Eine argentinische Familie im Citroën und ein alleinreisender Deutscher imChevrolet geraten in der Einöde Patagoniens in ein Unwetter. Während dergemeinsam verbrachten Sturmnacht erregt die Kleinwüchsigkeit von Lilith, der12- jährigen Tochter der Familie, die Aufmerksamkeit des Ausländers, der sichJosé nennt. Nach der Ankunft in Bariloche quartiert sich der Fremde bei derFamilie als Untermieter ein und verspricht, das Mädchen zu behandeln. Alser dann sogar Liliths neugeborenen Zwillingsschwestern das Leben rettet, gewinnter nach und nach das Vertrauen der Familie. Doch die seltsamen Skizzenin seinem Zimmer lassen keinen Zweifel zu: José und Josef Mengele, der KZArztvon Auschwitz, sind ein und dieselbe Person . . .Lucía Puenzo greift in ihrem neuen Roman die Fakten und Mythen rund umden in ihrem Heimatland Argentinien untergetauchten Nazi-Verbrecher auf -es ist die distanzierte Annäherung an einen Besessenen. Anders als Lilith, dieMengele in kindlicher Faszination erliegt, weiß der Leser doch nur zu genau, mitwelchem Scheusal sie es zu tun hat.Ein gewagtes, ambitioniertes Buch.
Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Einfach "grandios" findet Rezensent Kersten Knipp Lucía Puenzos im Jahr 1960 angesiedelten Roman über die unwahrscheinliche Freundschaft eines kleinwüchsigen Mädchens mit dem KZ-Arztes Josef Mengele im argentinischen Exil, in deren Verlauf das Kind, Tochter einer deutsch-jüdischen Mutter und eines argentinische Vaters, Schritt für Schritt die Vergangenheit des Arztes zu erahnen beginnt. Dennoch freundet sie sich mit ihm an, denn er hat (scheinbar) Verständnis und verspricht ihr eine Behandlung, die sie wachsen lässt. Puenzo gelingt es meisterhaft, in ihre Figuren hineinzuschlüpfen, lobt die Rezensentin, die der rätselhaften Freundschaft eine "perverse Konstellation" zugrunde liegen sieht: Wie das Kind an der titelgebenden Puppe hängt, wird das Kind für den obsessiven Arzt und dessen Forschungsinteresse zur Puppe. So ist es am Ende, schließt die Rezensentin, das nicht geringe Verdienst dieses "absolut lesenswerten" Buches, die vielfältigen Formen des Missbrauchs aufzudecken.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.11.2012Vorsicht vor dem Puppenarzt aus Patagonien
Die argentinische Erzählerin Lucía Puenzo folgt in ihrem Roman Josef Mengele durch Argentinien - und lässt den Schrecken im Miniaturformat wiederauferstehen.
Selten sorgte ein lateinamerikanisches Debüt bei uns für ähnlich polarisierte Reaktionen wie 1999 Roberto Bolaños "Die Naziliteratur in Amerika". Gar nicht lachen konnten manche über den schwarzen Humor dieses Defilees apokrypher Hakenkreuzfahnendichter mit ihren haarsträubenden Biographien. Vielleicht auch angesichts der Legion alles andere als fiktiver Nazis, die den Kontinent über Jahrzehnte unbehelligt bewohnt und dabei einen kruden Legendenschatz hinterlassen hatten: bis hin zur These von Hitlers barabarossahaftem Weiterleben in einem "Neuen Berchtesgaden" am Südpol, das den (ebenso wenig fiktiven) chilenischen Holocaust-Leugner Miguel Serrano einst zu Antarktis-Expeditionen bewog und ihn bis zu seinem Tod vor drei Jahren nicht losließ.
