Die Idee einer agonistischen Pragmatik wurde von Lyotard formuliert, der, ausgehend von Wittgensteins Sprachspielen, zu folgendem methodologischen Prinzip gelangt: "Sprechen ist Kampf, im Sinne von Spiel, und die Sprachakte entspringen einer allgemeinen Agonistik". Lyotard findet u.a. bei Nietzsche die grundlegenden Intuitionen für die Artikulation einer Agonistik der Sprache. Nietzsche wiederum setzt sich mit dem Begriff des "Agon" (Spiel, Kampf, Streit) auseinander, indem er die für die klassische Rhetorik charakteristische diskursiv-argumentative Praxis untersucht. Wir sagen also, dass Äußerungen als Perspektiven in einer konflikthaften, dissensuellen, agonistischen Weise aufeinander bezogen sind. Die Wahrheit ist also eine Schöpfung, die nicht "ex nihilo" stattfindet, sondern unter den Bedingungen eines "Agons" von Perspektiven, in dem die Macht als Kriterium der Wahrheit fungiert.