekürzter Form gehalten wurde, hoffe ich, ein Stück weitergekommen zu sein. Für klärende Gespräche über den politischen Charakter des nordamerika nischen Protestantismus und diesbezügliche Literaturangaben bin ich dem münsterschen Kirchenhistoriker Robert C. Walton zu Dank verpflichtet. Auch meinem münsterscheu Kollegen K. -G. Faber möchte ich für Hinweise danken. 1. Zur Wort-und Begriffsgeschichte Den Begriff "Politischer Protestantismus" sucht man in Nachschlagewer ken, auch solchen kirchlicher Provenienz, vergeblich. Dies ist indessen noch kein Beweis für die Nichtexistenz der dem Begriff zugrundeliegenden Sach verhalte. In der Publizistik kann man eher fündig werden. Alles in allem muß man sich jedoch mit sporadischen und ganz disparaten Belegen von höchst unterschiedlichem Bedeutungsgehalt zufriedengeben. Wir begegnen der Wendung 1818 in Großbritannien, wo eine Agitationsgruppe für die britische Wahlreform die Organisationsstruktur der Methodisten übernahm und sich deswegen, aber auch aus Bewunderung für die Dynamik des reformatorischen 1 Durchbruchs im 16. Jahrhundert, "Political Protestants" nannte - Anderswo hatte man es mit einer Prägung pejorativen Charakters zu tun. Auf dem europäischen Kontinent läßt sich "politischer Protestantismus", wie es scheint, zuerst in der konfessionellen Polemik des Vormärz nachweisen.
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