Ein Roman über das Minenfeld schien für seriöse Autoren fast ein Tabu zu sein. Umso überraschender ist es, wenn sich eine junge Argentinierin wie Lucía Puenzo an das Wagnis eines Romans über Josef Mengele macht. Von Scheu vor dem Abgedroschenen keine Spur. Puenzos Mengele ist genau so, wie man sich einen Auschwitz-Arzt im argentinischen Exil vorstellt: diszipliniert, mit makellosen Umgangsformen, gebräuntem Teint und einer nach wie vor noch tiefer gebräunten Seele, die beim Anblick der Rassenschande im ethnischen Schmelztiegel Argentinien Tag für Tag von Ekel und Nostalgieanfällen nach Großdeutschland gepackt wird. Vor allem nach den Menschenversuchen mit Zwillingskindern, die er abbrechen musste, bevor er die Herrenrasse auf medizinischem Wege heranzüchten konnte. Natürlich ist Mengele - "José" genannt in seiner neuen Heimat - wie sein Führer Vegetarier, sammelt Hakenkreuz-Messer sowie andere Devotionalien und bildet Teil eines konspirativen Nazi-Netzwerks, das als eine Art überlebende fünfte Kolonne den ganzen Kontinent umspannt.
Im Jahr 1960 wird es erstmals ungemütlich im braunen Dorado. Der Mossad macht Jagd auf Adolf Eichmann. José hegt den begründeten Verdacht, das nächste Ziel zu sein. So macht er sich überstürzt im Auto von Buenos Aires auf in Richtung Süden. Zunächst will er in Bariloche unterschlüpfen - mit seiner deutschen Tradition, seinen Alpenchalets und Skipisten eigentlich das Paradies für einen Mann, der tropisches Klima hasst. Bei dergleichen Ingredienzien könnte man sich leicht auf dem Terrain der historischen Kolportage wähnen. Wäre da nicht der rätselhaft fremdartig klingende Romantitel: "Wakolda". Nicht minder fremdartig ist die Geschichte dahinter: Durch ein Sturmgewitter in der Wüste ist José gezwungen, zusammen mit einer deutschstämmigen Hochschwangeren, ihrem Mann und deren drei Kindern Unterschlupf in der Hütte des Straßenbauers Cumín zu nehmen. Der Zusammenstoß der Kulturen im Wüten der Elemente führt immer wieder an den Rand der Eskalation. Als die Nacht vorüber ist, hat das Schicksal alle miteinander verbunden. José hat in Lilith, der zwölfjährigen zwergwüchsigen Tochter der Familie, das Objekt seiner medizinischen Obsessionen gefunden: eine durch Rassenvermischung Degenerierte, die er durch die Macht seiner Wissenschaft retten kann. Zudem vermutet sein geschulter Blick im Bauch der Mutter Eva doppelte Beute.
Lilith wiederum hat mit der Tochter des Gastgebers ein heimliches Tauschgeschäft abgeschlossen. Sie opfert ihre Puppe namens Herlitzka - mechanisches Meisterwerk mit erschreckend blauen Augen aus der Hand ihres Vater, der eigentlich Uhrmacher ist und jeder seiner "Puppen wie aus Europa" ein Uhrwerk an der Stelle des Herzens einbaut. Dafür erhält sie ein struppiges schwarzhaariges Andenmädchen mit magischen Kräften: Wakolda, die Puppen-Titelheldin des Romans. Zuvor hat Lilith versucht, ihrer Herlitzka ein Bein wieder anzukleben. Doch dies Stückwerk fruchtet nicht - bis José anbietet, mit Chirurgenhand der Puppe das fehlende Glied wieder anzuoperieren.
Begeistert von der präzisen Perfektion, schlägt Lilith vor, Herlitzka auch das zweite Bein abzureißen, damit José es wieder annähen kann. Der erkennt: Hier hat er seine Seelenverwandte gefunden. Es ist der Beginn einer großen Leidenschaft. Wenn José sich in der Folge in der von Eva in Bariloche betriebenen Pension einquartiert und Lilith täglich Überdosen an Wachstumshormonen spritzt, so weil er zum ersten Mal wieder einen Gegenstand für seine Forschungen gefunden hat. Doch dabei verwandelt sich sein Interesse für die körperlichen Defekte Liliths zusehends in erotische Passion, das Szenario von fluchthaften Reisen eines pädophilen Ausländers mit der Tochter seiner Vermieterin in Straßenkreuzern der fünfziger Jahre in ein bizarres Remake von Nabokovs Lolita.
