Klaus Scherer trifft nicht nur, wie es seine Chronistenpflicht ist, US-Politiker und ihre Berater, sondern nimmt das ganze Riesenland unter die Lupe. Er begleitet Armenhelfer in Arizona und Kentucky ebenso wie Immobilien-Zocker in Kalifornien. FBI-Fahnder erklären ihm, wie das Land in seine tiefste Krise rutschte, und langjährige US-Sicherheitsberater, was sie als nächste Herausforderungen fürchten. Detail- und pointenreich schildert er den Richtungskampf, der zwischen der letzten und der kommenden Präsidentschaftswahl nie aufgehört hat und der die Supermacht, womöglich gar gegen den Wählerwillen, noch weitere vier Jahre lähmen könnte. Seinen eigenen, oft kuriosen Alltag als Fernsehreporter, Familienvater und Vielreisender in den USA klammert Scherer - zum Gewinn des Lesers - dabei nicht aus.
Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension
Rezensent Martin Klingst bespricht drei Bücher deutscher Korrespondenten über Amerika. ARD-Korrespondent Klaus Scherer widmet sich in seinem Buch vor allem den vier Jahren der Regierung Barack Obamas. Es geht um Schuldenkrise, Krieg, Gesundheitsreform oder Ölkatastrophe - immer erzählt am Beispiel einzelner Menschen. Scherers Sympathie für Barack Obama ist klar, meint Klingst, den das nicht im mindesten stört. Aber er wünschte sich auch, Scherer hätte - wie übrigens auch die anderen Autoren - sich nicht allein auf die negativen Aspekte Amerikas konzentriert. Immerhin habe Obama zwei Kriege beendet, eine globale Wirtschaftsdepression verhindert und das Gesundheitswesen reformiert. Klingst empfiehlt dem deutschen Leser zur Vervollständung seines Amerikabildes auch ein paar amerikanische Autoren zu lesen - Robert Kaplan, Charles Kupchan und das Autorenduo Thomas Friedman und Michael Mandelbaum.
© Perlentaucher Medien GmbH
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