Walker Evans ist einer der wichtigsten Fotografen des 20. Jahrhunderts und hat die zeitgenössische Kunst auch über die Grenzen seines Mediums hinaus bis heute maßgeblich beeinflusst. Bereits 1938 wurde Evans die erste Einzelausstellung für Fotografie im New Yorker MoMA zuteil, und er prägte besonders durch seine Fotos aus der Zeit der Großen Depression das Selbstbild Amerikas. Die Publikation Walker Evans: Labor Anonymous widmet sich erstmals eingehend einer Serie, die Evans 1946 unter demselben Titel in der Zeitschrift Fortune veröffentlichte. An einem Samstagnachmittag in Detroit positionierte sich Evans mit seiner Rolleiflex-Kamera auf dem Gehweg und lichtete die Passanten, meist Arbeiter, auf die für ihn typische klare und ungeschönte Art ab - eine Ästhetik die er selbst als bewusst "dokumentarischen Stil" beschrieb. Wie schon in früheren Serien, z.B. seinen berühmten Porträts aus der New Yorker U-Bahn, blieb Evans dabei oft unbemerkt, einige der Passanten blicken aber auch direkt in seine Kamera. Weit mehr als eine simple Typologie bietet die Fotoreihe kein fertiges Menschen- oder Klassenbild, sondern regt auch durch die Ambiguität des Titels zur kritischen Reflexion an. Das Buch verankert diese Serie in Evans' Oeuvre und präsentiert eine Auswahl von über fünfzig Fotografien aus der Serie ergänzt durch Kontaktbögen, Entwürfe für einen unveröffentlichten Text zur Serie, Notizen und Briefe sowie weiteres Material aus dem Walker Evans Archive am Metropolitan Museum of Art, New York.