Josef Mengele als argentinischer Klon von Humbert Humbert - in klug bemessenen Dosen treibt Lucía Puenzo ihr Spiel mit der historischen Figur ins unheimlich Groteske. Über das Stereotyp des sich kalt über die Moral erhebenden Wissenschaftsfanatikers, der jede Form von Menschlichkeit als Schwäche verachtet, legen sich zusehends Josés eigene verdrängte Dämonen: die Tragödie eines Heimatlosen. Dennoch machen dergleichen empfindsame Brüche ihn für uns nicht zugänglicher, sondern steigern nur seine Monstrosität. In diesem Paradox liegt die Souveränität von Puenzos Erzählen. Die Autorin versucht gar nicht erst, wie konventionelle Geschichtsromane die historischen Figuren und ihr Umfeld korrekt zu rekonstruieren. José, der patagonische Puppenarzt, bewegt sich chimärenhaft in ein undefiniertes Kontinuum von Fakten und Phantasie, das sich zu keiner Einheit fügen lässt.
Greifbar bleibt am Ende nur die Erkenntnis, dass Mengele beim Abflug in sein - bis zum Tod störungsfreies - brasilianisches Altersexil das Vernichtungswerk unmerklich weitergeführt hat. Seine für Liliths Vater aufgebaute Puppenfabrik erweist sich als Produktionsort von Nazi-Devotionalien mit Geheimbotschaften für das Netzwerk. Unter mysteriösen Umständen stirbt die auf ihn angesetzte Mossad-Agentin, die einst von ihm als Kind im Konzentrationslager zwangssterilisiert wurde. Und als Cumín mit seiner Familie in Bariloche auftaucht, um Wakolda und einen in ihr verborgenen Schatz zurückzufordern, muss Lilith erkennen, dass José mit meisterlichem Kaiserschnitt der Puppe den Bauch aufgetrennt und wieder zugenäht hat. Die Gewalt wiederholt sich im Puppenformat - und verursacht nachhaltige Schäden.
"Wakolda" hinterlässt ein diffuses Grauen über ein Geschehen, das die Opfer zu Tätern macht, die Phantasie der Kinder zum Instrument abstruser Ideologie und ihre unschuldigen Spielzeuge zu deren Waffen. Diesen Effekt erreicht Puenzo, elegant ins Deutsche übertragen von Rike Bolte, mit einer Stilsicherheit, die ihre vorausgehenden Werke übertrifft. In gewisser Weise ist Lucía Puenzo wie Liliths Vater zu einer Puppenmacherin geworden, die ihre Werke so präzise herstellt, dass sie in der miniaturhaften Ähnlichkeit mit dem Wirklichen beängstigend werden.
FLORIAN BORCHMEYER
Lucía Puenzo: "Wakolda". Roman.
Aus dem Spanischen von Rike Bolte. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2012. 192 S., geb., 18,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Die argentinische Erzählerin Lucía Puenzo folgt in ihrem Roman Josef Mengele durch Argentinien - und lässt den Schrecken im Miniaturformat wiederauferstehen.
Selten sorgte ein lateinamerikanisches Debüt bei uns für ähnlich polarisierte Reaktionen wie 1999 Roberto Bolaños "Die Naziliteratur in Amerika". Gar nicht lachen konnten manche über den schwarzen Humor dieses Defilees apokrypher Hakenkreuzfahnendichter mit ihren haarsträubenden Biographien. Vielleicht auch angesichts der Legion alles andere als fiktiver Nazis, die den Kontinent über Jahrzehnte unbehelligt bewohnt und dabei einen kruden Legendenschatz hinterlassen hatten: bis hin zur These von Hitlers barabarossahaftem Weiterleben in einem "Neuen Berchtesgaden" am Südpol, das den (ebenso wenig fiktiven) chilenischen Holocaust-Leugner Miguel Serrano einst zu Antarktis-Expeditionen bewog und ihn bis zu seinem Tod vor drei Jahren nicht losließ.
