Wal-Mart ist ein Konzern der Superlative: Der US-Gigant erwirtschaftete1997 einen Umsatz von stolzen 200 Milliarden Mark, ist der zweitgrößte private Arbeitgeber in den Vereinigten Staaten und überdies das größte Einzelhandelsunternehmen der Welt. Firmengründer Sam Walton revolutionierte den Einzelhandel in den USA, indem er innovative Informations- und Vertriebssysteme installierte, die der Konkurrenz um Jahre voraus waren. Dieses Buch schildert die Lebensphilosophie des Gründers Sam Walton, seine Unternehmensphilosophie, seine Erfolge, aber auch die Schattenseiten von Wal-Mart. Ein Extrakapitel beschäftigt sich mit den Aktivitäten von Wal-Mart im deutschsprachigen Raum und den daraus resultierenden Folgen.
Die Wal-Mart-Erfolgsstory
Bob Ortega: Wal-Mart. Der Gigant der Supermärkte. Die Erfolgsstory von Sam Walton und dem größten Handelskonzern der Welt. Wirtschaftsverlag Carl Ueberreuter, Wien/Frankfurt 1999, 359 Seiten, 48 DM.
Dieses aus dem Amerikanischen übersetzte Buch handelt von einem Krämer aus der tiefsten Provinz von Arkansas, der ausgezogen ist, den Einzelhandel zu revolutionieren und die etablierten Unternehmen der Branche das Fürchten zu lehren. Der preisgekrönte Wirtschaftsjournalist Bob Ortega beschreibt das Leben und Wirken von Sam Walton, dem verehrten, gehassten, in jedem Falle jedoch respektierten Gründer des inzwischen größten Einzelhandelsimperiums der Welt, das seit einiger Zeit auch seine Fühler nach Deutschland ausgestreckt hat: Wal-Mart.
Sam Walton ist - obwohl schon 1992 gestorben - zu einer in seinem Handelsimperium immer noch präsenten Kultfigur geworden, deren Konzepte bis heute weiterwirken. Dem Autor ist es gut gelungen, die Werte, Zielvorstellungen und Praktiken dieser Unternehmerpersönlichkeit mit ihren Stärken, aber auch ihren Schwächen lebendig und glaubhaft darzulegen. Das Buch hat - wie bei solchen Porträts nicht unüblich - Längen. Und es erweckt nicht den Eindruck eines Management-Textbuchs. Abgesehen von den Anekdoten und Geschichten aus dem Leben des Sam Walton und seiner Getreuen skizziert der Autor die bestechend einfachen und gerade deshalb wohl so erfolgreichen Geschäftsprinzipien des Wal-Mart-Gründers, die nichts von ihrer Aktualität verloren haben. "Biete Niedrigpreise an! Senke Deine Kosten so weit wie möglich! Erziele Deine Gewinne durch erhöhte Absatzmengen (und hohen Umschlag) und nicht durch Preiserhöhungen!" Diese Grundsätze müssen auch heute noch im Wal-Mart-Imperium konsequent von allen Marktleitern befolgt werden, ". . . so wahr ihnen Sam helfe!"
Aus der rigorosen Anwendung dieser Geschäftsprinzipien ergibt sich alles Weitere: Wal-Mart ist heute zumindest in den Vereinigten Staaten eine Verkaufsmaschine, hinter der das technisch ausgefeilteste und effizienteste logistische System steckt - mit dem Ziel, Waren aus Fabriken in Kaufhausregale und letztlich in die Einkaufswagen der Käufer zu befördern.
Am Ende des Buches wird in einem lesenswerten, gegenüber der amerikanischen Ausgabe ergänzten Kapitel des St. Galler Unternehmensberaters Peter J. Rohleder erörtert, wie Wal-Mart möglicherweise (Anmerkung des Rezensenten) den deutschen Markt verändern könnte und welche Antwortstrategien der deutsche Handel schnell ergreifen müsste. Ob sich die Wal-Mart-Erfolgsstory in Deutschland wiederholen lässt oder ob das Deutschland-Engagement zum Milliardengrab für die Amerikaner werden wird, lässt sich noch nicht beantworten. Die Meinungen der Fachleute sind geteilt. In einem sind sich jedoch die Branchenkenner einig: Wal-Mart hat aufgeschreckt und für Bewegung gesorgt.
Bob Ortegas Buch reiht sich in die journalistisch gut aufbereiteten Quasi-Biografien von oder über erfolgreiche Unternehmer ein. Die Lektüre ist unterhaltsam, sie ist darüber hinaus lehrreich und anregend für den Handelsfachmann. Ortega beschreibt vieles von dem, was Kunden, Lieferanten und Wettbewerber von Wal-Mart schon immer über dieses Unternehmen und seinen legendären Gründer haben wissen wollen.
ROBERT FIETEN
(Management-Forschungs-Team, Köln)
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