Die Abbildungen und Texte geben dem Leser einen tiefen Einblick in die Mythenwelt des Hinduismus und lassen die Legenden um den Ursprung der Götter und der Entstehung der Welt in einer farbenfrohen und sinnlichen Bildsprache lebendig werden. Ein Kulturerbe von hohem Rang, das bisher weitgehend unbekannt ist.
Die Liebe, nie war sie intensiver als bei den Göttern . . . Siva zum Beispiel, neben Brahma und Vishnu der große Gott des Hinduismus, der Gütige und Gnädige, der Freund, der für Zerstörung steht und für den Neubeginn, den sie ermöglicht. Aber auch: der Liebende, der aus seiner Versenkung gerissen wird in die Liebeslust, durch den brennenden Liebespfeil des Liebesgottes Kama - weil die Paarung Sivas mit Parvati einfach nötig ist fürs Überleben der Welt. Das erste Opfer von Sivas Lust aber wird der Schütze selbst, Sivas zornesfeuriger Blick verwandelt ihn in Asche. Von alldem wird nebenan erzählt, auf der Wandmalerei im Siva-Tempel von Chennamangalam, 18. bis 19. Jahrhundert. Man sieht Kama, schussbereit, darunter seine Frau Rati, trauernd - der tote Mann erscheint ihr in blasser Vision. Dreißig Tempelanlagen hat Krishna Kumar Marar im südwestlichen indischen Bundesstaat Kerala fotografiert für den Band „Wandmalerei in Nordkerala Indien. 1000 Jahre Tempelkunst” (Epilog Albrecht Frenz. Arnoldsche, Stuttgart 2004. 208 S., Abb., 49,80 Euro). Indische Religionsgeschichte in höchster Verdichtung, Spiritualität und Sex kombiniert wie später in Hollywood bei DeMille. Eine Kunst, die am Verschwinden ist, bedroht von klimatischer Zersetzung, von Abriss und Neubau.
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