Die vorliegende Arbeit demonstriert Besonderheiten in der frühen vorsprachlichen Lautentwicklung bei Säuglingen mit orofazialen Spalten, die in keinem direkten Zusammenhang mit den Malformationen des Vokaltrakts stehen. Unabhängig vom Spalttyp und lange bevor eine kieferchirurgische Intervention stattgefunden hat, sind bereits Besonderheiten in der Melodieentwicklung nachweisbar. Untersuchungsgegenstand waren 3041 Lautäußerungen der ersten 12 Lebenswochen von 14 Säuglingen mit orofazialen Spalten. Für einen Vergleich wurden Referenzdaten von 17 Säuglingen ohne Spaltbildungen hinzugezogen. Die aufgenommenen Laute wurden bezüglich ihrer Melodiestruktur und ausgewählter spektraler Eigenschaften analysiert und klassifiziert. Dabei hat sich gezeigt, dass Säuglinge mit orofazialen Spalten bestimmte Melodiestrukturmuster bevorzugen und tendenziell eine verzögerte Melodieentwicklung aufweisen. Prinzipiell eignet sich die Melodiekomplexität auch bei Säuglingen mit Spaltbildungen als Frühindikator für Sprachentwicklungsstörungen.