Produktdetails
- Verlag: Bouvier
- Seitenzahl: 140
- Erscheinungstermin: 3. Quartal 2008
- Deutsch
- Abmessung: 220mm
- Gewicht: 286g
- ISBN-13: 9783416031776
- ISBN-10: 3416031776
- Artikelnr.: 24889788
- Herstellerkennzeichnung Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.02.2009Äußere Wirklichkeit
Was weiß man über das Talent? Vielleicht nur das: Es ist rar. "So viele Talente, wie die Schreibseminare und ,Workshops' bevölkern, kann es in Wahrheit nicht geben", spricht der Kölner Germanist Walter Hinck, der seit vielen Jahren als Literaturkritiker für diese Zeitung tätig ist, in seinem Buch "Wahrnehmung des Lebens" eine bittere Wahrheit gelassen aus. Weil aber das Bittere in der deutschsprachigen Literaturszene nur mäßig beliebt ist, versüßt man es durch ein zuckriges Fördersystem: "Ich kenne Fälle, in denen Schriftsteller, nachdem sie einen Literaturpreis erhalten hatten, ,abhoben', ihren Erwerbs- oder Nebenberuf aufgaben und schon bald, Hilfe suchend, bei der Institution wieder anklopften, deren Satzung eine Weiter- oder Dauerförderung ausschließt." Auch mangele es der Literatur reiner Schreibtischgenies oft am Realitätsbezug. Doch das Buch ist keine Klage: Hinck stellt vielmehr drei zeitgenössische Ausnahmen von der Regel vor. Den Anfang macht der Diplomat Erwin Wickert. Nicht nur dessen autobiographische Texte, auch seine historischen Romane wie "Der Purpur" (1965) oder "Zappas" (1995) würden belebt durch Weltkenntnis. Dass der Jurist Bernhard Schlink seinen Detektiv-Romanen - "Selbs Justiz" (1987), "Selbs Betrug" (1992), "Selbs Mord" (2001) - eine rechtswissenschaftliche Grundierung gab, ist offensichtlich, aber auch die Art der Bezugnahme auf die KZ-Prozesse im "Vorleser" (1994) verrät den Fachmann. Fazit: Auch wenn Erfahrung fürs Dichten nicht ausreiche, sei "ihre Mitgift doch eine Weltoffenheit des Erzählens". (Walter Hinck: "Wahrnehmung des Lebens". Vom Schreiben im Nebenberuf. Bouvier Verlag, Bonn 2008. 144 S., geb., 16,90 [Euro].) oju
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Was weiß man über das Talent? Vielleicht nur das: Es ist rar. "So viele Talente, wie die Schreibseminare und ,Workshops' bevölkern, kann es in Wahrheit nicht geben", spricht der Kölner Germanist Walter Hinck, der seit vielen Jahren als Literaturkritiker für diese Zeitung tätig ist, in seinem Buch "Wahrnehmung des Lebens" eine bittere Wahrheit gelassen aus. Weil aber das Bittere in der deutschsprachigen Literaturszene nur mäßig beliebt ist, versüßt man es durch ein zuckriges Fördersystem: "Ich kenne Fälle, in denen Schriftsteller, nachdem sie einen Literaturpreis erhalten hatten, ,abhoben', ihren Erwerbs- oder Nebenberuf aufgaben und schon bald, Hilfe suchend, bei der Institution wieder anklopften, deren Satzung eine Weiter- oder Dauerförderung ausschließt." Auch mangele es der Literatur reiner Schreibtischgenies oft am Realitätsbezug. Doch das Buch ist keine Klage: Hinck stellt vielmehr drei zeitgenössische Ausnahmen von der Regel vor. Den Anfang macht der Diplomat Erwin Wickert. Nicht nur dessen autobiographische Texte, auch seine historischen Romane wie "Der Purpur" (1965) oder "Zappas" (1995) würden belebt durch Weltkenntnis. Dass der Jurist Bernhard Schlink seinen Detektiv-Romanen - "Selbs Justiz" (1987), "Selbs Betrug" (1992), "Selbs Mord" (2001) - eine rechtswissenschaftliche Grundierung gab, ist offensichtlich, aber auch die Art der Bezugnahme auf die KZ-Prozesse im "Vorleser" (1994) verrät den Fachmann. Fazit: Auch wenn Erfahrung fürs Dichten nicht ausreiche, sei "ihre Mitgift doch eine Weltoffenheit des Erzählens". (Walter Hinck: "Wahrnehmung des Lebens". Vom Schreiben im Nebenberuf. Bouvier Verlag, Bonn 2008. 144 S., geb., 16,90 [Euro].) oju
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main