»Ein Genie«, sagt Lessing, »kann nur von einem Genie entzündet werden«, was sich kaum schlagender in der deutschen Kultur- und Geistesgeschichte belegen läßt als an der kongenialen Vereinigung der jungen Romantiker. Die Gebrüder Schlegel und »Madame Lucifer«, Caroline Schlegel, die spätere Frau von Friedrich Wilhelm Schelling, Ludwig Tieck, Novalis und Friedrich Schleiermacher revolutionierten mitten in der Ära Goethes Kultur, Kunst, Wissenschaft, das Verständnis von Politik, das Verhältnis der Geschlechter, des einzelnen zur Gesellschaft ...
Ihnen gelang es, ein damals ganz neues Verständnis von Leben zu etablieren und so ungewohnt und modern auszudrücken, so daß wir uns auch zweihundert Jahre später diesem geistigen Bann nicht entziehen können, wie nicht zuletzt die Diskussionen um die Postmoderne oder moderne Lebensverhältnisse belegten.
Es ist die Absicht dieses Buches, die manchmal skandalösen Lebensverhältnisse unter den Verfassern mitsamt ihren Frauen und Freunden darzustellen, die oft erstaunlichen Parallelen unter ihren damals entstandenen Schöpfungen aufzudecken. Verfolgt werden die überraschenden wie die bisher kaum oder noch nie beachteten Spuren, wie die Vorboten der Moderne bis in die Gegenwart weiterwirken.
Ihnen gelang es, ein damals ganz neues Verständnis von Leben zu etablieren und so ungewohnt und modern auszudrücken, so daß wir uns auch zweihundert Jahre später diesem geistigen Bann nicht entziehen können, wie nicht zuletzt die Diskussionen um die Postmoderne oder moderne Lebensverhältnisse belegten.
Es ist die Absicht dieses Buches, die manchmal skandalösen Lebensverhältnisse unter den Verfassern mitsamt ihren Frauen und Freunden darzustellen, die oft erstaunlichen Parallelen unter ihren damals entstandenen Schöpfungen aufzudecken. Verfolgt werden die überraschenden wie die bisher kaum oder noch nie beachteten Spuren, wie die Vorboten der Moderne bis in die Gegenwart weiterwirken.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.12.2006Theodore Ziolkowskis Sicht der Frühromantik
Im Grunde sollte man überhaupt nur noch Bücher von emeritierten Professoren lesen, also von Leuten, die alt und furchtlos genug geworden sind, um über die kompliziertesten Gegenstände wieder ganz leicht und einfach schreiben zu können, ohne den jeweils fachspezifischen Jargon, hinter dem sich immer diejenigen verschanzen, die sich ihres Wissens und ihrer Urteile noch nicht sicher genug sind, und ohne deswegen gleich trivial zu werden.
Ein derartiger Gegenstand ist zum Beispiel die deutsche Frühromantik, und ein solcher Emeritus ist Theodore Ziolkowski, der in Princeton lange genug Germanistik gelehrt hat, um jetzt ganz souverän so zu tun, als sei er höchstpersönlich dabeigewesen, als Schleiermacher und Schlegel ihre Wohngemeinschaft aufmachten und ihre Frauen kennenlernten.
Ziolkowski geht die Sache an, wie ein Gesellschaftsreporter, der nebenher das erledigt, womit sich sonst ganze Literaturgeschichten schwertun: kurz und bündig erläutern, was in den zentralen Texten der Romantiker drinsteht, wie es mit den anderen Texten korrespondiert und aus welchen konkreten biographischen Konstellationen es sich erklären läßt. Das Schöne an Ziolkowskis Buch ist, daß es beides tut: Es führt den, dem die Romantiker immer fremd geblieben sind, gönnerhaft ein in ihre Welt und ihre Kreise, und den, der sich darin zu verlieren droht, führt er, was ja fast noch wichtiger ist, auch sicheren Fußes wieder hinaus.
Aber aller Erfahrung nach ist das ja nicht die schlechteste Voraussetzung, wenn man zwischen zwei Buchdeckeln sowohl Erkenntnisgewinn als auch spannende Lektüre sucht.
ripe
Theodore Ziolkowski: "Vorboten der Moderne. Eine Kulturgeschichte der Frühromantik". Klett-Cotta-Verlag Stuttgart, 281 Seiten, 22,50 Euro
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Im Grunde sollte man überhaupt nur noch Bücher von emeritierten Professoren lesen, also von Leuten, die alt und furchtlos genug geworden sind, um über die kompliziertesten Gegenstände wieder ganz leicht und einfach schreiben zu können, ohne den jeweils fachspezifischen Jargon, hinter dem sich immer diejenigen verschanzen, die sich ihres Wissens und ihrer Urteile noch nicht sicher genug sind, und ohne deswegen gleich trivial zu werden.
Ein derartiger Gegenstand ist zum Beispiel die deutsche Frühromantik, und ein solcher Emeritus ist Theodore Ziolkowski, der in Princeton lange genug Germanistik gelehrt hat, um jetzt ganz souverän so zu tun, als sei er höchstpersönlich dabeigewesen, als Schleiermacher und Schlegel ihre Wohngemeinschaft aufmachten und ihre Frauen kennenlernten.
Ziolkowski geht die Sache an, wie ein Gesellschaftsreporter, der nebenher das erledigt, womit sich sonst ganze Literaturgeschichten schwertun: kurz und bündig erläutern, was in den zentralen Texten der Romantiker drinsteht, wie es mit den anderen Texten korrespondiert und aus welchen konkreten biographischen Konstellationen es sich erklären läßt. Das Schöne an Ziolkowskis Buch ist, daß es beides tut: Es führt den, dem die Romantiker immer fremd geblieben sind, gönnerhaft ein in ihre Welt und ihre Kreise, und den, der sich darin zu verlieren droht, führt er, was ja fast noch wichtiger ist, auch sicheren Fußes wieder hinaus.
Aber aller Erfahrung nach ist das ja nicht die schlechteste Voraussetzung, wenn man zwischen zwei Buchdeckeln sowohl Erkenntnisgewinn als auch spannende Lektüre sucht.
ripe
Theodore Ziolkowski: "Vorboten der Moderne. Eine Kulturgeschichte der Frühromantik". Klett-Cotta-Verlag Stuttgart, 281 Seiten, 22,50 Euro
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Theodore Ziolkowski hat mit seiner "virtuos" inszenierten Kulturgeschichte der Frühromantik vor allem die inhaltlichen Übereinstimmungen in den theoretischen und literarischen Schriften der zumeist untereinander befreundeten Autoren im Blick, informiert Ulrich Kronauer. Hier habe beispielsweise die Figur des Prometheus als Personifikation allen Übels der Aufklärung ein besonders beliebtes Feindbild abgegeben. Wobei der Autor nicht weiter hinterfragt, wie der Rezensent kritisch anmerkt, ob eine solche extreme Vorstellung von der Aufklärung auch immer berechtigt gewesen ist. Vollauf berechtigt hingegen sei es gewesen, sich mit den Lebensumständen und Umgangsformen der Romantiker zu beschäftigen. Hier "irritieren" aus Sicht des Rezensenten beispielsweise die "dissonanten" Töne, häufig in Briefen und häufig von Frauen, sowohl über Gegner als auch über Freunde, die in offensichtlichem Gegensatz zur proklamierten universalen Harmonie stünden. Offensichtlich hatten auch die Romantiker einen ausgeprägten Sinn für Hierarchien, schmunzelt Kronauer.
© Perlentaucher Medien GmbH
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