Ein Roman über das Minenfeld schien für seriöse Autoren fast ein Tabu zu sein. Umso überraschender ist es, wenn sich eine junge Argentinierin wie Lucía Puenzo an das Wagnis eines Romans über Josef Mengele macht. Von Scheu vor dem Abgedroschenen keine Spur. Puenzos Mengele ist genau so, wie man sich einen Auschwitz-Arzt im argentinischen Exil vorstellt: diszipliniert, mit makellosen Umgangsformen, gebräuntem Teint und einer nach wie vor noch tiefer gebräunten Seele, die beim Anblick der Rassenschande im ethnischen Schmelztiegel Argentinien Tag für Tag von Ekel und Nostalgieanfällen nach Großdeutschland gepackt wird. Vor allem nach den Menschenversuchen mit Zwillingskindern, die er abbrechen musste, bevor er die Herrenrasse auf medizinischem Wege heranzüchten konnte. Natürlich ist Mengele - "José" genannt in seiner neuen Heimat - wie sein Führer Vegetarier, sammelt Hakenkreuz-Messer sowie andere Devotionalien und bildet Teil eines konspirativen Nazi-Netzwerks, das als eine Art überlebende fünfte Kolonne den ganzen Kontinent umspannt.
Im Jahr 1960 wird es erstmals ungemütlich im braunen Dorado. Der Mossad macht Jagd auf Adolf Eichmann. José hegt den begründeten Verdacht, das nächste Ziel zu sein. So macht er sich überstürzt im Auto von Buenos Aires auf in Richtung Süden. Zunächst will er in Bariloche unterschlüpfen - mit seiner deutschen Tradition, seinen Alpenchalets und Skipisten eigentlich das Paradies für einen Mann, der tropisches Klima hasst. Bei dergleichen Ingredienzien könnte man sich leicht auf dem Terrain der historischen Kolportage wähnen. Wäre da nicht der rätselhaft fremdartig klingende Romantitel: "Wakolda". Nicht minder fremdartig ist die Geschichte dahinter: Durch ein Sturmgewitter in der Wüste ist José gezwungen, zusammen mit einer deutschstämmigen Hochschwangeren, ihrem Mann und deren drei Kindern Unterschlupf in der Hütte des Straßenbauers Cumín zu nehmen. Der Zusammenstoß der Kulturen im Wüten der Elemente führt immer wieder an den Rand der Eskalation. Als die Nacht vorüber ist, hat das Schicksal alle miteinander verbunden. José hat in Lilith, der zwölfjährigen zwergwüchsigen Tochter der Familie, das Objekt seiner medizinischen Obsessionen gefunden: eine durch Rassenvermischung Degenerierte, die er durch die Macht seiner Wissenschaft retten kann. Zudem vermutet sein geschulter Blick im Bauch der Mutter Eva doppelte Beute.
Lilith wiederum hat mit der Tochter des Gastgebers ein heimliches Tauschgeschäft abgeschlossen. Sie opfert ihre Puppe namens Herlitzka - mechanisches Meisterwerk mit erschreckend blauen Augen aus der Hand ihres Vater, der eigentlich Uhrmacher ist und jeder seiner "Puppen wie aus Europa" ein Uhrwerk an der Stelle des Herzens einbaut. Dafür erhält sie ein struppiges schwarzhaariges Andenmädchen mit magischen Kräften: Wakolda, die Puppen-Titelheldin des Romans. Zuvor hat Lilith versucht, ihrer Herlitzka ein Bein wieder anzukleben. Doch dies Stückwerk fruchtet nicht - bis José anbietet, mit Chirurgenhand der Puppe das fehlende Glied wieder anzuoperieren.
