Grenzen unseres Erkenntnisvermögens
In diesem Werk wird den Lesern das konstruktivistische Denken nicht auf trockene wissenschaftliche Art und Weise, sondern in Form eines Gesprächs vermittelt. Ursprung ist ein Interview, welches Bernhard Pörksen mit Heinz von Foerster 1998 geführt hat. Aus
diesem Interview entwickelte sich ein fruchtbares Gespräch, welches als Buch veröffentlicht wurde. Die…mehrGrenzen unseres Erkenntnisvermögens
In diesem Werk wird den Lesern das konstruktivistische Denken nicht auf trockene wissenschaftliche Art und Weise, sondern in Form eines Gesprächs vermittelt. Ursprung ist ein Interview, welches Bernhard Pörksen mit Heinz von Foerster 1998 geführt hat. Aus diesem Interview entwickelte sich ein fruchtbares Gespräch, welches als Buch veröffentlicht wurde. Die Gesprächsform erweist sich als geeignetes Stilmittel zur Wissensvermittlung.
Gleich im ersten von fünf Kapiteln „Bilder des Wirklichen“ geht es um Wahrnehmung, Objektivität und Wahrheit. Unsere Sinne liefern keine naturgetreue Abbildung der Natur. Aber diese Erkenntnis ist nicht neu und gilt nicht nur für den Konstruktivismus, sondern auch für die evolutionäre Erkenntnistheorie. Diese lehnt Heinz von Foerster ab, da sie impliziert, dass es im Laufe der Evolution eine Annäherung an die wirkliche Welt, also an das „Ding an sich“ (im Sinne von Kant), gibt. Für eine Ontologie ist im Konstruktivismus kein Platz. Interviewer Pörksen versucht Heinz von Foerster darauf einzugrenzen, wo denn seine Position liegt zwischen den Extremen „naiver Realismus“ und „Solipsismus“, aber von Foerster lehnt (aus gutem Grund) Kategorisierungen ab.
Im Sinne der evolutionären Erkenntnistheorie haben realitätsferne Entwicklungen keine Chance zu überleben, da sie durch Selektion aussterben. Im Konstruktivismus müssten auch „realitätsferne“ Konstruktionen überleben können. Wenn man bei Rot über die Ampel geht, wird man überfahren, egal welches Konstrukt dem Subjekt zugrunde liegt. Das konstruktivistische Denken offenbart damit Schwächen, die in dem Buch nicht hinreichend behandelt werden. Auch der Konstruktivismus muss sich hinsichtlich des Erkennens auf neurophysiologische Vorgänge beziehen, die aber im Sinne des Konstruktivismus selbst wieder Konstrukte sein müssten. Der Bezug zu den Beobachtungen des Physiologen Johannes Müller auf den ersten Seiten des Buches dürfte so gesehen als Stütze für den Konstruktivismus gar nicht herangezogen werden.
In „Perspektiven der Praxis“ erläutert von Foerster Beispiele aus seiner Arbeit mit Schülern und Studenten, in denen die Vorzüge einer subjektiven konstruktivistischen Sicht deutlich werden. Lernende sind im Sinne seiner Definition „nichttriviale Maschinen“, die in ihrem Lernverhalten komplexer und auch kreativer sind, als manch einem Lehrenden bewusst ist.
Unter Kybernetik versteht man im Allgemeinen die Wissenschaft von der Steuerung von Maschinen, Organismen und sozialen Organisationen. Zirkuläre Kausalität ist ein kybernetisches Prinzip. Angewandt auf das Erkennen werden die Konturen einer Kybernetik der Kybernetik sichtbar. „Man lernt sich als Teil der Welt zu verstehen, die man beobachten will“, so von Foerster.
Heinz von Foerster ist ein angenehmer Gesprächspartner, da er undogmatisch ist. Er bemüht sich, nicht in Fallen zu tappen, indem er sich nicht festlegt. In diesem Buch sind nicht nur die Grundlagen, sondern für den aufmerksamen Leser auch die Grenzen des Konstruktivismus deutlich geworden.