Wie frei sind wir wirklich?
Karriere steht für Stärke, Verantwortung und Verzicht. Deswegen ist Karriere auch ein weibliches Wort: DIE Karriere. Zumindest findet das Beata, eine zielstrebige, rastlose Frau Mitte Vierzig, die sich dieses Wort als Lebensziel formuliert hat. Unbeirrt schuftet die
studierte Betriebswirtin Tag und Nacht im Büro und verdient mit ihren Unternehmensanalysen zweifellos…mehrWie frei sind wir wirklich?
Karriere steht für Stärke, Verantwortung und Verzicht. Deswegen ist Karriere auch ein weibliches Wort: DIE Karriere. Zumindest findet das Beata, eine zielstrebige, rastlose Frau Mitte Vierzig, die sich dieses Wort als Lebensziel formuliert hat. Unbeirrt schuftet die studierte Betriebswirtin Tag und Nacht im Büro und verdient mit ihren Unternehmensanalysen zweifellos ein sehr gutes Einkommen. Sie besitzt berufliche Macht: Sie ist es, die sanktioniert, feuert und erniedrigt. Schlecht fühlt sie sich dabei allerdings nicht, denn Mitmenschen sind für sie nur Zeitfresser und bringen Veränderungen, die unnötig Kraft kosten. Moral ist eben kein guter Berater, wenn es um Wirtschaftlichkeit geht. Dass Beata seit Jahren eine Patenschaft zu einem afrikanischen Kind pflegt, wirkt da fast wie eine Altlast aus früheren Jahren, die sie noch mit sich herumschleppt.
Doch dann passiert es plötzlich: Beata wird von einer Sekunde auf die nächste aus ihrem Leben gerissen und landet in einer anderen, völlig grotesken Zwischenwelt. Es ist ein Ort voller Magie und seltsamer Menschen, die Beata manchmal mit tiefgründigem, aber verträumten Blicken ansehen, so abwesend, als wären sie zeitgleich noch woanders. „Du behandelst die Erde, unsere Mutter, und den Himmel wie Dinge, die man kaufen, ausbeuten und weiterverkaufen kann!“ Beata ahnt allerdings nicht im Geringsten, wer dieses dürre Mädchen ist, das ihr diese Worte an den Kopf wirft.
Eine wunderschöne Geschichte, rührselig und zugleich moralisch, aber keineswegs kitschig. Es ist ein Appell an uns, nicht blind und eigennützig irgendwelche Ziele zu verfolgen, die zwar für uns wichtig erscheinen, aber in Wirklichkeit gar keine Bedeutung haben. Vielleicht wird der eine oder andere Leser bemerken, dass in dieser Geschichte statt „Beata“ genauso gut sein eigener Name stehen könnte. Ich habe aus diesem Buch eine ganz besondere Lehre gezogen: Bei jedem Lebensziel, das wir uns setzen, müssen wir uns immer fragen, ob es sich lohnt, dass wir unsere Lebenszeit dafür verwenden, es überhaupt zu verwirklichen.
Das Buch eignet sich besonders gut als Geschenk zu Weihnachten, weil im Hintergrund immer der leise Appell an unsere Mitmenschlichkeit mitschwingt. Darauf deutet auch der Name „Beata“ hin, der für „die Selige“ steht.
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