Nach "Ruf der Tiefe" und "Schatten des Dschungels" ist mit "Vulkanjäger" ein weiterer Roman von Katja Brandis erschienen, der sich einem Schwerpunkt unserer Umwelt widmet und in der nahen Zukunft spielt.
Gleich zu Beginn lernt der Leser den sechzehnjährigen Jan kennen, dessen Vater Vulkanologe
ist, immer auf der Suche nach spektakulären Film- und Fotoaufnahmen von aktiven Vulkanen. Jans Vater…mehrNach "Ruf der Tiefe" und "Schatten des Dschungels" ist mit "Vulkanjäger" ein weiterer Roman von Katja Brandis erschienen, der sich einem Schwerpunkt unserer Umwelt widmet und in der nahen Zukunft spielt.
Gleich zu Beginn lernt der Leser den sechzehnjährigen Jan kennen, dessen Vater Vulkanologe ist, immer auf der Suche nach spektakulären Film- und Fotoaufnahmen von aktiven Vulkanen. Jans Vater betreibt seinen Beruf - oder vielmehr seine Berufung - so obsessiv, dass er sich in all den Jahren kaum um seinen Sohn gekümmert hat, von dessen Mutter er schon seit vielen Jahren getrennt ist. So ist es für Jan eine große Überraschung, als sich André bei ihm meldet und seinen Sohn zu einer Reise einlädt, auf der Aufnahmen für seinen neuen Film entstehen sollen. Mit an Bord ist Kameramann Fred, der zunächst sehr ruppig wirkt. Auch André ist zunächst ein schwer zugänglicher Charakter, denn über seiner Bessessenheit für die feurigen Riesen vernachlässigt er immer wieder die Verantwortung gegenüber seinem Sohn und gewinnt so zunächst nicht die Zuneigung des Lesers. Doch mit der Zeit wachsen einem sowohl André als auch Fred mehr und mehr ans Herz, da sich beide öffnen, man hinter ihre Schale blickt und durch die beeindruckenden Schilderungen von Katja Brandis Verständnis dafür entwickelt, wie faszinierend und unberechenbar Vulkane sind, dass man den Beruf das Vulkanologen tatsächlich mit Leib und Seele ausüben muss, um diesen Naturwundern gerecht zu werden. Nicht umsonst hat Katja Brandis dieses Buch einem französischen Ehepaar gewidmet, das diesem Beruf nachgegangen und während seiner Ausübung gestorben ist. Im Nachwort und dem angehängten Glossar findet sich einiges Wissenswertes über Vulkane allgemein, die beiden fränzösischen Vulkanologen Maurice und Katia Krafft und einige ihrer Kollegen.
"Wenn man auf explosive Vulkane spezialisiert hat, lohnt sich die Mühe nicht, etwas für den Ruhestand zurückzulegen" hat er [Maurice] mal in einem Vortrag gesagt. "Ich würde sogar sagen, wenn ein Vulkanologe, der auf explosive Vulkane spezialisiert ist , wirklich das Rentenalter reicht, ist das eher suspekt. Man könnte meinen, dass er seine Arbeit nicht gewissenhaft gemacht hat."(Nachwort, S.346)
Die Vulkane sind in diesem Buch die Hauptdarsteller. Katja Brandis versteht es wie kaum eine zweite Autorin die Natur so lebendig und fesselnd zu schildern, dass das Buch zum einen ein reichhaltiges und fundiertes Wissen ähnlich eines Sachbuchs vermittelt, zum anderen mit so viel Spannung und Tempo aufwartet, dass man die Seiten nur so inhaliert.
Einzig die Liebesgeschichte zwischen Jan und dem neapolitanischen Teenager Gulia hätte es für mich in dem gewählten Umfang nicht gebraucht. Insgesamt fand ich die entstehende Freundschaft und Jugendliebe zwar gut gewählt als Aufhänger, um den späteren Show-Down im vom Vulkanausbruch bedrohten Neapel noch gefühlmäßiger und mitreißender zu gestalten, jedoch drängt diese Rahmenhandlung die Vulkane am Ende beinahe in die zweite Reihe. Dieses Gefühl hatte ich insbesondere in den Szenen mit Guilas Exfreund Nino - hier war mir die Story teilweise etwas zu klischeebehaftet. Aber das ist Jammern auf allerhöchstem Niveau, da mich die Charaktere ansonsten überzeugt haben und die Geschichte lebendig und ohne Längen erzählt ist.