Becks kognitive Theorie der Depression sowie die Hilflosigkeitstheorie der Depression und deren Reformulierungen haben viele kognitionspsychologische Untersuchungen angeregt. Gemeinsames Ziel der meisten Studien war es, ein depressionstypisches Defizit bei der Informationsverarbeitung nachzuweisen. Der Autor leistet eine kritische Re-Analyse der dabei verwendeten Forschungsheuristik und der Ergebnisinterpretation. In sieben eigenen experimentellen Studien wurden die Wahrnehmungsgenauigkeit für Rückmeldungen zu Leistungshandlungen oder sozialen Interaktionen, das Vermeidungslernen, die kompensatorische Anstrengungsbereitschaft nach selbstwertkritischer Rückmeldung und die entschlussfördernde Wirkung von abwägendem oder planendem Denken bei Depressiven und Nichtdepressiven untersucht. Die Ergebnisse stützen ausnahmslos die These, dass Depressive kein Defizit bei der Informationsverarbeitung haben. Mit seiner emotionstheoretischen Konzeption einer "Depressiven Bewusstseinslage" bietet dieser Band eine Grundlage zur sinnstiftenden Integration bisheriger Befunde und zeigt auf, dass depressionstypisches Wahrnehmungs-, Urteils- und Entscheidungsverhalten funktional und adaptiv sein kann.
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