Das religiöse Motiv des Vorwurfs gegen Gott war schon in den frühen Hochkulturen des Alten Orients Gegenstand insbesondere der weisheitlichen Auseinandersetzung. Dorothea Sitzler analysiert in ihrer Studie das ägyptische und mesopotamische Textmaterial im Hinblick auf religionsgeschichtliche Einordnung, Theologie der angegriffenen Gottheit, Figur des Klägers, literarische Gestaltung und Inhalte der Vorwürfe. Es ergibt sich das Bild eines religiösen Konflikts, der auf der Schwelle von der Staatsreligion zur Bekenntnisreligion in das Vorfeld von Monotheismus und Prophetie führt. Dabei wird deutlich, dass die bisherige Debatte um das "Hiobmotiv" durch viele von biblischer Tradition geprägte Muster bestimmt ist, die den altorientalischen Vorbildern nicht gerecht werden und zu neuen religionswissenschaftlichen Strukturen herausfordern.