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Dass wir gehen, scheint uns so selbstverständlich, dass wir oft vergessen, welch kultureller Reichtum, wie viel zu bergendes Glück in unserer alltäglichen Fortbewegungsart liegt. Mit ihrer ebenso leichtfüßigen wie fesselnden kulturgeschichtlichen Expedition verfasst Rebecca Solnit eine Ode an das Gehen und macht sich auf den Weg, um auf Demonstrationen, Pilgerreisen, Bergwanderungen, Stadterkundungen und auf dem Laufband dem Geheimnis des aufrechten Ganges auf die Spur zu kommen. Zu ihrer Reiselektüre gehören dabei sowohl antike Philosophen und romantische Naturschwärmer als auch…mehr

Produktbeschreibung
Dass wir gehen, scheint uns so selbstverständlich, dass wir oft vergessen, welch kultureller Reichtum, wie viel zu bergendes Glück in unserer alltäglichen Fortbewegungsart liegt. Mit ihrer ebenso leichtfüßigen wie fesselnden kulturgeschichtlichen Expedition verfasst Rebecca Solnit eine Ode an das Gehen und macht sich auf den Weg, um auf Demonstrationen, Pilgerreisen, Bergwanderungen, Stadterkundungen und auf dem Laufband dem Geheimnis des aufrechten Ganges auf die Spur zu kommen. Zu ihrer Reiselektüre gehören dabei sowohl antike Philosophen und romantische Naturschwärmer als auch umherschweifende Surrealisten und Bergsteigerberichte. Bald euphorisch, bald nachdenklich schärft sie so unser Bewusstsein für den menschengerechten Rhythmus des Gehens, in dem Körper und Geist mit der Außenwelt zusammenfinden. Ein ebenso beglückendes wie meditatives Buch, das in Zeiten allgegenwärtiger Ankunftsversessenheit und technischer Beschleunigung zur Rebellion aufruft und längst ein Klassiker der modernen englischsprachigen Literatur geworden ist.
Autorenporträt
Rebecca Solnit, 1961 in den USA geboren, zog 17-jährig nach Paris und studierte später in Berkeley. Heute zählt sie zu den bedeutendsten Essayistinnen und Aktivistinnen der USA. Ihr Engagement gilt neben dem Umweltschutz insbesondere den Menschenrechten und dem Feminismus. Daniel Fastner, 1976 geboren, promovierte über materialistische Ansätze der Sprachtheorie.  Seit 2005 übersetzt er aus dem Englischen und Französischen. Er lebt in Berlin, in den vergangenen Jahren auch zeitweise in China.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.09.2021

NEUE REISEBÜCHER

Für den Tisch Sollte man sich der Wanderführerin Rebecca Solnit anvertrauen, dann stolpert man schnell durch alle Themen des Gehens. Denn das Buch, das die US-amerikanische Essayistin und Feministin geschrieben hat, ist wie eine Fernwanderung. Es ist bereits vor 20 Jahren erschienen, erstaunlich, dass es erst jetzt übersetzt wurde, und noch erstaunlicher, dass man ihm sein Alter nicht anmerkt.

Es beginnt mit Spaziergängen nahe der Golden Gate Bridge, denn nur im Gehen könne sie das Schreiben und das Denken voranbringen. Denken werde in der produktionsorientierten Gesellschaft aber als Nichtstun betrachtet. Also müsse man so tun, als täte man etwas, und das Etwas, "das dem Nichtstun am nächsten kommt, ist Gehen". Das ist die Herangehensweise Solnits: aus einfachen Umständen auf Größeres zu schließen, oft mit überraschenden Definitionen. Es geht bei Adam und Eva los, genauer gesagt bei Lucy aus Äthiopien, den Funden der Leakeys und anderen frühen Gehenden. Solnit erklärt verschiedene, auch skurrile Theorien, die sich in der Paläoanthropologie mit dem aufrechten Gang verbanden, und gelangt zu allen Arten modernen Gehens, zum Pilgern, Flanieren, Lustwandeln, Marschieren, Bergsteigen, Spazierengehen und Demonstrieren. Sie bemerkt, wie männerdominiert die Wanderliteratur ist, denn Zwänge hielten Frauen vom Draußensein ab. Das Korsett verursacht bei schneller Bewegung Atemnot, und Stiefelchen waren auch nicht fürs Ausschreiten gemacht; die Gesellschaft fand: Herumlaufen gehörte sich nicht für Frauen. Auf ihrem Spaziergang durch die Literatur zitiert Solnit viel Bekanntes und kennt alle Zitate, die das Wandern lobpreisen. Sie führt den manischen Wanderer Wordsworth an, Henry David Thoreau, aber auch Jane Austens Roman "Stolz und Vorurteil", in dem Elizabeth Bennet sagt: "Ich gehe ganz gern zu Fuß. Die drei Meilen! Wenn man ein Ziel hat, ist die Entfernung nicht der Rede wert." bfer.

Rebecca Solnit: Wanderlust. Eine Geschichte des Gehens. Aus dem Amerikanischen von Daniel Fastner. Matthes und Seitz Berlin, 30,00 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Entspannte, klug reflektierende Ausflüge in symbolisches Gelände und die kuriose Bedeutung von Labyrinthen bringen sie darauf, das Prinzip von Pfad und Route neu zu betrachten: Solnit spürt dem historischen Wandel nach, sortiert sich durchs 'goldene Zeitalter des Wanderns und Flanierens', das sie zum Ende des 18. Jahrhunderts beginnen lässt und in den 1970ern im Auszug der Amerikaner in die Vororte enden sieht. Mit dem Eintritt in die Dienstleistungsgesellschaft braucht die Arbeitswelt den Körper kaum noch, auch das Gehen verschwindet.« Lennart Laberenz der Freitag 20200507