Begeistert von der präzisen Perfektion, schlägt Lilith vor, Herlitzka auch das zweite Bein abzureißen, damit José es wieder annähen kann. Der erkennt: Hier hat er seine Seelenverwandte gefunden. Es ist der Beginn einer großen Leidenschaft. Wenn José sich in der Folge in der von Eva in Bariloche betriebenen Pension einquartiert und Lilith täglich Überdosen an Wachstumshormonen spritzt, so weil er zum ersten Mal wieder einen Gegenstand für seine Forschungen gefunden hat. Doch dabei verwandelt sich sein Interesse für die körperlichen Defekte Liliths zusehends in erotische Passion, das Szenario von fluchthaften Reisen eines pädophilen Ausländers mit der Tochter seiner Vermieterin in Straßenkreuzern der fünfziger Jahre in ein bizarres Remake von Nabokovs Lolita.
Josef Mengele als argentinischer Klon von Humbert Humbert - in klug bemessenen Dosen treibt Lucía Puenzo ihr Spiel mit der historischen Figur ins unheimlich Groteske. Über das Stereotyp des sich kalt über die Moral erhebenden Wissenschaftsfanatikers, der jede Form von Menschlichkeit als Schwäche verachtet, legen sich zusehends Josés eigene verdrängte Dämonen: die Tragödie eines Heimatlosen. Dennoch machen dergleichen empfindsame Brüche ihn für uns nicht zugänglicher, sondern steigern nur seine Monstrosität. In diesem Paradox liegt die Souveränität von Puenzos Erzählen. Die Autorin versucht gar nicht erst, wie konventionelle Geschichtsromane die historischen Figuren und ihr Umfeld korrekt zu rekonstruieren. José, der patagonische Puppenarzt, bewegt sich chimärenhaft in ein undefiniertes Kontinuum von Fakten und Phantasie, das sich zu keiner Einheit fügen lässt.
Greifbar bleibt am Ende nur die Erkenntnis, dass Mengele beim Abflug in sein - bis zum Tod störungsfreies - brasilianisches Altersexil das Vernichtungswerk unmerklich weitergeführt hat. Seine für Liliths Vater aufgebaute Puppenfabrik erweist sich als Produktionsort von Nazi-Devotionalien mit Geheimbotschaften für das Netzwerk. Unter mysteriösen Umständen stirbt die auf ihn angesetzte Mossad-Agentin, die einst von ihm als Kind im Konzentrationslager zwangssterilisiert wurde. Und als Cumín mit seiner Familie in Bariloche auftaucht, um Wakolda und einen in ihr verborgenen Schatz zurückzufordern, muss Lilith erkennen, dass José mit meisterlichem Kaiserschnitt der Puppe den Bauch aufgetrennt und wieder zugenäht hat. Die Gewalt wiederholt sich im Puppenformat - und verursacht nachhaltige Schäden.
"Wakolda" hinterlässt ein diffuses Grauen über ein Geschehen, das die Opfer zu Tätern macht, die Phantasie der Kinder zum Instrument abstruser Ideologie und ihre unschuldigen Spielzeuge zu deren Waffen. Diesen Effekt erreicht Puenzo, elegant ins Deutsche übertragen von Rike Bolte, mit einer Stilsicherheit, die ihre vorausgehenden Werke übertrifft. In gewisser Weise ist Lucía Puenzo wie Liliths Vater zu einer Puppenmacherin geworden, die ihre Werke so präzise herstellt, dass sie in der miniaturhaften Ähnlichkeit mit dem Wirklichen beängstigend werden.
FLORIAN BORCHMEYER
Lucía Puenzo: "Wakolda". Roman.
Aus dem Spanischen von Rike Bolte. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2012. 192 S., geb., 18,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Puenzo stellt sich erfolgreich der Herausforderung, einen Unmenschen als Mensch zu zeichnen, ohne dass sich der Leser mit ihm auf unangenehme Weise identifiziert.« Felipe Fernández, La Nación