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Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Nicht überzeugt ist Rezensent Florian Keisinger von Charlie Englishs Versuch, die Agitation der Nationalsozialisten wider "entartete Kunst" und ihr Euthanasieprogramm unter einen Hut zu bringen. Der in England breit rezipierte Band setzt, zeichnet Keisinger nach, bei einer Sammlung von Bildern psychisch Erkrankter an, die Hans Prinzhorn, seines Zeichens Arzt und Kunsthistoriker, ab 1919 anzulegen begann. Prinzhorn wollte aufzeigen, so der Rezensent, dass Kunst nicht nach medizinischen Kategorien beurteilt werden kann, ein Ansinnen, das von den Nationalsozialisten in sein Gegenteil verdreht wurde. Wie English die Kulturkämpfe der 1920er und auch die bereits 1925 in Thüringen einsetzenden nationalsozialistischen "Säuberungen" darstellt, gefällt Keisinger durchaus. Die Probleme beginnen für ihn, wenn der ehemalige Guardian-Journalist die Tatsache, dass einige der von Prinzhorn gesammelten Künstler von den Nazis ermordet wurden, zu einer Parallele zwischen der Agitation gegen moderne Kunst und dem NS-Euthanasieprogramm verallgemeinert. Für Keisinger ist das eine ethisch bedenkliche Verwechslung zweier Ebenen, nämlich von Symbolpolitik und Massenmord.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Charlie English (...) verflicht disparate Stränge, spielt mit den Kategorien, wechselt von Metaphorik zu Eigentlichkeit und zurück, spekuliert und assoziiert. Heraus kommt eine spannende, originelle Geschichtserzählung, für die anderen, zumal deutschen Autoren die Unbefangenheit fehlen würde.« Süddeutsche Zeitung 20230530