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Produktdetails
  • Verlag: Böhlau Wien
  • Seitenzahl: 37
  • Abmessung: 300mm
  • Gewicht: 1270g
  • ISBN-13: 9783205985549
  • Artikelnr.: 24620953
  • Herstellerkennzeichnung
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.09.1996

Überwindung der Kontraste: Bilder aus der Wachau um 1900

Konrad Heller war ein eifriger Handwerker des Lichtbilds. Er legte Wert darauf, auf der Rückseite seiner Bilder mitzuteilen, was zum Gelingen geführt hat. Das ist nicht ungewöhnlich für die frühe Fotografie, aber seine Vermerke lesen sich, als habe er Licht und Schatten regelrecht niedergerungen: "Bemerkenswert die Überwindung der geradezu unglaublichen Kontraste durch die von mir erdachte Entwicklungsmethode", notierte er zu seinen frühen Aufnahmen verwinkelter Gassen, von Höfen und Mühlen in der Wachau. In seinem Testament bestimmte er seine Bilder und fotografischen Utensilien zum Verkauf; "sorgfältig aufbewahrt" indessen sollten seine Auszeichnungen, Diplome und Medaillen werden, Zertifikate eines siegreichen Kampfs. Er verwendete extra große Platten und zwei Entwickler, und es gelang ihm, bei schwierigen Lichtverhältnissen feine Details aus Schattenpartien herauszuarbeiten.

Manche seiner Motive erinnern, ungleich einfacher zwar, an die des englischen Fotografen Frederick H. Evans, wie sein Stiegenaufgang in Dürnstein an "A Sea of steps", das Treppenmeer der Kathedrale von Wells. Am liebsten nahm Heller die Loggien der alten Höfe auf, Laubengänge, Stiegen in Gewölben, die aus dem Dunklen ins Helle führen, sonnenbeschienene Hauswände und Arkaden. Die Wachauer Dörfer, Obstgärten und Stifte, in der Zeit von 1904 bis 1909 vor allem über die Landeplätze der Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft erreichbar, wirken hermetisch und selbstgenügsam, meist sind sie menschenleer. Es sei denn, Heller gruppiert für die Fremdenverkehrswerbung Staffagefiguren in Tracht am Donauufer, setzt in einer blühenden Marillenplantage ein Mädchen im blütenweißen Plisseekleid in die Zweige oder plaziert auf dem sogenannten Frauenberg von Stein zur größeren Deutlichkeit eine Frau.

Mehr als sechzig Jahre nach seinem Tod dokumentieren nun in einem Band seine Aufnahmen die Wachau in ihrem einsamen Zustand vor dem Fremdenverkehr, teils romanische Häuser, Innenhöfe, gepflastert mit Platten, Hausmauern, über die sich das Weinlaub seinen Weg bahnt. Wie es damals war, beschreiben außerdem zeitgenössische Kommentare, die neben Essays über Hellers Fotografie und über die Zusammenhänge zwischen Tourismus, Malerei, Denkmalschutz und Fotografie stehen. Damals, berichtet ein Zeitzeuge, saß die weiche, liebenswürdige österreichische Resignation an den Ufern des vereinsamten Stromes, baute Wein und "trank sich Vergessenheit". Unsere Abbildung, ein Foto aus dem Jahr 1904, zeigt den Blick über die Donau auf das Stift Melk. CATHERINE TESSMAR

Friedrich Grassegger: "Wachau um 1900". Lichtbilder des Wiener Landschaftsphotographen Konrad Heller (1875 - 1931). Böhlau Verlag, Wien 1996. 221 S., Abb., br., 69,80 DM.

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