Eine Liebesgeschichte, so schön, so verwegen, wie nur Christine Wunnicke sie schreibt. Schauplatz ist Frankreich im 18. Jahrhundert, das vorrevolutionäre und das überaus revolutionäre. Und es lieben sich zwei Frauen, die verschiedener nicht sein könnten: Marie Biheron, die schon im zarten Alter Leichen seziert, um deren Innenleben aus Wachs zu modellieren; und Madeleine Basseporte, die zeichnend die Anatomie von Blumen aufs Papier zaubert, weil Menschen einen ja doch nur von der Arbeit abhalten und meist keine Ahnung haben. Männer kommen auch vor, in schönen Nebenrollen - ein nervöser Bestseller-Autor, ein junger Nichtsnutz und Diderot, der Kaffee trinkt und viel redet. Ein hinreißender Liebesroman, der hin und her schwingt zwischen der Zeit, als Küchenschellen friedlich am Wegesrand wachsen, und jenen Schreckenstagen, als nicht allein der Königin wie einer schönen Blume der Kopf abgeschlagen wurde.
»Wer [Christine Wunnicke] heute immer noch nicht kennt, hat wirklich mehrere Leben versäumt.« Marie Schmidt, Süddeutsche Zeitung »Historische Romane müssen nicht a) als Wälzer erscheinen, b) von Tatsachen berichten, c) ihre Leserschaft langweilen. Sie können auch von Christine Wunnicke sein.« Jürgen Kaube, FAZ Höchste Zeit, einen Kometen nach der wunderbaren Schriftstellerin Christine Wunnicke zu benennen.« Hubert Winkels, Die Zeit
Perlentaucher-Notiz zur Dlf-Rezension
Christine Wunnicke widmet sich in ihrem neuen Roman einer historischen Figur, beschreibt der von der Lektüre ziemlich beglückte Rezensent Jan Drees, und zwar der im 18. Jahrhundert lebenden Marie Bihéron, die bereits im Teenagealter damit begann, Leichen zu sezieren. Sowohl aus Wissensdrang als auch aus religiösen und ökonomischen Motiven beschäftigte sich die Protagonistin über mehrere Jahrzehnte hinweg mit Leichen, ihre Leichenpräparationen und später vor allem ihre Wachsmodelle wurden international bekannt. Drees geht auf den vielschichtigen Titel ein, der nicht nur auf das Material Wachs, sondern auch aufs Wachsen verweist, sowie auf die Aufklärung, die dem Absolutismus erwachse. Weiterhin beschäftigt sich der Rezensent noch mit der zweiten wichtigen Figur des Buchs, der Malerin Madeleine Françoise Basseporte, die zu Bihérons Zeichenlehrerin, sowie auch - historisch nicht eindeutig belegt, aber wahrscheinlich korrekt - zu ihrer Lebensgefährtin wird. Drees beschreibt einen sexuell aufgeladenen Kirchenbesuch der beiden Frauen und weist darauf hin, dass Wunnicke keineswegs bloß eine weitere emanzipative Erzählung vorlegt, feministisch ist hier vor allem der unbedingte Körperbezug, wichtig ist im Buch außerdem eine genaue Rekonstruktion handwerklicher Tätigkeit. Insgesamt toll, resümiert Drees, wie dieser zutiefst humanistische Roman mit einer an Sofia Coppolas Filme erinnernden Souveränität ein gelungenes, von Solidarität und Liebe geprägtes Leben nachzeichnet.
© Perlentaucher Medien GmbH
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