Der hier angekündigte erste Teilband der Martin Heidegger Gesamtausgabe (GA 80.1) mit dem Obertitel »Vorträge« umfasst von seinen 1915 bis 1932 gehaltenen Vorträgen 10 bisher unveröffentlichte Texte sowie 3 Texte, die bislang nur außerhalb der Gesamtausgabe erschienenen sind. Entsprechend Heideggers ausdrücklicher Anweisung, auch alle früheren Ausarbeitungen und Vorarbeiten aufzunehmen, enthält der Band ferner 4 frühere Versionen des für den Übergang zum Ereignis-Denken äußerst wichtigen Vortrages »Vom Wesen der Wahrheit«, dessen Endversion er 1943 veröffentlichte. Des Weiteren wird eine »Vorarbeit« zu Platons »Höhlengleichnis« aufgenommen. Mit der Frage nach der Wahrheit befassen sich 8 der insgesamt 18 aufgenommenen Texte, weshalb diese Thematik einen Schwerpunkt des vorliegenden Bandes bildet.Der Band enthält die Vorträge: Frage und Urteil (10. Juli 1915) - II. Über Psychologie (April 1920) - III. Dasein und Wahrsein (nach Aristoteles (1923/24) - IV. Wilhelm Diltheys Forschungsarbeit und der gegenwärtige Kampf um eine historische Weltanschauung (16. -21. April 1925) - V. Begriff und Entwicklung der phänomenologischen Forschung (4. Dezember 1926) - VI. Phänomenologie und Theologie (8. Juli 1927) - VII. Philosophische Anthropologie und Metaphysik des Daseins (24. Januar 1929) - VIII. Die heutige Problemlage der Philosophie (4. Dezember 1929 und 21. März 1930) - IX. Hegel und das Problem der Metaphysik (22. und 24. März 1930) - X. Vom Wesen der Wahrheit (1930/1940) - XI. Augustinus: Quid est tempus? Confessiones lib. XI (26. Oktober 1930) - XII. Höhlengleichnis (Vorarbeit um 1931) - XIII: th und Höhlengleichnis (13. November 1931) - XIV. d (22. Juli 1932) - XV. »Der Satz vom Widerspruch« (16. Dezember 1932)
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Eigentlich war es ruhig geworden um Martin Heidegger, bemerkt Rezensent Thomas Meyer, mit der Herausgabe der "Schwarzen Heften" vor sechs Jahren ist das Giftigste verdaut. Umso unverständlicher, ja ärgerlicher erscheint dem Rezensenten nun Günther Neumanns zweibändige Edition von Heideggers Vorträgen: Der erste Band umfasst die Jahre 1915 bis 1932, der zweite die Jahre 1935 1967. Hallo? Ausgerechnet die Jahre 1933 und 1934 fehlen, also auch die berüchtigte Rektoratsrede, in der Heidegger sein Denken mit dem Nationalsozialismus in Einklang zu bringen versucht. Die Erklärungen des Herausgebers kann Meyer nicht nachvollziehen. Auch die Geringschätzung, mit der etwa der Heidegger-Kritiker Dolf Sternberger hier stets nur als D.St. auftaucht, findet der Rezensent unangemessen. Er räumt ein, dass in dem Band viele faszinierende Texte versammelt sind, "Bauen Wohnen Denken" etwa oder "Hegel und die Griechen". Dennoch sieht Meyer angesichts dieser mangelnden Offenheit eine "Verweigerertruppe im Editionsbunker" sitzen, wie er schreibt, die sich auf höhere Befehle zu berufen scheint.
© Perlentaucher Medien GmbH
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